16 Fahrräder vor Flüchtlingsunterkunft zerstochen

Höxter-Stahle. Ob es aus Langeweile geschah oder ein gezielter Angriff war, das wissen Jutta Weber und Birgit Düker nicht. Am Mittwochmorgen, 27. Juli, fanden sie 16 Fahrräder mit zerstochenen Hinterreifen vor der Flüchtlingsunterkunft Stahle vor. Darunter auch ein Anhänger für Kinder. Allesamt Spenden von Bürgern aus Stahle und Albaxen. Fassungslosigkeit macht sich unter den Bewohnern und innerhalb des Teams der Flüchtlingshilfe St. Anna Stahle breit. "Die haben nicht einfach nur kleine Löcher rein gepikst, sondern die Reifen richtig zerstochen", sagt Weber am Freitagmorgen auf dem ehemaligen Schulhof der Unterkunft. Das habe auch die Polizei festgestellt. Bereits in den vergangenen Wochen seien zwei Fahrräder kurz hintereinander gestohlen worden. Damals hätten sie nichts unternommen, doch diese Tat sei eine andere Hausnummer. "Ich weiß nicht, was das soll. So was ist einfach nur unnötig", sagt Birgit Düker. Noch am selben Tag erstatteten sie Anzeige bei der Polizei. "Die haben versprochen, öfter hier Streife zu fahren. Aber direkte Anhaltspunkte gibt es noch nicht", sagt sie. Der einzige Hinweis sind einige Jugendliche, die sich am Dienstagabend auf dem Gelände herumgetrieben haben sollen. Ob das allerdings die Täter sind, ist unklar. Während des Gesprächs dann ein erstaunlicher Fund: Einer der Bewohner findet eine abgebrochene Klinge zwischen den Fahrrädern. Düker untersucht sie kurz. "Damit könnten die Reifen aufgeschlitzt worden sein." Die beiden Frauen vermuten, dass der oder die Täter gestört wurden und die Klinge zurückgelassen haben. Dafür spricht, dass die hinteren Räder der Reihe verschont geblieben sind. Weber und Düker stecken das Fundstück ein, um es der Polizei zu geben. In der ehemaligen Hauptschule am Alten Kirchweg wohnen derzeit 16 afghanische und 23 ukrainische Flüchtlinge, darunter Kinder im Alter von fünf Monaten bis 17 Jahren. Seit dem Ukraine-Krieg ist die Unterkunft wieder voll belegt. "Die sind jetzt natürlich schon ein bisschen besorgt, vor allem die Frauen mit kleinen Kindern", sagt Weber. Jeder Bewohner bekommt auf Wunsch ein gespendetes Fahrrad von der Flüchtlingshilfe gestellt. "Und wenn bald das neun Euro Ticket abläuft, gibt es keine günstigen Transportmittel mehr. Wir brauchen die Fahrräder", so Weber. Um den Bereich besser abzusichern, bat Weber um Sicherheitskameras an der Fassade, blieb aber erfolglos. Aber dann hatte sie Glück: Am gleichen Morgen kontaktierte sie den Bauhof, der nach zwei Stunden mit einem Bauzaun samt Schloss gebracht hat. Der Abstellbereich für die Fahrräder ist fürs Erste also vor unbefugtem Betreten geschützt. Doch nur noch wenige der Räder sind fahrtüchtig. Das soll sich bald ändern. Die Fahrradwerkstatt von dem Verein "Welcome" erklärte sich sofort bereit, bei den Reparaturarbeiten zu helfen. Michael Fliegel und Josef Niegel begutachten die Fahrräder an diesem Morgen. "Den Großteil kriegen wir wieder repariert", sagt Fliegel im Anschluss. In der nächsten Woche wollen sie mit dem Material und weiteren Mitarbeitern wieder kommen, um sich an die Arbeit zu machen. Bis zu 20 Euro Materialkosten pro Fahrrad kommt dann auf die Flüchtlingshilfe zu. Ein Fall dieser Größenordnung sei aber zum Glück nur ein Einzelfall in Höxter, sagt Polizeisprecher Jörg Niggemann auf Anfrage. Die Polizei sucht nun nach dem Täter. "Die Tat ereignete sich etwa zwischen 20 Uhr am Dienstagabend und 8.30 Uhr am Mittwochmorgen. Wer Hinweise zu einem Täter hat oder etwas gesehen hat, sollte sich bei der Polizei Höxter melden", sagt Niggemann.

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