Steigende Kosten: Was beim Hausbau im Kreis Höxter zu beachten ist

Kreis Höxter. Der Traum vom eigenen Haus und kleinem Garten - für viele Menschen rückt der dieser Tage in weite Ferne. Hohe Materialkosten, ausgelastete Handwerker und knappes Bauland machen den Häuslebau zu einem mitunter langwierigen und kostspieligen Unterfangen. Das führt derzeit dazu, dass einige Bauherren ihre bereits reservierten Baugrundstücke wieder an die Kommune zurückgeben. So wurden im Bad Driburger Ortsteil Alhausen einige vereinzelte Grundstücke zurückgegeben, heißt es aus der Stadtverwaltung auf Anfrage. Ein bundesweites Phänomen. So gibt es ähnliche Berichte aus Kommunen in Hessen, Niedersachsen und Bayern. Auch wenn die Stadt Bad Driburg beteuert, dass die Nachfrage nach Grundstücken weiterhin ungebrochen sei - die Entwicklung lässt aufhorchen. Waren Grundstücke doch lange Zeit Mangelware und ein heiß begehrtes Gut. "Wir sind in einem schwierigen Umfeld", sagt Jörg Blum. Der 49-Jährige ist Wohnbaufinanzierungsspezialist bei der Vereinigten Volksbank und berät angehende Immobilienbesitzer und Bauherren bei der Finanzierung ihres Eigenheims. Das habe nicht nur mit den gestiegenen Kosten beim Bau und der Modernisierung zu tun, sondern auch mit Zinssätzen, die nun wieder steigen. Der Hausbau und -kauf wird damit zurzeit deutlich teurer, als noch vor einigen Jahren. Das merke Blum bei vielen Erstberatungen. "In der derzeitigen Situation ist es oft so, dass der Ratenwunsch niedriger ist, als das, was tatsächlich gezahlt werden muss." Lebenshaltungskosten In der Regel berechnen Banken bei der Vergabe von Krediten sämtliche Einkommensquellen, etwa Lohn oder Kindergeld, und ziehen davon 50 Prozent pauschal als Lebenshaltungskosten ab. Von den restlichen 50 Prozent werden weitere Verpflichtungen und die zu erwartende Kreditrate abgezogen. Am Ende der Rechnung sollte dann ein Plus stehen. Derzeit erhöhen die Banken ihre Berechnungsgrundlagen für die Lebenshaltungskosten. Grund ist die steigende Inflation. Wurden vorher 750 Euro für die erste Person und 200 Euro für jede weitere berechnet, liegen die Sätze mittlerweile bei etwa 900 und 300 Euro. "Da ist die Frage, ob der Kunde noch in der Lage ist, den anfallenden Kredit zu bezahlen. Wir wollen ja, dass der Kunde dauerhaft in seiner neuen Immobilie glücklich ist", sagt Jörg Blum. Damit angehende Häuslebauer nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommen, rät der gelernte Bankkaufmann dazu, vor der eigentlichen Planung eine Einnahme-Ausgabe-Rechnung anzufertigen. Damit könnte jeder individuell feststellen, wie viel Geld monatlich eigentlich zur Verfügung steht. Allerdings gebe es eben auch Faktoren, wie etwa die gestiegenen Materialkosten, die nur schwer eingeschätzt werden können. Planung "Die Planungssicherheit für Bauherren nimmt immer mehr ab", sagt Jörg Blum. Deshalb müssten viele, die derzeit schon bauen nachlegen. "Die Nachfinanzierungen nehmen zu." Deshalb rät Blum, einen Puffer in die Finanzierung einzubauen. Zudem empfiehlt der Experte, dass die Planung des Hauses beendet ist, bevor es zu den Kreditgesprächen kommt. Denn erst wenn klar sei, um welches Objekt es eigentlich geht, könne auch über die entsprechende Finanzierung gesprochen werden. Eigenleistung Eine Möglichkeit, um Kosten zu reduzieren, sind Eigenleistungen, die Bauherren mit einrechnen können. Hier eine Rigipsplatte selber angebracht, dort ein Raum selber tapeziert - das kann bares Geld sparen. Der Finanzierungsexperte warnt aber davor, zu viel selbst machen zu wollen. Denn schnell übernehmen sich die Bauherren, weil einerseits die Fähigkeiten fehlen, die Arbeiten auch professionell durchzuführen und andererseits der Arbeitsaufwand unterschätzt wird. "Es empfiehlt sich, nicht mit zu viel Eigenleistung zu planen", sagt Blum. "Außerdem sollte eine Helferliste gemacht werden, wer was übernehmen kann." Insgesamt sollte die Belastung während der Bauphase nicht zu sehr steigen. Zinsen Damit meint Blum nicht nur die physischen und psychischen Belastungen. Auch die finanziellen. Denn Bauherren müssen während der Bauzeit nicht nur anfangen, ihren Kredit abzubezahlen, sie müssen unter Umständen auch noch die Miete ihrer derzeitigen Wohnung aufbringen. Ab einer gewissen Zeit kämen noch Bereitstellungszinsen hinzu, die die Bank im Zuge des Kredites erhebt. Eine Dreifachbelastung, die zum Problem werden kann. Hat es früher etwa sechs Monate gedauert, ein Haus zu bauen, sind es momentan bis zu neun Monate. "Der Bauherr muss dann wissen, wann die Bereitstellungszinsen erhoben werden." Apropos Zinsen: Das niedrige Zinsniveau der vergangenen Jahre war ein Anreiz für viele, zu bauen. Menschen, die in der jüngeren Vergangenheit gebaut haben und nun ihren Kredit zurückbezahlen, könnten nach dem Ende der Zinsbindungsfrist noch einen hohen Restschuldenbetrag haben und eine deutlich höhere Rate zurückzahlen. Jörg Blum rät, sich frühzeitig um dieses Thema zu kümmern und aktiv zu werden. So stünden verschiedene Zinssicherungsinstrumente zur Verfügung, um einen bestimmten Zinssatz auch in der Zukunft zu sichern. Grundstücksrückgabe Gleichwohl, gibt Blum zu, sei es "eine schwierige Zeit, um Neubauten zu planen." Derzeit würden einige Bauherren während der Finanzierungsphase merken, dass es finanziell eng wird oder eben nicht mehr reicht. Ob es in den kommenden Monaten vermehrt zu solchen Rückgaben von Grundstücken kommen wird, wissen die befragten Kommunen nicht zu beantworten. "Momentan herrscht der Eindruck, dass viele bemüht sind, noch schnellstens die derzeitigen, bekannten Kosten in ihre Bauvorhaben umzusetzen, weil die Unsicherheit groß ist, mit welcher Kostenexplosion zu rechnen ist", heißt es etwa aus dem Bad Driburger Rathaus. Aus Warburg heißt es: "Es ist bereits zum aktuellen Zeitpunkt festzustellen, dass die Anfragen bezüglich des Erwerbs von Baugrundstücken zurückhaltender und die Interessenten generell vorsichtiger werden. Wie sich dies zukünftig gestaltet bleibt abzuwarten."

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