Trauriger Geburtstag: Ein Ehepaar im Kampf mit den Schäden des Tornados

Höxter. Johannes Kropp wird an diesem Donnerstag 70 Jahre alt, ein runder Geburtstag. Eigentlich war eine große Feier geplant, aber die hat er abgesagt, zum Feiern ist ihm nämlich gerade nicht zumute. Denn der Tornado hat in seinem Garten nicht nur etliche Bäume abrasiert, darunter eine stattliche Esche – &bdquo;die stand schon, als ich 1959 hierhergezogen bin“ -, sondern auch Dächer zerstört und ein Scheunentor durch die Luft gewirbelt. &bdquo;Der kommt an, dann sehen sie den und dann ist er schon durch.“ Längst sind nicht alle Schäden beseitigt, vor allem an den Dächern gibt es noch viel zu tun. »Der Lärm war ohrenbetäubend, dann folgte ein lauter Knall« &bdquo;Das hat nur 15 Sekunden gedauert“, schätzt Kropp. 15 Sekunden, die es in sich hatten. Er steht mit seiner Frau Irene im Garten des Haues am Bielenberg, der Blick von hier oben ist atemberaubend. Aber Johannes Kropp muss immer wieder an das denken, was sich am Freitagabend ereignet hat. &bdquo;Der Lärm war ohrenbetäubend, dann folgte ein lauter Knall.“ Das Scheunentor aus Metall war aus der Befestigung gerissen und 20 Meter weit weg gewirbelt worden. Da lag es dann. Mittlerweile ist zumindest das Tor durch eine provisorische Holzkonstruktion ersetzt. Aber im Dach der Scheune, da klafft noch ein großes Loch. Der Wind hat auch die Planen wieder zur Seite geweht. Deshalb will Johannes Kropp das Dach jetzt noch abdichten. Irgendwie, denn an seinem Geburtstag, da soll es Regen geben. Aber erst kommt noch der Gutachter von der Versicherung. Wie viele Stunden sie schon am Telefon verbracht hat, vermag Irene Kropp nicht genau zu sagen. Sie lächelt und schüttelt mit dem Kopf. Es dürften viele gewesen sein. &bdquo;Man ruft da bei der Hotline an, ist in der Warteschlange, um dann eine neue Nummer mitgeteilt zu bekommen.“ Irgendwie hatte sie damit Erfolg. Am Montag bereits war dann schon ein Vertreter der Versicherung vor Ort, berichtet sie. Fehlt nur noch das Gutachten, dann wären zumindest die finanziellen Fragen geklärt. Aber ein Gutachten allein repariert kein defektes Dach. Zumindest das Chaos, das der Tornado im Garten angerichtet hat, ist beseitigt. &bdquo;Die haben nicht groß geredet, die sind gleich gekommen“, sagt Johannes Kropp. Alle aus dem Ort unten, 15 Helfer waren es insgesamt, sagt Irene Kropp, sie hat eine akribische Liste darüber geführt, welche Art von Hilfe wie lange geleistet worden ist. Die Helfer brachten mehrere Traktoren und Anhänger mit, Kettensägen, Äxte. "Wir müssen da jetzt hoch" Zufällig kommt gerade Hubertus Tenkhoff im Garten vorbei, &bdquo;Hallo“, ruft er, lächelt. Er ist einer derer, die mit angepackt haben. &bdquo;Ich habe gesagt, Du, den Johannes hat es erwischt, wir müssen da jetzt hoch“, kommentiert Tenkhoff seine Einsatzbereitschaft. 37 Helferstunden später sieht der Garten wieder sehr manierlich aus, das Holz wurde sauber aufgestapelt. Nur die Bäume sind eben weg. Und ein Wiesenschuppen ist auch zerstört worden. Neben vielen weiteren Dingen. &bdquo;Ich bin wirklich stolz auf den Zusammenhalt hier. Die Helfer waren alle aus Brenkhausen, ich bin dankbar“, sagt Johannes Kropp. Am Dienstag war ein Seelsorger bei dem Ehepaar. Vikar Jonas Klur habe einfach zugehört – und das habe ziemlich gutgetan, sagt Irene Kropp. Dabei bewegt ihren Mann nicht nur, dass es ein Tornado war, der sein Grundstück getroffen hat. Sondern auch, dass es schon der zweite Schaden innerhalb von zwei Jahren war. &bdquo;Ich lebe hier seit 1959, bis 2020 gab es nie einen Sturmschaden. Und jetzt schon den zweiten.“ Wann kommt der nächste Sturm? Was wird er diesmal anrichten? Mit solchen Fragen befasst sich Johannes Kropp, seitdem ein Tornado durch seinen Garten hinweg Richtung Brenkäuser Straße gezogen ist. &bdquo;Es hat etwas mit dem Klima zu tun, die Stürme werden immer stärker“, fürchtet er. Und schaut nach unten, ins Tal, dorthin, wo die Autos fahren, der Wind trägt ihr Brummen nach oben und macht daraus ein dezentes Geräusch. So, als klingelte gerade ein Handy, das jemand auf Vibrationsalarm gestellt hat. &bdquo;Ich sehe mich da schon sitzen und die Wetterberichte verfolgen.“ Reparieren - zumindest provisorisch Noch ist kein neuer Sturm vorhergesagt worden, wohl aber Regenwolken sehen die Meteorologen aufziehen. Er arbeite deshalb ein wenig an &bdquo;seinem Swimmingpool auf dem Dach“, sagt Johannes Kropp. Galgenhumor braucht er, denn das Wasser, das von oben durchs offene Dach kommt, das geht durch die Decke des Gebäudes auch irgendwann nach unten. Dorthin, wo auch Fahrräder, Holzmöbel und ein Traktor stehen. Das kann – natürlich – nicht so bleiben, irgendwie will er die Plane befestigen, irgendwie muss er sie befestigen. Einen Termin mit den Dachdeckern haben sie zwar schon. Die kommen in der nächsten Woche. Und reparieren die Schäden zumindest provisorisch. Aber die sechs Wochen Lieferzeit für die neuen Metalldach-Elemente lassen zumindest nichts Gutes erahnen.

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