Engpass bei Dachziegeln: Verzögerung der Reparatur-Arbeiten nach Tornado

Höxter. Zu tun hatten sie ohnehin schon viel. Jetzt haben sie noch mehr zu tun. Nur das Material, das ein Dachdecker am dringendsten benötigt, der Dachziegel, ist gerade ziemlich knapp. So knapp, dass manche Hersteller gar nicht mehr ans Bestelltelefon gehen. Und der Fachkräftemangel macht es für die heimischen Dachdecker gerade nicht unbedingt leichter. "Wir haben eine Menge zu tun", sagt Dachdeckermeister Thomas Struck aus Stahle. Er und seine Mitarbeiter haben schon lange jede Menge Aufträge: Bauprojekte, Renovierungen und Co. Jetzt gibt es noch mehr Arbeit. "Wir sammeln alle Anfragen und machen eine Liste", berichtet er über das weitere Vorgehen. Räumt aber auch ein: "Allen gerecht zu werden, das geht nicht." Aktuell allerdings haben er und seine Mitarbeiter alles stehen und liegengelassen, um vor Ort das Nötigste zu reparieren, sodass die Häuser trocken bleiben. "So was hat dann natürlich Vorrang." Bis die Dächer allerdings wieder komplett repariert sind, kann in seinen Augen lange dauern. "Neue Ziegel haben aktuell Monate Vorlauf", aber auch in anderen Bereichen, wie etwa bei den Nägeln gebe es Engpässe. Bereits vor dem Tornado in Lütmarsen, Lippstadt und Paderborn. "Jetzt brauchen das Material gerade alle, das macht es noch schwieriger." Er schätzt, dass die Arbeiten sich noch bis Ende des Jahres hinziehen könnten. Dringend rät er aber dazu, die provisorische Abdichtung des Daches mit einer Plane nicht auf eigene Faust in die Hand zu nehmen: Das Risiko auf dem Dach sei nicht zu unterschätzen, er wirbt dafür, sich an Profis zu wenden. Eine Plane und viel Geduld "Wir sind seit drei Tagen schon im Gange", sagt Dachdeckermeister Sven Möller aus Höxter. Was rät er jetzt betroffenen Hausbesitzern? "Sie brauchen jetzt eine sehr gute Plane und sehr viel Geduld." Zum Ersten seien die Kapazitäten der Dachdecker begrenzt, zum Anderen sind eben die Ziegel gerade nur begrenzt bis gar nicht zu haben. "Die Ziegelbrennereien hängen um Monate hinterher." Heißt für Hausbesitzer, dass sie Geduld brauchen, bis das Wunschdach in greifbare Reichweite kommt. "Das kann noch bis zu sechs Monate dauern", fürchtet Dachdeckermeister Franz-Josef Müller. Problem, altbekannt, die Ziegel. Um ein Dach im Tornadogebiet provisorisch zu flicken, habe er schon ein Behelfsdach aus profiliertem Blech installiert - in der Not müssen eben andere Lösungen her. Und besser als eine Folie ist das allemal, wenn klar ist, dass die Wunschziegel lange Lieferfristen haben. Dabei, wie lang die Hausbesitzer auf die Ziegel warten müssen, kommt es natürlich auch darauf an, welche Sorte sie bestellen. Problematisch wird es etwa dann, wenn eine alte Ziegelsorte verbaut wurde, von der heute keine Ziegel mehr zu kriegen sind. Soll in einem solchen Fall das Dach ganz neu? Dann wird es jedenfalls teurer. Und gegebenenfalls kommt die Versicherung für die Kompletterneuerung nicht auf, sondern nur für die Reparatur - je nach Versicherungsvertrag. Oder können die Eigentümer damit leben, dass auf dem Dach verschiedene Ziegelsorten verwendet werden? Gutachter müssen nachschauen Sven Möller weißt darauf hin, dass in vielen Fällen ohnehin erst die Gutachter der Versicherungen einen Blick auf das abgedeckte Dach werfen müssen. Bis die kommen, das kann auch dauern. Aber so lange, dass bis dahin wieder genug Ziegel zu haben sind, so lange wird es dann - hoffentlich - auch nicht dauern. Für eine erste Abdichtung der Häuser in Ovenhausen und Lütmarsen noch am Abend des Tornados haben örtliche Handwerker aber auch der OBI-Baumarkt in Höxter sehr schnell reagiert. Während der Baumarkt spontan viele Folienrollen zur Verfügung stellte, brachten Handwerker kaum eine Stunde nach dem Ereignis Holzplatten und Dachlatten in größeren Mengen, um beispielsweise Fenster und Türen zu verriegeln.

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