"Wir haben überlebt": Blitz-Tornado bringt in Höxter Zerstörung und Chaos

Höxter. 30 Sekunden, vielleicht eine Minute, hat der Tornado am Freitagabend gedauert, der das Leben vieler Bewohner in der Höxteraner Ortschaft Lütmarsen verändert hat. Mit ein paar Stunden Abstand beginnen die Lütmarser zu realisieren, was passiert ist. Und sie erzählen ihre Geschichten. Wie die junge Frau, die mit dem Besen in der Hand den Schutt aus ihrer Einfahrt kehrt. Sie war auf Arbeit, als sie von ihrem Mann gegen 18.30 Uhr einen Anruf erhält. "Mach dir keine Sorgen, ich lebe", habe er ihr am Telefon gesagt. Zuerst habe sie gar nicht begriffen was passiert ist. Dann hat ihr Mann in wenigen Worten von der Verwüstung erzählt. Sie fuhr umgehend nach Lütmarsen. Schon am Ortseingang Polizei und Feuerwehr. Alles war gesperrt. 45 Minuten habe sie für den kurzen Weg bis zu ihrem Haus gebraucht. Immer wieder sei sie ob des Ausmaßes der Zerstörung in Tränen ausgebrochen. Wie ihr geht es vielen an diesem Abend. Und an so mancher Stelle hört man den stets gleichen Satz. "Wir haben überlebt." Wie von der älteren Frau, die kopfschüttelnd vor ihrem zerstörten Haus steht. Von der Tür fehlt ein Stück, kein einziges Fenster ist mehr heil. Das Dach sowieso nicht. Ein Baum vom Grundstück gegenüber war in das Haus gekracht. Jetzt helfen Nachbarn, mit Platten die Fenster zuzuschrauben. Nach dem ersten Schock und dem Entsetzen über die enorme Kraft der Zerstörung ist das Aufräumen in den Ortschaften Ovenhausen in vollem Gang. Was allen Bewohnern Hoffnung gibt: die enorme Hilfsbereitschaft aus der Nachbarschaft – viele Leute packten spontan mit an, auch Handwerker und Unternehmer halfen sofort. Das beeindruckte auch Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann, der sich noch am späten Freitagabend gemeinsam mit Dezernent Stefan Fellmann vor Ort über die Schäden und die Aufräumarbeiten informieren. &bdquo;So etwas habe ich meinen Lebtag noch nicht gesehen“, erklärte Hartmann gegenüber der Neuen Westfälischen. Er zeigte sich zugleich sehr dankbar, dass trotz der Wucht des mutmaßlichen Tornados nur ein Mensch leicht verletzt wurde. &bdquo;Das ist das Wichtigste, dass keine ernsthaften Personenschäden zu beklagen sind“, so der Bürgermeister weiter. Es wird lange dauern, bis Tornado-Schäden repariert sind Bis alle Schäden behoben sind, wird es noch lange dauern. Ob alle Häuser zu retten sein werden, war am Wochenende noch unklar. Ein Haus hat die Feuerwehr schon am Freitag gesperrt. Der Dachstuhl droht einzustürzen. Auch wurde das Dach des Sportheims völlig abgedeckt, überall auf dem Sportplatz liegen Bäume oder große Äste, Flutlichtmasten sind zerstört. Allein dieser Anblick macht klar, dass dieses Ereignis den Lütmarsern lange im Gedächtnis bleiben wird. Am Samstag wurden mit vereinten Kräften und zum Teil schweren Maschinen die Aufräumarbeiten in den Höxteraner Ortschaften Ovenhausen und Lütmarsen fortgesetzt. "Alle helfen mit und packen mit an, es herrscht eine große Solidarität unter der Bevölkerung", sagte Ortsausschussvorsitzender Günther Ludwig. "Ich bin schon viele Jahrzehnte bei der Feuerwehr, aber so eine Lage hatten wir hier noch nie", erklärte auch Höxters Wehrführer Jürgen Schmits. Mit 180 Mann war die Feuerwehr im Einsatz. "Die Aufräumarbeiten laufen gut, wie hoch der Schaden sein wird, ist schwer zu beziffern", sagte Schmits. Der Tornado war am Freitagabend gegen 18 Uhr von Westen kommend durch die Ovenhäuser Hauptstraße gezogen. "Im Bereich des Stadtwegs ist kaum ein Haus, das nicht betroffen ist, während beispielsweise der Bereich der Bosseborner Straße praktisch unbeschädigt geblieben ist", bilanzierte der Ortsausschussvorsitzende. Schwer getroffen wurde beispielsweise das ehemalige Landhotel Venken, das als koptisches Hotel Kenonia wiedereröffnet worden war. Das Gebäue der ehemaligen Grundschule und die Turnhalle wurden leicht beschädigt. Wie durch ein Wunder unbeschadet Wie durch ein Wunder ist der örtliche Kindergarten unbeschädigt geblieben. Rund um das Gebäude wurden dicke Bäume wie Streichhölzer umgeknickt, ohne jedoch auf den Kindergarten zu stürzen. Der angrenzende öffentliche Spielplatz wurde völligst verwüstet. "Man kann sich das kaum vorstellen, aber als die Windhose hier durchzog, das war, als wenn plötzlich hunderte Motorsägen von allen Seiten auf einmal angesprungen wären, um hier alle Bäume zu fällen", ist ein Anwohner noch immer geschockt, wie der Tornado eine solche Spur der Verwüstung hinterlassen konnte. In letzter Sekunde gerettet Bei Rebecka und David Rivas in der Heidestraße in Lütmarsen hat ein umgestürzter Baum das Dach zertrümmert. Das Paar hatte Glück im Unglück, denn als der Tornado den Baum umgeworfen hat, befand sich David Rivas gerade vor seinem Haus, um nach der verstopften Dachrinne zu sehen. Rivas habe die Windhose bemerkt und etwas knacken hören. In letzter Sekunde konnte sich der Familienvater in Sicherheit bringen. Der Baum war genau auf die Stelle gestürzt, wo er sich kurz zuvor noch befunden hat. Seine Frau Rebecka befürchtete Schlimmeres und lief sofort nach draußen, um nach ihrem Mann zu sehen. Die dreijährige Tochter befand sich im Wohnzimmer auf der anderen Seite des Hauses. Auch sie blieb unverletzt. Der Feuerwehr war es am Unglückstag nicht möglich, das Haus vom Baum zu befreien, dazu musste erst schweres Gerät anrücken am nächsten Tag. Gabriele Rampe aus Lütmarsen wohnt ganz am Anfang der Heidestraße in Lütmarsen in dem Bereich, den es am schwersten getroffen hat. Als der Tornado durchzog, hörte sie nur einen lauten Knall und sah ein kleines Häuschen, das als Fahrradunterstand gedient hat, durch die Luft fliegen. Bis 23 Uhr hat sie am Unglückstag bei den Aufräumarbeiten mitgeholfen. Die Nacht über habe sie nicht schlafen können, weil die Unglücksbilder sie so stark beschäftigten. Alle packen mit an Nach dem Frühstück um fünf Uhr morgens packte sie wieder mit an, um ihren Nachbarn bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Sie selbst ist auch betroffen. An ihrem Haus sind mehrere Scheiben und die Haustür kaputt sowie Teile vom Dach. Eine Dachpfanne sei durch das Küchenfenster in das Haus geflogen. Hinter ihrem Haus sind mehrere Tannen umgestürzt, &bdquo;aber zum Glück nicht auf das Haus“, wie sie erklärt. Sie sei sehr stolz darauf, das alle im Dorf mit anpacken. Wer nicht mit anpacken konnte, der kümmerte sich um die Versorgung mit Essen und Getränken. Dem Storch in Ovenhausen bei der Firma Maderas geht es gut. Bei dieser Firma ist das komplette Dach weggeflogen. Der Storch befindet sich auf dem Schornstein, unter ihm eine Trümmerwüste

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