"Hohe Belastung": Chef der Sparkasse Höxter warnt vor steigender Inflation

Kreis Höxter. Dass die enormen Schulden, die zur Bewältigung der Coronakrise aufgenommen wurden, irgendwann zu einem riesigen Problem werden könnten, ahnten wohl viele angesichts der enormen Summen, die aufgewendet werden mussten. Dass mit Blick auf den Putin-Krieg in der Ukraine das scheinbar grenzenlose Geldausgeben weitergeht, sorgt selbst gestandene Finanzexperten. Denn die Auswirkungen sind enorm.Der Sparkassenchef Jens Härtel spricht in diesem Zusammenhang von verzehrter Risikowahrnehmung und drohenden Blasen an den Immobilen- und Aktienmärkten. Und er warnt vor einer weiter steigenden Inflation. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Höxter sprach bei der Eröffnung der Nieheimer Euro-Ausstellung vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft im Kreis Höxter über die Entwicklung der noch jungen Währung. Nach einem Streifzug durch die Geschichte des neuen Geldes und die Turbulenzen durch die Finanz- und Staatsschuldenkrise nutzte er seine Rede vor allem zu einer Einschätzung der aktuellen Lage der Wirtschaft und der Finanzwelt. Es sind vor allem die enormen Schulden, die Härtel als Problem sieht. Die aktuelle Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stelle eine hohe Belastung für die Zukunft dar. &bdquo;Die Bilanzsummen der EZB und der nationalen Notbanken haben sich in den letzten zwei Jahren von 4,7 Billionen Euro auf zuletzt 8,5 Billionen Euro erhöht. Das sind 8.500 Milliarden Euro. Wie viele Nullen das sind, habe ich noch gar nicht gezählt“, rechnete der Vorstandschef vor. Schulden machen sei leicht, Schulden abbauen hingegen nicht, so Härtel. Dennoch seien neben den Maßnahmen der Volkswirtschaften auch die üppigen Eingriffe der EZB wie Liquiditätsbereitstellung, negativer Einlagenzins, breitflächiger Ankauf von Anleihen für eine Preisniveaustabilität richtig und notwendig gewesen. "Schulden machen ist leicht, Schulden abbauen hingegen nicht" Sei diese ultraexpansive Geldpolitik zur Bekämpfung des ersten Schocks noch angemessen, verursachte sie mit vorschreitender wirtschaftlicher Erholung immer mehr Schäden. Nebenwirkungen liegen unter anderem in der eingangs erwähnten verzerrten Risikowahrnehmung. &bdquo;Das erleben wir alle tagtäglich, wenn wir auf die Finanzmärkte schauen.“Es stimme so nicht, dass es jahrelang keine Inflation gegeben hätte. Sie ist nur in die Finanzmärkte gegangen – in Form von überbordenden Steigerungen an den Aktien und insbesondere den Immobilienmärkten. Daraus folgen Blasenbildungen. &bdquo;Und es wurden im Zweifel Geschäftsmodelle gestützt, die schon lange nicht mehr wettbewerbsfähig sind.“ Länder im Euroraum hätten sich schon vor der Corona-Krise an die &bdquo;Droge des billigen Geldes“ gewöhnt und die Probleme mit neuen Schulden zu lösen, statt die Ursachen zu beseitigen. &bdquo;Die schädlichen Nebenwirkungen dieser Null-Zins-Politik überwiegen mittlerweile bei weitem den nach meiner Auffassung sehr begrenzten Nutzen dieser Geldpolitik.“ So steigen aktuell die Risiken der Inflation. &bdquo;Wir laufen Gefahr, das aus der Inflationswelle ein dauerhafter Inflationsprozess wird. Und das trotz der verschlechterten Konjunkturaussichten insbesondere durch den Ukraine-Krieg. Die Sparkasse gehe im Jahr 2022 mittlerweile von einer durchschnittlichen Inflation von über sechs Prozent aus. Sollte es im Bereich der Rohstoffe und der Energieversorgung zu Lieferstopps kommen, könnte der Wert sogar noch deutlich übertroffen werden."Die Gefahren sind im Moment nur schwer kalkulierbar" Härtel hofft auf eine &bdquo;Straffung der Geldpolitik“ der EZB, die dafür einen Weg vorzeigen sollte. Er nannte auch konkrete Maßnahmen wie die Beendigung der Anleihekäufe bis Sommer und moderate Leitzinserhöhungen spätestens zum zweiten Halbjahr.Gleichwohl gebe es auch die reale Gefahr einer Rezession (Härtel nannte sie rezessive Gefahren). &bdquo;All das ist im Moment nur sehr schwer kalkulierbar“, so der Finanzexperte. Die moderate Normalisierung der Geld- und Finanzpolitik sei vor allem auch deshalb notwendig, um auf künftige Krisen vorbereitet zu sein.Der Euro, so Härtels Fazit, sei trotz aller Probleme eine große Erfolgsgeschichte. Das Vertrauen in die Währung und die Zustimmungswerte sind für eine noch so junge Währung sehr hoch. Er sei im Außenwert enorm stabil. Die neue Währung sei aber viel mehr. &bdquo;Sie ist zugleich ein Sinnbild für eine gemeinsame europäische Identität. Er steht symbolisch für die europäische Integration, für Frieden, für Stabilität und letztendlich auch für Wohlstand in Europa.“ Das seien Aspekte, die aufgrund des aktuellen Krieges in der Ukraine stärker in den Blickpunkt der Menschen gerückt werden sollten.

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