So sind die Schützen im Kreis Höxter durch die Pandemie gekommen

Kreis Höxter. Es fängt wieder an. Zuletzt war es in Eilversen soweit, davor in Brakel. Die Schützenvereine der Region starten in die diesjährige Saison. Ob beim Maifest in der kleinsten Ortschaft Marienmünsters oder beim Zapfenstreich des Bürgerschützenvereins: Die Schützen ziehen wieder mit klingendem Spiel durch die Straßen.Das sah bis vor kurzem noch ganz anders aus. In den vergangenen zwei Jahren fielen die Veranstaltungen vielerorts aus. Doch nicht nur die jeweiligen Höhepunkte im Terminkalender der Schützenvereine und -bruderschaften, der Musikvereine und Spielmannszüge wurden gestrichen. Auch für Versammlungen oder andere Unternehmungen mussten sich die Vereine aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Kontaktbeschränkungen etwas einfallen lassen. "Zu Beginn der Pandemie kam das Vereinsleben erst einmal kurz zum Erliegen", sagt Thorsten Stein, Pressewart der Schützengilde Höxter. Dabei traf es den Verein aus der Kreisstadt besonders hart. Ausgerechnet im Jahr des 425-jährigen Jubiläums brach die Pandemie aus. Der Vorstand sagte bereits Mitte März 2020 alle Feierlichkeiten ab - selbst das Schützenfest Anfang Juli. "Wir wollten als gutes Beispiel vorangehen", sagt Stein. "Keiner wusste, was da auf uns zukommt." Ein Verein, der sein Jubiläum feiern konnte, ist indes der Spielmannszug Lütmarsen - auch wenn dessen 50. Jahrestag seit Gründung, der vergangene Woche gefeiert wurde, etwas kleiner ausfiel als bei der Schützengilde. Trotzdem sind auch die Musiker froh, dass es so langsam wieder los geht."Die Spielleute können es kaum erwarten", sagt Lütmarsens Schriftführer Thomas Drüke. Das Schützenfest in Bosseborn Ende Mai ist der erste Höhepunkt im Terminkalender. Und der ist in diesem Jahr wieder prall gefüllt: 20 bis 25 Auftritte hat der Spielmannszug, schätzt Drüke.Open-Air-Proben und Ständchen im Vorgarten Während der Pandemie und vor allem während der Lockdowns musste sich sein Verein etwas einfallen lassen, um nicht nur das Vereinsleben, sondern auch das gemeinsame Musizieren fortzuführen. So hielten die Spielleute in den Sommermonaten 2020 etwa Open-Air-Proben ab oder verteilten sich am 1. Mai 2021 in ihren Vorgärten und spielten kleine Ständchen.Auf digitale Proben habe der Verein größtenteils verzichtet. "Das bringt uns nichts", sagt Drüke. Vielmehr hätten die Mitglieder zu Hause geübt. "Es wurden Noten verteilt - und dann haben wir bei der ersten Probe geschaut, was dabei rumkommt", sagt der Schriftführer mit einem Lachen. Bei der St.-Patroklus-Schützenbruderschaft in Löwendorf durchkreuzte die Pandemie alle Pläne, das alle zwei Jahre stattfindende Schützenfest 2021 zu feiern. Stattdessen gingen die Schützen von Haus zu Haus und verteilten ein kleines Paket, was ein Bier, ein Glas, einen Anstecker und ein persönliches Anschreiben beinhaltete."Wir haben versucht, die Aktionen während des Jahres aufrecht zu halten", sagt Brudermeisterin Madeleine Henze. So veranstaltet die Bruderschaft normalerweise auch den Kinderkarneval im Gemeindehaus. Während der Pandemie wurden Tüten für die Kinder gepackt, mit Süßigkeiten und Spielideen. "Karneval für zu Hause", sagt Henze. In wenigen Wochen will die Schützengilde Höxter ihr Fest in der Kreisstadt ausrichten, die Planungen dafür laufen auf Hochtouren. Eine "sehr gesunde Vorfreude" auf die diesjährige Saison sei vorhanden, sagt Thorsten Stein. Gleichwohl stellt der Pressewart fest, dass man vonseiten des Vorstandes mit Bedacht an die Planungen gehe. Ganz davon abgesehen, dass das Fest in diesem Jahr auf dem Parkplatz des Mode- und Sporthauses Klingemann stattfindet, plant der Verein derzeit etwa mit Zugangskontrollen - auch aus Pandemiegründen. "Sind deutlich handlungsschneller geworden" Und er plant "mit wirtschaftlicher Zurückhaltung". Denn in der Pandemie fielen zwar Ausgaben weg, gleichzeitig aber auch Einnahmen. Bei den Musikvereinen fielen beispielsweise die Gagen für die Auftritte weg. Laut Aussage von Thorsten Stein sei die Schützengilde finanziell gut aufgestellt. In diesem Jahr habe der Verein aber mit einer hohen Inflation und steigenden Preisen zu kämpfen. "Mehrkosten, die wir zu tragen haben." Man sei aber nicht "blauäugig" an die Sache herangegangen. So einschränkend die Pandemie war, die Vereine ziehen auch positive Aspekte aus den vergangenen zwei Jahren. Durch die regelmäßigen Zusammenkünfte sei ein "riesiges Zusammengehörigkeitsgefühl" entstanden, sagt Thomas Drüke, dessen Spielmannszug während der Pandemie 16 neue Nachwuchs-Spielleute aufgenommen hat.Thorsten Stein sieht hingegen die Digitalisierung als einen großen Vorteil, bei dem sich anfangs die Mitglieder erst "reinfuchsen" mussten, was aber zusehends professioneller gelang. "Wir sind deutlich handlungsschneller geworden."

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