Wenn die falsche Feuerwehr alarmiert wird

Kreis Höxter. Der tödliche Unfall am Wochenende auf der Bundesstraße 241 ereignete sich in Höhe Lütgeneder – ganz eindeutig Borgentreicher Gebiet. Dennoch rückte die Warburger Feuerwehr aus. Kein Einzelfall: Im vergangenen Juli half die Steinheimer Feuerwehr einer schwer verletzten Autofahrerin auf der Ostwestfalenstraße. Mitten in Nieheim. Eigentlich ist jede Feuerwehr auf ihrem städtischen Gebiet zuständig. Dass vermeintlich die &bdquo;falsche“ Feuerwehr ausrückt, komme vor, allerdings nicht sehr häufig, sagt Kreisbrandmeister Rudolf Lüke. Vor allem in Grenzbereichen von Städten. Auf der B 241 bei Lütgeneder beispielsweise gibt es zwei Abfahrten, die knapp 1,5 Kilometer auseinanderliegen. Für eine ist gemäß der Alarm- und Ausrückeordnung die Feuerwehr Borgentreich zuständig, für die andere – Richtung Dössel – die Feuerwehr Warburg. Welche Feuerwehr der Disponent losschickt, hängt von den Ortsangaben des Anrufers ab, der den Notruf gewählt hat. Und die sind nicht immer ganz genau.Kreisbrandmeister Rudolf Lüke hat dafür Verständnis. &bdquo;Welcher Autofahrer weiß denn immer ganz genau, wo er sich in diesem Moment befindet?“, fragt er rhetorisch. Zumal in der angespannten Situation eines Unfalls. Er nennt das Beispiel der Ostwestfalenstraße zwischen Brakel und Nieheim. Viel Wald, wenige Hinweise. Bin ich noch vor der Abfahrt Albrock oder schon vorbei? Zwar versuchen die Disponenten, durch Nachfragen die Standorte genau zu ermitteln. Sie müssen aber ebenfalls in Sekundenschnelle entscheiden, wer ausrückt. Beispiel Brakel/Nieheim So liegt die Abfahrt Albrock, um beim Beispiel zu bleiben, geografisch gesehen zwar auf Nieheimer Gebiet, zum tragischen Unfall mit tödlichem Ausgang im vergangenen Juni rückte aber die Feuerwehr Brakel aus. Ein Unfall zwei Jahre zuvor und gut 200 Meter weiter wurde von der Feuerwehr Nieheim übernommen. Am Ende, sagt Lüke, sei es im ersten Moment gar nicht entscheidend, welche Feuerwehreinheit kommt, sondern dass sie kommt und geholfen wird. Das unterstreicht auch Warburgs Wehrleiter Jürgen Rabbe. &bdquo;Natürlich bleiben wir nicht am Ortsschild stehen, sondern suchen weiter. Und so schnell geben wir auch nicht auf“, sagt der Stadtbrandinspektor.Der Einsatz vom Wochenende in Borgentreich sei schon eine Ausnahme und in der Form noch nicht da gewesen. Zeitverzug habe es dadurch kaum geben. So sei die Löschgruppe aus Hohenwepel als Erste vor Ort gewesen und von der vermuteten Unfallstelle einfach die 1,5 Kilometer weitergefahren.Erst helfen, dann Zuständigkeit prüfen Ist die Feuerwehr da, werde zuerst geholfen und erst im nächsten Schritt nach der Zuständigkeit geschaut und abgestimmt, wer den Einsatz fortführt. In diesem Fall war Borgentreichs Wehrleiter Sebastian Göke zufällig vor Ort, weil er auf einer Feuerwehrversammlung vom Unfall Kenntnis erhalten hatte. Finanziell sei die Hilfe auf anderem Stadtgebiet übrigens kein Problem. Die Warburger rechnen den Einsatz mit der Versicherung des Verursachers direkt ab.Unklare Grenzlagen gebe es übrigens an mehreren Stellen. Rabbe nennt als Beispiele die Bundesstraße 241 in Höhe des Hauses Riepen (Aussiedlerhof) oder kurz danach die B 252 vor der Abfahrt Großeneder – dort verläuft die Grenze direkt auf der Straße. Zudem komme es auf der Autobahn öfter mal vor, dass die Warburger Wehr im Zuständigkeitsgebiet einer anderen arbeitet – weil die Autofahrer unklare Abgaben zum Standort gemacht haben.Und auch die Steinheimer sind auch schon mal auf Nieheimer Seite unterwegs. Im März 2021 bearbeitete die Löschgruppe Rolfzen eine schwere Kollision an der Abfahrt Sommersell/Born. Im vergangenen Juli dann der erwähnte Unfall an der Abfahrt Kompostwerk Oeynhausen. &bdquo;Gemeldet war in diesem Fall ein Unfall bei Eichholz“, erinnert sich Steinheims Wehrleiter Jörg Finke. Fast 1,4 Kilometer weiter. Kein Vorwurf Weder den Disponenten noch den Anrufern dürfe man in diesen Situationen einen Vorwurf machen, unterstreicht Kreisbrandmeister Lüke. Denn hat der Disponent erst einmal einen Einsatzstandort festgelegt, werden gemäß der dafür vorliegenden Alarm- und Ausrückeordnung die Einheiten automatisch alarmiert. Warburgs Wehrleiter Jürgen Rabbe hofft, dass künftig mit GPS-Standortdaten eine genauere Verortung der Unfälle möglich sein wird.Übrigens: Auch wenn die Feuerwehren eigentlich für ihr Stadtgebiet zuständig sind, die gegenseitige Unterstützung wird derzeit immer weiter ausgebaut – nicht nur im Falle überörtlicher Hilfe bei großen Ereignissen. Jürgen Rabbe nennt beispielsweise die Löschgruppe Daseburg, die bei Einsätzen rund um Rösebeck mitalarmiert wird. Ikenhausen unterstützt wiederum in Bonenburg, weil sie am nächsten dran sind.

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