Schießstand-Ruine in Höxter: Schaulustige begeben sich in Lebensgefahr

Höxter. So schnell werden der Schützenverein Höxter und die Höxteraner wohl keine Antwort darauf bekommen, wie es zu dem Großbrand am Corveyer Hafen kommen konnte. Bei dem Feuer am späten Donnerstagnachmittag vergangener Woche war das Schützenhaus und der Schießstand plötzlich in Flammen aufgegangen und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der Schaden geht nach sehr vorsichtigen Schätzungen der Polizei in die Millionen. Mehr können die Ermittler aber noch nicht sagen. Nach Informationen von Schützenvereinschef Christian Sauer wurde die Kriminalpolizei bisher nur in Sachen der Munition tätig: "Die Tresore, in denen die Munition gesichert war, wurden aus dem Gebäude herausgeholt." Auch in den kommenden Tagen wird es keine Ergebnisse geben, denn die Experten der Polizei wollen das beschlagnahmte Gelände gemeinsam mit einem Gutachter der Versicherung untersuchen. Wie Polizeisprecherin Ramona Ellebrecht erklärt, würden derzeit Terminabsprachen getroffen. In dieser Woche rechnet sie nicht mehr mit dem Beginn der Ursachenforschung.Absperrungen ignoriert Nur eines steht fest. Sie werden nicht von Mitarbeitern des Landeskriminalamtes übernommen, sondern von Ermittlern vor Ort geführt. "Das sind Spezialisten", unterstreicht Ellebrecht. Wie viel sie in den Überresten des Hauses noch finden werden, ist unklar, zumal erschwerend hinzukommt, dass wahrscheinlich nicht alle Bereiche betreten werden können. "Es besteht teilweise Einsturzgefahr", warnt Ellebrecht. In dem Zusammenhang klagt der Vereinschef auch über Menschen, die sich einfach so in die Brandruine wagen und dabei die Polizeiabsperrungen ignorieren: "Da gehen einfach Leute rein, das ist echt kriminell", sagt Sauer. Auch Ramona Ellebrecht warnt. "In erster Linie ist es lebensgefährlich", so die Polizeisprecherin. Aber auch eine Straftat, denn es handelt sich nach Paragraf 123 des Strafgesetzbuches um Hausfriedensbruch. Für die Sicherung des Geländes ist übrigens der Eigentümer und nicht die Polizei zuständig, auch wenn diese es beschlagnahmt hat, sagt Ellebrecht. Bisher hält jedoch nur ein Flatterband der Polizei die Passanten vom Betreten der Ruine ab. Diese riskieren beim Herumlaufen in den Trümmern nicht nur ihr Leben: Bei Anzeige und Verurteilung droht ihnen eine Geld- oder Freiheitsstrafe. Christian Sauer, Vorsitzender des Schützenvereins von 1883 in Höxter, hatte mittlerweile die Gelegenheit, sich den Versicherungsvertrag genau anzuschauen. Nach bisherigem Kenntnisstand geht er davon aus, dass der Verein nicht alle entstandenen Verluste wird ersetzt bekommen. "Wir werden auf einem Haufen Kosten sitzenbleiben, nicht alle Posten werden ersetzt werden", fürchtet er mit Blick auf den Vertrag. Genaues weiß er allerdings noch nicht, denn die Versicherung "ist einfach nicht erreichbar". Nach mehreren Anläufen in der Schadenshotline, bei der dem Verein keine Schadensnummer mitgeteilt worden sei, habe er nun per Mail versucht, Kontakt mit der Versicherung aufzunehmen, eine Antwort steht noch aus. So kurz davor Mit Blick auf die Zukunft des Vereins hält sich Sauer mit Aussagen darüber, wie es weitergeht, noch zurück. "Wir waren so kurz davor", sagt Sauer mit Blick auf das Ansinnen des Vereins, "und jetzt das". Wie berichtet, wollte der Schützenverein die Schießbahn von 50 auf 100 Meter Länge ausbauen, zunächst scheiterte das aber an bürokratischen Hürden bei der Verwaltung, zuletzt hatte sich aber eine mögliche Lösung abgezeichnet. An die Notwendigkeit für einen kompletten Abriss will der Vereinschef noch nicht abschließend glauben, er geht davon aus, dass die Außenmauern intakt sind, "die sehen ganz gut aus, es kommt am Ende auf die Gutachter an". Im Zweifelsfall, so hofft er, könne der Verein Kosten sparen und auf die Mauern ein neues Dach aufsetzen, wenn die Experten dafür grünes Licht geben. Sauer berichtet, dass die Nachricht vom Feuer für viele Vereinsmitglieder erschüttert gewesen sei. "Der Aufbau erfolgte ehrenamtlich, da steckte so viele Herzblut bei vielen Mitgliedern drin, vielen blutet jetzt das Herz."Mit Blick auf die anstehende Landesgartenschau kommt dem Gelände der Schützen am Corveyer Hafen eine nicht geringe Bedeutung zu: Immerhin grenzt es direkt an den Besucherbereich der LGS. Eine mögliche Brandruine in dem Bereich - nicht unbedingt ein Optik-Highlight. Würde da die LGS eingreifen? LGS-Geschäftsführerin Claudia Koch: "Für solche Überlegungen ist es noch zu früh", sagt sie und hält fest, dass noch ein Jahr bis zur Eröffnung der Landesgartenschau im April 2023 vergehe. &bdquo;Wir werden zu gegebener Zeit prüfen, ob Maßnahmen nötig sind und welche man ergreifen könnte."Erweiterte Schießbahn Mit Blick auf die ursprünglich von den Schützen vorgesehene Erweiterungen der Schießbahnen hält sich Koch ebenfalls bedeckt: "Die Betroffenen müssen sich jetzt erst einmal ein Bild von der Situation machen und sich klar werden, wie es weitergehen könnte." Gespräche zwischen Verein und Stadt werde "es selbstverständlich" geben. &bdquo;Natürlich wird man sich zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen", gibt Koch zu Protokoll.

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