Gaststätte „Zur Linde“ ist versteigert – zum zweiten Mal

Höxter/Lüchtringen. Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Nach einem vierstündigen Versteigerungsmarathon am Amtsgericht in Höxter, konnte die Akte &bdquo;Zur Linde“ geschlossen werden. Die Lüchtringer Traditionsgaststätte stand am Donnerstag zur Zwangsversteigerung an. Für insgesamt 48.757 Euro wechselte das Anwesen an der Lüchtringer Westfalenstraße, Ecke Eulenwinkel, den Eigentümer. Beim vorherigen Termin im Oktober war der Zuschlag bei einem Preis von 173.000 Euro ergangen. Der Verkehrswert war damals wie heute mit insgesamt 13.000 Euro angesetzt worden. Allerdings waren die 173.000 Euro nie bezahlt worden, weshalb ein erneuter Termin zur Zwangsversteigerung nötig wurde. Es geht um einen zusammenhängenden Baukomplex von insgesamt über 1.000 Quadratmetern Nutzfläche. Die Gebäudesubstanz befindet sich ein einem sehr schlechten und teilweise sogar baufälligen Zustand, weshalb der Verkehrswert auch entsprechend niedrig angesetzt worden war.Erschwerend kommt hinzu, dass der mehrgliedrige und um diverse Anbauten erweiterte Gebäudekomplex baulich zwar zusammenhängt, sich aber aus insgesamt drei eigenständigen Grundstücken zusammensetzt, weshalb drei Versteigerungsrunden abgehalten werden mussten.Duo ersteigert Haupthaus Im vergangenen Jahr waren alle drei Grundstücksteilbereiche von einem Bieter erworben worden. Diesmal teilte sich die Linde an zwei Bieter auf. Das Haupthaus mit der Gastwirtschaft und dem hinteren am Eulenwinkel liegenden historischen Fachwerk-Wohnwirtschaftshaus ging an zwei Bieterinnen aus Minden und Bad Oeynhausen, die die Linde gemeinschaftlich ersteigerten. An der Versteigerung teilgenommen hatte eine 51-jährige Mitarbeiterin einer Mindener Consulting GmbH, die das Objekt für sich und eine 52-jährige Zahnärztin aus Bad Oeynhausen für 41.000 Euro ersteigerte. Zu den weiteren Plänen für das Haus und das Grundstück wollte die Bieterin nichts sagen.Das vor 1900 gebaute rückwärtige große Fachwerkhaus am Eulenwinkel ist der Ursprung der Gaststätte. 1967 wurde der straßenseitige neue Schankraum errichtet. Ein Verkehrswertgutachten erklärt, dass insgesamt ein mäßiger bis sehr schlechter Unterhaltungszustand vorliege. Ohne umfangreiche Neuerungen sei das Gebäude nicht bewohnbar. Links neben der Linde an der Westfalenstraße befindet sich ein weiteres kleineres Fachwerkhaus, das ebenfalls aus Zeit vor 1900 stammt. Es verfügt auf zwei Etagen über etwa 300 Quadratmeter Fläche. Über den 1967 errichteten Anbau sind alle drei Gebäudeteile zu einem Komplex zusammengewachsen.Großes Interesse an der Versteigerung In dem linken Altbau ist der Zustand noch schlechter. Hier stellt das Gutachten massive Schäden wie beispielsweise an der Dacheindeckung und deutliche Durchfeuchtungen im Inneren fest. Teilweise sind bereits Wand- und Deckenbereiche eingestürzt, sodass eine Weiternutzung oder Bewohnbarkeit nicht gegeben ist. Das Betreten wird als riskant eingeschätzt. Für 7.757 Euro ging dieser Gebäudeteil an eine 51-jährige Bieterin aus Blomberg. &bdquo;Ich besitze bereits eine schöne Gartenparzelle in Lüchtringen direkt an der Weser und will in jedem Fall versuchen, die Bewohnbarkeit wieder herzustellen“, sagte die Bieterin. Die Geschichte der Gaststätte zur Linde ist eng mit seinem letzten Wirt Rudolf &bdquo;Rudi“ Krekeler verbunden. Er ist 2019 im Alter von 95 Jahren gestorben. Bis zum 93. Lebensjahr stand er am Tresen der Linde. Sein 90. Geburtstag war wie ein regelrechtes Volksfest gefeiert worden. 2017 hat Rudi Krekeler gesundheitsbedingt schließen müssen. Seitdem steht die Linde leer. Insgesamt gab es ein großes Interesse an der Versteigerung. Rund ein Dutzend Bieter hatten sich angemeldet. Die Hälfte davon nahm aktiv an der Versteigerung teil.

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