"Verzicht ist was Schönes": So fasten Promis im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Einige versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen, andere verzichten bewusst auf Zucker: Die heute beginnende Fastenzeit ist für viele Menschen Auslöser dafür, über die eigenen Gewohnheiten nachzudenken und Alltägliches zu hinterfragen und Verzicht zu üben. Das klingt zunächst sehr negativ, muss es aber gar nicht sein. Leidenschaft für Süßes Sängerin und Voices-Initiatorin Leonore von Falkenhausen freut sich auf die Fastenzeit und will sie in diesem Jahr ganz bewusst zum Verzicht nutzen. Gerade wegen der Corona-Zeit, die so viele Entbehrungen für alle bereithielt. Sogar eine Woche ganz ohne feste Nahrung ist geplant. Das braucht entsprechende Vor- und Nachbereitung, um den Körper daran zu gewöhnen. Deshalb beginnt sie schon jetzt, Alkohol und Süßigkeiten deutlich zu reduzieren. An Schokolade und Co. vorbeizugehen, ohne zu naschen, falle ihr schwer. &bdquo;Ich bin eine Genießerin. Besonders Süßigkeiten esse ich sehr gern“, sagt sie. Und das sie sich mit schönem Essen mit den wenigen Freunden, die man zwischenzeitlich treffen durfte, über manche Corona-Beschränkung hinweggetröstet hat. &bdquo;Das spürt man auch.“ Deswegen spielt auch der Aspekt des Abnehmens durchaus eine entscheidende Rolle. Leonore von Falkenhausen fastet regelmäßig im Frühjahr – irgendwann zwischen Februar und April. Für sie hat der Verzicht allerdings keine religiösen Aspekte, obgleich es ihr die Entsagung in dieser Zeit durchaus leichter fällt – weil viele andere es auch tun. Und weil es eine Zeit des Aufbruchs ist. Die Sonne scheint öfter. &bdquo;Man geht wieder raus, bewegt sich gern“, sagt sie. Spaziergänge genießen statt Süßigkeiten. Es geht ihr vor allem um einen Gewinn an Lebensqualität. &bdquo;Verzicht ist was Schönes“, sagt sie und meint damit, dass Selbstbeschränkung hilft, viele Dinge wieder bewusst genießen zu lernen. Gerade in einer Welt, wo fast alles in Hülle und Fülle zur Verfügung steht. Für sie auch eine grundsätzliche Frage. Eine generelle Angst vor Verzicht, die sie beispielsweise auch in der Klimawandel-Debatte spürt, hält sie für falsch. Manchmal werde das Leben durchaus leichter, wenn man etwas weglässt. Zeit zum Nachdenken Matthias Goeken sieht in der Fastenzeit vor allem die Chance, sich zu besinnen und über viele Dinge tiefgründiger nachzudenken. &bdquo;Gerade in der aktuellen Lage merken wir auch, wie gut es uns eigentlich geht“, sagt Goeken. Im Sinne einer Kur auf bestimmte Nahrungsmittel ganz zu verzichten, ist für ihn in diesem Jahr keine Option.Der Beruf als CDU-Landtagsabgeordneter, noch dazu im Wahlkampf, sei im Moment viel zu stressig. Dafür brauche er seine ganze Energie. Gleichwohl wolle der Bad Driburger den Genuss von Süßigkeiten und Alkohol in den kommenden Wochen reduzieren. Bewusster &bdquo;tun“ Ähnlich denkt auch Benedikt Hebbecker, neuer Leiter des Jugendhauses in Hardehausen: Bewusster tun statt verzichten – so könnte man seine Denke über die Fastenzeit zusammenfassen, neben dem Verzicht auf Unnötiges und auf unnötig viele Worte: &bdquo;Bewusster zuhören, sich bewusster Zeit nehmen für Gott, für sich selbst, vor allem für seine Mitmenschen.“Und auch bewusster etwas gestalten – wie an diesem Aschermittwoch den Gottesdienst für die Mitarbeiter des Jugendhauses, den Hebbecker mitgestalten wird. &bdquo;Um sich diesen Tag ganz bewusst zu machen und mit dem Aschenkreuz zu starten.“Keine Zeitvorgabe Ganz anders geht SPD-Landtagskandidatin Nora Wieners aus Warburg an die Fastenzeit: Die ist für sie nicht vom vorgegebenen Termin Aschermittwoch abhängig, sondern zieht sich durchs ganze Jahr: &bdquo;Im Januar verzichte ich auf Alkohol, im Dezember auf die Weihnachtssüßigkeiten. Das fällt ihr schwer: &bdquo;Da gibt es so viel Leckeres, dass ich nicht aufhören könnte.“Immer mal wieder verzichte sie im Jahreslauf auch auf Fleisch oder auf andere Dinge, wenn es zu viel werde. Dieser bewusste Verzicht bedeute, dass man eine Sache anschließend wieder viel mehr wertschätzen lerne. &bdquo;Und gerade in unserer heutigen Zeit finde ich es wichtig, dass man mal verzicht, innehält und sich bewusst wird: Uns geht’s gut. Das schadet keinem.“ Auch im Alter Auch im Alter kann man noch verzichten: Nieheims Stadtheimatpfleger Ulrich Pieper, immerhin schon rüstige 83 Jahre alt, will in den kommenden 40 Tagen weitgehend kein Bier trinken. &bdquo;Verzicht heißt doch auch, sich selbst und seine Gesundheit in den Blick zu nehmen“, sagt Pieper. Es sei ein gesellschaftliches Problem, dass heute in einer Welt des Überflusses kaum noch jemand verzichten könne. Weshalb er die Fastenzeit, fernab von der religiösen Überhöhung aktuell für wichtiger denn je hält.

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