Orkantief: Dürfen Arbeitnehmer da einfach zu Hause bleiben?

Kreis Höxter. Kräftige Windböen haben den Kreis Höxter durchgeschüttelt. Bäume wurden entwurzelt. Dachpfannen gegen Autos geschleudert. Und der nächste Sturm steht schon vor der Tür. Ein Aufenthalt im Freien kann da gefährlich sein. Doch was ist, wenn die eigene Arbeitsstelle eine Auto- oder Fahrradfahrt entfernt liegt? Dürfen Arbeitnehmer einfach daheim bleiben, wenn der Wind draußen die Bäume biegt? &bdquo;Davon ist nicht auszugehen“, sagt Hubertus Tofall, Höxteraner Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht. &bdquo;Denn das Wegerisiko liegt beim Arbeitnehmer.“ Das heißt: Er muss dafür sorgen, dass er pünktlich bei der Arbeit erscheint. Trotz der Wetterumstände. Schafft er das nicht, lautet die Devise: keine Arbeit, kein Lohn. Für die Fehlzeit muss der Arbeitgeber nichts bezahlen.Davon sind vor allem Menschen betroffen, deren Verspätung nicht ohnehin vom Arbeitszeitkonto abgezogen wird. Von ihnen könne der Arbeitgeber auch verlangen, die ausgefallene Arbeitszeit nachzuholen, so Tofall.Eigentlich kein "Sturmfrei" für Beschäftigte Wichtig ist laut Tofall: Früh genug losfahren und sich über mögliche Straßensperrungen informieren. Das gelte umso mehr, wenn die Wetterverhältnisse angekündigt waren. Denn dann hätte man sich ja umso besser vorbereiten können. Zwar gibt es für Beschäftigte aus rechtlicher Sicht kein &bdquo;Sturmfrei“. &bdquo;Ich muss mich aber auch nicht in Lebensgefahr begeben, um zur Arbeit zu kommen“, sagt Tofall. Wurde offiziell vor der Gefahr durch umknickende Bäume oder abgedeckte Dächer gewarnt, kann eine sogenannte begründete Arbeitsverhinderung vorliegen. Bei einer akuten Unwetterwarnung wäre der Arbeitsweg dann unzumutbar. Die Beschäftigten dürften Zuhause bleiben. Einen Anspruch auf Lohnfortzahlung hat der Arbeitnehmer dann trotzdem nicht.Denn ein Unwetter ist aus rechtlicher Sicht ein &bdquo;objektives Leistungshindernis“, das sehr viele Menschen betrifft. Dafür kann der Arbeitgeber nicht in die Verantwortung genommen werden. Entsprechend muss er die nicht geleistete Arbeit nicht vergüten, sagt Arbeitsrechtler Tofall. Anders ist das bei den sogenannte subjektiven Leistungshindernissen. Dazu zählt etwa eine Erkrankung des Arbeitnehmers. In diesem Fall muss er weiterhin bezahlt werden.Experte warnt vor größeren Konflikten Wichtig ist laut dem Rechtsexperten, dass Arbeitnehmer offen mit ihrem Arbeitgeber sprechen und diesen frühestmöglich zum Beispiel über die Verspätung informieren. Sie sollten in keinem Fall einfach der Arbeit fernbleiben. Tofall: &bdquo;Wenn Beschäftigte entschuldigt sind, kann der Arbeitgeber sie nicht abmahnen.“ Tut er es doch, haben Betroffene gute Erfolgsaussichten, sollten sie sich zur Wehr setzen, sagt der Jurist. Denn gerade bei einer Unwetterwarnung würden Gerichte dem Arbeitnehmer die Fehlzeit nicht zum Vorwurf machen.Gleichwohl betont der Experte: Im Streitfall sollten Betroffene nicht sofort den Weg über einen Anwalt oder den Betriebsrat wählen. &bdquo;Gerade bei einem guten Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber“, sagt Tofall. &bdquo;Denn sonst können daraus größere Konflikte entstehen.“ Um das Arbeitsverhältnis zu schützen, kann es laut dem Anwalt in manchen Fällen Sinn machen, auf eigene Rechte zu verzichten oder den Streit zumindest nicht bis auf das Letzte juristisch auszufechten. So ist die Rechtslage bei Unterrichtsausfall Eine besondere Situation ergab sich derweil für einige Arbeitnehmer durch den Unterrichtsausfall am Donnerstag. Den hatte das NRW-Schulministerium wegen des Sturms angeordnet. Mussten Eltern Zuhause bleiben, um die Kinder zu betreuen, besteht laut Tofall drei Tage Anspruch auf Lohnfortzahlung. Zuvor müssen sich Eltern aber vergewissert haben, dass die Kinder nicht anders betreut werden können, zum Beispiel durch Verwandte.

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