Kreis Höxter. „Wir werden den Kinderschutz im Kreis Höxter auch in diesem Jahr konsequent weiterentwickeln“, sagt Landrat Michael Stickeln. Mit diesem Ziel habe das Jugendamt des Kreises ein breit gefächertes Maßnahmenpaket für 2022 aufgestellt, das an bereits realisierte Projekte anknüpfen werde und Schritt für Schritt umgesetzt werden solle.
„Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen, muss für uns alle höchste Priorität haben“, sagt der Landrat. Zu den wichtigen Handlungsfeldern, die weiter verbessert und ausgebaut werden sollen, gehörten die Kooperation, Prävention und Weiterbildung.
„Wir wollen die berufsübergreifende Zusammenarbeit der zahlreichen Akteure und Institutionen, die mit Kindern und Familien in Kontakt sind, deutlich intensivieren“, sagt der Leiter des Jugendamtes, Klaus Brune. Dazu gehören in erster Linie Kindertagesstätten, Schulen, Arztpraxen, Krankenhäuser, Vereine, Ermittlungsbehörden und Gerichte. Im Sinne des Kinderschutzes sei es wichtig, „dass sie sich als Schutzräume und Fürsprecher der Kinder verstehen und aus einer guten Vernetzung profitieren“. Ziel sei es, die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung weiter auszubauen. „Wenn die Ansprechpartner durch die Zusammenarbeit bekannt sind, gewinnen wir mehr Handlungssicherheit im Umgang mit Verdachtsfällen. Damit versuchen wir sicher zu stellen, dass Kinder, Jugendliche und Familien in Krisensituationen schnell und zielgerichtet Unterstützung bekommen“, so Brune.
Das Team Prävention soll personell verstärkt werden
Zur Unterstützung von Ärzten und Jugendamtsmitarbeitern beim Verdacht auf Gewalt an Kindern hat das Gesundheitsamt des Kreises Höxter in Kooperation mit dem Jugendamt und in Zusammenarbeit mit den heimischen Krankenhäusern der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge und des Helios Klinikums Warburgs eine medizinische Kinderschutzgruppe aufgebaut, die im Jugendhilfeausschuss Ende November vorgestellt worden war. „Bei der Gefährdungseinschätzung können mit rechtsmedizinischer Expertise Auffälligkeiten schnell abgeklärt werden“, erläutert der Leiter des Gesundheitsamtes, Ronald Woltering.
Anknüpfend an die bereits bestehenden Kinderschutzvereinbarungen mit den Trägern der Kindertageseinrichtungen, den freien Trägern der Jugendhilfe und den Grundschulen wurden im vergangenen Jahr weitere Kooperationsvereinbarungen mit dem Jobcenter und der Polizei geschlossen. In diesem Jahr soll das Netzwerk zum interdisziplinären Kinderschutz weiter durch Vereinbarungen mit den weiterführenden Schulen, Tagespflegepersonen und den zehn Städten verstärkt werden. Die bereits bestehenden Vereinbarungen mit den Trägern von Kitaeinrichtungen werden im Sinne des Kinder- und Jugendstärkungsgesetz überarbeitet und aktualisiert.
Personell noch weiter verstärkt werden soll das Anfang Februar neu gebildete Team Prävention und vorbeugender Kinderschutz sowie die vorhandene Fachstelle Frühe Hilfen im Kreisjugendamt. „Insoweit erfahrene Fachkräfte im Kinderschutz beraten Angehörige von Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, wenn sie einen Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung haben“, erklärt die Teamleiterin der Fachgruppe, Silke Merkel. Darüber hinaus biete die Fachstelle Schulungen zur Stärkung von Kindern und zum Kinderschutz an und forciere die kreisweite und berufsübergreifende Netzwerkarbeit im Bereich des Kinderschutzes.
Sehr engagiert werde auch die weitere Qualifikation im Kinderschutz vorangetrieben, insbesondere im Bereich sexualisierter Gewalt, heißt es in einer Mitteilung. 2021 hatte alle Mitarbeiterinnen des Allgemeinen Sozialen Dienstes an der Fortbildung „Kein Raum für Missbrauch“ teilgenommen. Darüber hinaus habe das Jugendamt für Kindertageseinrichtungen Schulungen zum Schutz der Kinder vor Gewalt angeboten. Auch weiterhin sollen in den Kindertagespflegestellen noch in 2022 Fortbildungen zu den Themenbereichen Kinderschutz und Sexualisierte Gewalt durchgeführt werden.
„Einrichtungen, in denen Kinder einen größeren Teil des Tages verbringen, tragen eine hohe Verantwortung für den Schutz der Kinder. Sie sind sehr nah dran und haben eine gute und fachlich geschulte Wahrnehmung der ihnen anvertrauten Kinder“, erklärt Jugendamtsleiter Klaus Brune. Fortbildungen qualifizierten das Personal darin, Signale zu erkennen und die richtigen Schritte zu gehen. Mit dem Theaterprojekt „Mein Körper gehört mir“ biete das Jugendamt allen Grundschulen im Kreisgebiet kostenfrei die Aufführung des pädagogisch begleiteten Stücks an. „Es ermutigt Kinder, ihren Nein-Gefühlen uneingeschränkt zu vertrauen und diese auch auszudrücken. Das stärkt die Persönlichkeiten der Kinder“, lädt Silke Merkel ein.
Multiplikatorenin ihren jeweiligen Einrichtungen
Auch werde in diesem Jahr eine interdisziplinäre Weiterbildung zur „Fachkraft im Handlungsfeld Hilfe bei sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ starten, teilen die Verantwortlichen mit. Sie richte sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Jugendhilfe, Schulen, Kitas und Kindertagespflege. Die ausgebildeten Fachkräfte sollen in Zukunft als Multiplikatoren in ihren Einrichtungen tätig sein. „Ziel ist es, dass möglichst alle, die mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt stehen, über Fachwissen im Bereich Kinderschutz, Kinderrechte, Frühe Hilfen und Netzwerkarbeit verfügen“, sagt Merkel.
„Wir wollen das Netzwerk Kinderschutz und Prävention immer engmaschiger knüpfen und die Akteure weiter stärken“, fasst Landrat Stickeln zusammen. „So wollen wir berufsübergreifend eine Verantwortungsgemeinschaft aufbauen, in der sich jeder und jede bestmöglich für den Schutz von Kindern stark macht.“