Nach Brunnenfund: Das Geheimnis des tiefen Lochs in Höxters Innenstadt

Höxter. Es war eine große Überraschung, als das Straßen- und Tiefbau-Unternehmen Knop am Montagnachmittag bei Baggerarbeiten etwa 75 Zentimeter unter dem Pflaster vor der Sparkasse in Höxter einen sehr alten Brunnenschacht zu Tage beförderte, mit dem niemand gerechnet hat. Am Dienstagmorgen wurde der Schacht näher begutachtet von Stadtarchäologe Andreas König, dem Landesgartenschau-Archäologen Ralf Mahytka, Henning Fischer von der Baudenkmalpflege, Andrea von Heesen von der Stadt Höxter (Straßenbau und Unterhaltung) sowie den Geschäftsführer Elmar Düker vom Tiefbau-Unternehmen Knop aus Höxter. Es sei schwierig, das genaue Alter des Brunnens zu bestimmen, sagt Stadtarchäologe König. Diese Brunnen seien in dieser Bauart noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut worden, als es noch kein Wasserwerk gegeben habe. Auf der Urkatasterkarte von 1831 ist der Brunnen eingezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt befand sich statt des Sparkassen-Gebäudes ein altes Fachwerkhaus (später auch Hut-Weber) an der Stelle, wo heute das Gebäude der Sparkasse steht.Das Fachwerkhaus wurde in den 1960er-Jahren abgerissen, es entstand der heutige Neubau (Weber-Moden und heute Sparkasse). Aus den 1910er-Jahren erkennt man auf einem alten Foto noch eine Wasserpumpe in dem Bereich, wo sich heute die Bäckerei Westbomke befindet. Auf einer Katasterkarte aus dem Jahre 1930 ist an der Stelle, wo sich der Brunnen befindet, bereits ein Auto-Parkplatz verzeichnet. Archäologe König geht davon aus, dass der Brunnen wie viele andere Brunnenschächte Ende des 19. Jahrhunderts mit Platten abgedeckt worden waren, nachdem das Wasserwerk in Höxter fertiggestellt wurde. Auf diesem Brunnen befanden sich vor seiner Entdeckung zwei 20 Zentimeter dicke Sandsteinplatten, von denen eine beim Freibaggern versehentlich in den Brunnen gefallen war. Beraten wurde am Dienstagmorgen unter anderem, was nun mit dem tiefen Loch im Boden geschehen soll, denn die Arbeiten müssen weiter gehen und der Platz wieder hergerichtet werden. Laut Geschäftsführer Elmar Düker werden in dem Bereich Grubestraße Ecke Nikolai- und Corbiestraße gerade sämtliche Versorgungsleitungen ersetzt. Die Gasleitung wird unter anderem umgelegt sowie eine Stromverstärkung für die Weihnachts- und Straßenbeleuchtung gesetzt. Was jetzt passiert Der Brunnen soll demnächst im Zuge der Bauarbeiten weiter freigelegt werden, was sich aber noch ein paar Tage hinziehen werde. Während dessen werden die Arbeiten in dem Bereich weiter fortgeführt und der Schacht abgedeckt, sagt Düker. Stadtarchäologe König möchte den Brunnenschacht möglichst erhalten. Er soll voraussichtlich eingemessen und erneut abgedeckt werden, um die Fläche wieder nutzbar zu machen. So könne das Bodendenkmal für spätere Generationen erhalten bleiben. Eine zuvor kurzzeitig überlegte Möglichkeit, den Brunnen wieder sichtbar zu machen, soll jedoch nicht weiter verfolgt werden.Ausgeschlossen sei auch eine Verfüllung des etwa zehn Meter tiefen Brunnenschachtes nicht, der eine Wassertiefe von etwa zwei Metern aufweist, so Düker. Erste Aufnahmen einer Unterwasserkamera ergaben, das sich ein paar Steine und Kies auf dem Grund des Brunnens befinden. Aufgrund der Lichtverhältnisse und des trüben Wassers war eine wirklich klare Sicht bei einem ersten Erkundungsversuch nicht möglich. Die historische Wasserversorgung der Stadt Die meisten alten Brunnen wurden stillgelegt, nachdem das Wasserwerk in Höxter seinen Betrieb aufnahm. Aus Archivberichten des 1996 verstorbenen Ortsheimatpflegers, Stadtarchivar sowie Autors und Beraters Hans Joachim Brüning geht Folgendes zum Thema hervor: Der Wasserbedarf wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts durch Bäche, Flüsse und Brunnen sichergestellt, von denen es einige im Stadtgebiet gab. Fast alle Straße zeigten auf historischen Karten kleine, offene Rinnsale, die von den Bächen gespeist wurden. Sie dienten als Schöpfstellen aber gleichzeitig auch als Kanalisation, das heißt alle Abwässer wurden in sie eingeleitet und in die Weser abtransportiert.Für die Versorgung der Menschen mit Wasser hatte man deswegen schon früh Brunnen benutzt, da hier eine Verschmutzung mit einiger Sorgfalt leicht vermieden werden konnte. Während des regenarmen und trockenen Jahres 1858 waren viele Brunnen versiegt. Eine Vertiefung brachte nur wenig Erfolg und war mit hohen Kosten und Risiken durch Verschüttung der Arbeiter verbunden. Es blieb also nur, neue Brunnen zu graben, wobei man gute Erfolge hatte. Das mühsame Wasserholen Zunächst wurde ein neuer Brunnen auf dem Markt angelegt, da dieser am stärksten von Wasserholern benutzt wurde. Der nun wiederentdeckte Brunnenschacht an der Ecke der Grubestraße vor dem &bdquo;Elmendorffschen Hof“ oder &bdquo;Druchtleffschen Hof“ wurde durch einen Neubau in der Nähe des Klaustores (Nicolaistraße) ersetzt. Diese Wasserstelle soll damals sehr bedeutend und viel genutzt worden sein, wie aus dem Archivbericht hervorgeht. 1883 gab es insgesamt 22 öffentliche Brunnen in Höxter, von denen 20 funktionsfähig und zum größten Teil mit Pumpen versehen waren.Das mühsame Geschäft des Wasserholens fand jedoch ein Ende mit dem Bau der Wasserleitung. Ab 1895 wurde in der Kernstadt Höxter damit begonnen, eine öffentliche Wasserleitung mit Hausanschlüssen zu verlegen. 1899 waren laut dem Bericht bereits 1.200 Haushaltungen mit 7.300 Personen an die Leitung angeschlossen. Lediglich 82 Haushalte mit 400 Personen seien noch ohne Wasserleitung gewesen (der Kubikmeter Wasser kostete damals 15 Pfennig).

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