Corvey: Kulturkreis und Fürst wollen Umsatzminus mit Steuergeld ausgleichen

Höxter. Corona hat auch Museen hart getroffen. Wie andere kulturelle Einrichtungen mussten sie lange schließen. Das spüren sie im Portemonnaie. Wie aus einem Schreiben an Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann hervorgeht, verlangt die Kulturkreis Höxter-Corvey gGmbH von der Stadt deshalb Geld. Es geht um 45.000 Euro, besser: dreimal 15.000 Euro. Trägerin der gGmbH ist die Herzogliche Familie von Ratibor. Am Donnerstag, 14. Oktober, muss der Stadtrat darüber entscheiden, ob und wie viel Geld fließen soll. "Seitens der Stadt Höxter wurde der Kulturkreis Höxter-Corvey gGmbH zugesichert, deren Kulturveranstaltungen (die Corveyer Sommerkonzerte und das Via-Nova-Kunstfest Corvey) mit 15.000 Euro pro Jahr für drei Jahre, also insgesamt mit 45.000 Euro zu unterstützen", schreibt Geschäftsführer Michael Funk. Und weiter: "Aus verschiedenen Gründen ist es jedoch bislang nicht dazu gekommen." Die "verschiedenen Gründe", warum zwischen 2019 und 2021 kein Geld gezahlt wurde, lesen sich in der Verwaltungsvorlage der Stadt freilich etwas anders: "Trotz der Corona-Pandemie konnten beziehungsweise können die kulturellen Veranstaltungen in den Jahren 2020 und 2021 durchgeführt werden. Aufgrund von Projektförderungen des Landes NRW entstanden hierbei keine Verluste, sodass eine städtische Bezuschussung dieser Veranstaltungen nicht erforderlich war beziehungsweise ist." 187.000 Euro Minus in zwei Jahren Gleichwohl erkennt die Stadt gemäß der Sitzungsvorlage an, dass der touristische Museumsbetrieb "sehr stark beeinträchtigt" gewesen sei und zu deutlich weniger Geld in den Museumskassen geführt habe. Wie viel weniger, zeigt eine tabellarische Zusammenstellung, die Michael Funk dem Bürgermeisterschreiben angefügt hat. In der Vor-Corona-Zeit 2019 seien 399.526 Euro durch Eintrittszahlungen und kostenpflichtige Führungen eingenommen worden. 2020 waren es nur noch 273.176 Euro, 2021 könnten es, wenn man einer Hochrechnung Glauben schenkt, zum Jahresende immerhin wieder 338.184 Euro sein. Unterm Strich werde, das prognostiziert Funk, unter den beiden Coronajahren jedoch ein Minus von rund 187.000 Euro stehen. Die Kulturkreis Höxter-Corvey gGmbH bitte deshalb darum, die zugesicherte Unterstützung von 45.000 Euro "umzuwandeln in eine Zuwendung/zweckgebundene Spende" zur "teilweisen Abdeckung der Pandemie-bedingten Umsatzrückgänge der Gesellschaft". Für die Stadt Höxter ist Corvey ein wichtiger Tourismusstandort. Allerdings seien die Haushaltsjahre 2019 und 2020 bereits abgeschlossen. "Zudem bestanden coronabedingte Beschränkungen, die als Begründung für eine Freigabe und Umwidmung dienen können, im Jahre 2019 noch nicht." Der Rat könne jedoch beschließen, den Zuschuss von 15.000 Euro für das Jahr 2021 um weitere 15.000 Euro und damit auf insgesamt bis zu 30.000 Euro aufzustocken. "Von Seiten der Verwaltung wird vorgeschlagen, entsprechend zu verfahren", heißt es in der Sitzungsvorlage. Einen kleinen Haken gibt's aber: Der Kulturkreis solle damit keine Umsatzrückgänge abfedern, sondern während der Pandemie entstandene Verluste ausgleichen. Diese wiederum müsse der Kulturkreis nachweisen, bevor es Geld aus dem Rathaus gibt. "Corvey bedient sich gerne an öffentlichen Töpfen" Die Pandemie hat nicht nur in Corvey zugeschlagen. "Durch Corona hatten wir keine Besucher und keine Einnahmen", berichtet Dietmar Barkhausen vom Dorfentwicklungsmuseum im Ortsteil Ottbergen. Während der gesamten Pandemiezeit habe das ehrenamtlich betriebene Museum schließen müssen. Finanzielle Unterstützung habe es nicht gegeben. "Das Museum in Corvey ist aber auch eine ganz andere Hausnummer." Barkhausen setzt jetzt auf 2022, auf das LGS-Jahr und darauf, den einen oder anderen Gartenschaubesucher in Ottbergen "abfangen" und ins Museum leiten zu können. "Corvey krankt nicht an Corona", sagt Corinna Wodarz, die in der Kernstadt das Museum im Hütteschen Haus betreibt. Seit Jahren seien die Ausstellungen dort einfach nicht mehr interessant. Dass die Kulturkreis gGmbH jetzt gerne Geld hätte, verwundert wohl nicht: "Ich habe den Eindruck, dass Corvey sich gerne an allen öffentlichen Töpfen bedient." Zum Beispiel seien mit den Millionen an Fördergeld nicht nur die Dächer des Welterbes, sondern auch Dachflächen des herzoglichen Anwesens saniert worden. Wodarz' Museum stehe vor der Wiedereröffnung am 7. November. Weil sie kostendeckend arbeite und keine Löhne zahlen müsse, habe sie die Pandemie ganz gut überstanden. Geld von der Stadt habe sie aber noch nie erhalten. Wolle sie auch gar nicht. "Sonst besteht ja die Gefahr, dass die sich einmischen."

Meistgelesen