Immer mehr Pedelec-Fahrer verunglücken im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Von 2018 bis 2021 ereigneten sich 84 Unfälle mit den Pedelecs. Der Name steht für Pedal Electric Cycle – darin steckt auch schon eine wichtige Beschreibung, nämlich dass das Rad dem Fahrer hilft. &bdquo;Während des Tretens unterstützt ein Elektromotor mit einer Leistung bis zu 250 Watt und einer Geschwindigkeit bis 25 Kilometern pro Stunde den Fahrer. Die Tretleistung eines normalen Rads liegt bei durchschnittlich 100 Watt", erklärt Polizeihauptkommissar Thomas Kruse von der Polizei im Kreis Höxter. Die Unfälle Die Mehrzahl der Unfälle wurde ohne Beteiligung von Autos oder anderen Fahrzeugen verursacht. &bdquo;Bemerkenswert ist, dass es sich bei der überwiegenden Zahl um sogenannte Alleinunfälle handelt, also nur der Radfahrer allein beteiligt war und zu Fall gekommen ist", sagt Kruse. 2018 bis 2021 waren das 44 Alleinunfälle, davon allein in diesem Jahr 15. Für die Polizei ist das ein klares Indiz dafür, dass die Pedelec-Fahrer ihre Bikes nicht gut genug kennen. &bdquo;Insgesamt ist die Tendenz auch mit der immer größeren Zahl der Pedelecs auf den Straßen steigend", sagt der Experte. Für dieses Jahr sei dennoch bisher ein Rückgang festzustellen. Die Räder Allerdings ist Pedelec auch nicht gleich Pedelec. Es &bdquo;gibt noch leistungsstärkere S-Pedelecs, also Speed Pedelecs, hier unterstützt ein Elektromotor mit mehr als 250 Watt und es wird eine Geschwindigkeit von 45 km/h erreicht. Diese Räder werden als Kleinkrafträder eingestuft", so der Polizeihauptkommissar. Auch sonst werden diese S-Pedelecs wie Mofas und Co. eingestuft, so gilt etwa eine Versicherungs-, Helm und Führerscheinpflicht der Klasse AM – und Radwege sind tabu. Die meisten Pedelecs haben aber Motoren, die schwächer sind. Sie fahren nur, wenn getreten wird, allerdings langsamer. Für diese normalen Pedelecs gilt, dass sie rechtlich wie Fahrräder eingestuft werden. &bdquo;Hierzu sind kein Führerschein und keine Pflichtversicherung notwendig, es besteht keine Helmpflicht." Das Tragen eines Helmes wird seitens der Polizei allerdings dringend empfohlen. Die Gefahren &bdquo;Die Gefahren bei Pedelecs liegen bei dem höheren Gewicht im Vergleich zum normalen Rad", weiß Kruse. Das höhere Gewicht beeinflusse den Schwerpunkt und mitunter das veränderte Fahrverhalten. &bdquo;Durch den unterstützenden Elektromotor werden höhere Geschwindigkeiten erreicht." Diese würden oftmals unterschätzt. &bdquo;In der Kombination mit wenig Fahrpraxis, dem verlängerten Bremsweg und der nachlassenden körperlichen Leistungsfähigkeit steigt die Unfallgefahr im Straßenverkehr", sagt der Experte. Besonders Kreuzungen und Einmündungen bergen Gefahren für den Radfahrer. Vorausschauendes und defensives Fahrverhalten sei gefragt. &bdquo;Oftmals werden Radfahrer an diesen Gefahrenstellen von Autofahrern übersehen." Bei einem Zusammenstoß hätten Radfahrer keine Knautschzone. &bdquo;Diese Begegnungen gehen dann oftmals einher mit schweren Verletzungen und Stürzen", bilanziert Kruse. Die Schwerpunkte Den oder mehrere Unfallschwerpunkte für Radfahrer kann die Polizei für den Kreis Höxter derzeit nicht ausmachen. &bdquo;Die Unfälle verteilen sich auf das ganze Kreisgebiet", sagt Kruse. Eine Häufung sei lediglich für das Stadtgebiet Höxter festzustellen, wo sich immerhin 27 Unfälle ereigneten – von 84. Das und die Tatsache, dass es sich in der Regel um Alleinunfälle handelt, könnten ein Indiz dafür sein, dass die Fahrer zu wenig Fahrpraxis mit den rasanten Rädern haben. Und die fängt bereits mit einer ausgedehnten Probefahrt an, die jedem Kauf vorausgehen sollte, rät die Polizei. Der Pedelec-Kauf Das Angebot an Pedelecs ist vielfältig, betont der Experte von der Polizei. Der Fachhandel berate bei der Auswahl eines neuen Rades. Dazu sollte auch eine Probefahrt zählen. &bdquo;Die passende Rahmengröße, die richtige Sitzeinstellung, das sichere Handling bei der Probefahrt und die Auswahl des Einstieges sind wichtige Kaufkriterien, neben Beleuchtung und Funktionalität." Nach dem Kauf &bdquo;Das Vertrautmachen mit dem neuen Pedelec ist sinnvoll", betont Kruse. Vor dem Betrieb sollte ein Blick in die Betriebsanleitung erfolgen. Besonders der Umgang mit dem Akku bedürfe besonderer Beachtung und Sicherheitsbestimmungen. &bdquo;Fahrübungen können abseits von vielbefahrenden Straßen erfolgen. So lange Unsicherheiten auf dem Pedelec vorherrschen, meiden sie vielbefahrende Fahrradstrecken", rät der Polizeihauptkommissar. &bdquo;Nutzen Sie Strecken, die sie gefahrenfrei mit dem Rad befahren können", ergänzt er. Die Gefahrenstellen Andere Verkehrsteilnehmer können die Geschwindigkeit eines Pedelecs leicht unterschätzen, weiß der Experte. &bdquo;Denn von Weitem sieht das Gefährt aus wie ein normales Fahrrad." Fehleinschätzungen passierten auch deshalb, weil Pedelecs ihr Tempo mit einer geringen Trittfrequenz erreichen. Eine langsame Trittfrequenz wiederum bestärke Autofahrer darin, dass sich das Pedelec nur mit geringer Geschwindigkeit nähere. &bdquo;Umso mehr müssen Pedelec-Nutzerinnen und -Nutzer vorausschauend-defensiv fahren und mit den Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechnen", betont der Polizeihauptkommissar. Vor Gefahrensituationen sollten sie rechtzeitig die Geschwindigkeit verringern. Auch Blickkontakt, zum Beispiel zu Autofahrenden an Kreuzungen, könne in diesem Zusammenhang lebensrettend sein.

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