Mehrheit der aktuellen Corona-Infizierten im Kreis ist jünger als 20 Jahre

Kreis Höxter. Schlagartig ist zuletzt der Inzidenzwert im Kreis Höxter gestiegen, die vierte Corona-Welle hat auch die Region erreicht. Und sie betrifft insbesondere Kinder und Jugendliche. Mehr als die Hälfte der Corona-Infektionen, die innerhalb der vergangenen Woche festgestellt wurden, traten bei unter 20-Jährigen auf. Was das für die Jüngeren bedeutet und wie sich die Corona-Lage im Kreis verschoben hat, zeigt der Überblick. Hohe Inzidenzen bei Jüngeren Bis zum Ende der Ferien waren die Inzidenzwerte bei den Null- bis 19-Jährigen unauffällig, sie ähnelten denen anderer Altersgruppen. Genau zum Schulstart schossen die Zahlen jedoch in die Höhe, derzeit beträgt der Sieben-Tage-Wert 263,3. Allein bei den Zehn- bis 14-Jährigen wurden in den vergangenen sieben Tagen 29 Neuinfektionen gemeldet, was eine Wocheninzidenz von 428,7 zur Folge hat (Stand: Donnerstag). Der Schluss liegt nahe, dass sich jüngere Menschen nach den Sommerferien wieder vermehrt in Schulen und Kitas anstecken. Doch das kann die vierte Welle höchstens bedingt erklären. Das Ferienende ist noch nicht so lange her, als dass ein solcher Effekt bereits seit mehreren Tagen tatsächlich sichtbar wäre. Verschiebung von den Älteren zu den Jüngeren 55,6 Prozent aller Menschen, die im Kreis Höxter zuletzt positiv auf Covid-19 getestet wurden, sind jünger als 20 Jahre. Zum Vergleich: Diese Alterskohorte macht nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung aus. Dass sich das Corona-Geschehen aktuell vornehmlich bei Kindern und Jugendlichen abspielt, bedeutet auch einen Wandel. Denn vor einem halben Jahr – bei damals hohen Inzidenzwerten – lag der Fokus auf den Älteren. Nur jeder zehnte Infizierte war zu diesem Zeitpunkt höchstens 19 Jahre alt, dafür jeder vierte Infizierte älter als 80. Seit mehreren Monaten werden jedoch bei den Älteren ab 70 Jahren nur noch vereinzelt Neuinfektionen registriert. Die Impfungen in dieser gefährdeten Gruppe zeigen also Wirkung. Impfungen bei Schülern Vom Lehrerverband gibt es Warnungen vor einer "Durchseuchung" an Schulen. Laut dem Virologen Christian Drosten gelte es jetzt, einen Mittelweg zwischen rasanter Durchseuchung und strengsten Vermeidungsmaßnahmen wie geschlossenen Schulen zu finden. Zentral bleibe das Erwachsenen-Umfeld bei den Schulen, Lehrer und Eltern sollten möglichst zu 100 Prozent geimpft sein. An der Gesamtschule Bad Driburg ist dieses Ziel zumindest beim Schulpersonal – vom Kollegium über die Verwaltung bis zu den Hausmeistern – erreicht. "Das ist ein gutes Gefühl, dass wir uns, zumindest in diesem Bereich, sicher gegenüber den steigenden Coronazahlen fühlen", sagt Schulleiter Simon Tewes. In der infrage kommenden Schülerschaft sei von einer Impfquote von etwa 45 Prozent auszugehen. Denn um auch Jugendliche besser vor einer Ansteckung zu schützen, läuft inzwischen die Impfkampagne bei den Zwölf- bis 17-Jährigen. In der vergangenen Woche hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) hierfür eine Empfehlung ausgesprochen. Firooz Ahmadi, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter, begrüßt diese Entscheidung. "Wir halten uns an die Empfehlungen der Stiko – eine Instanz, vor der ich großen Respekt habe", sagt Ahmadi. Er bemerke, dass die Impf-Nachfrage in dem Alter steige. "Die Impfung von Jüngeren hat zwei Effekte: auf den Impfling selbst und auf andere Personen wie Oma und Opa zuhause", meint er. "Das sind Gründe, die überzeugen." Eine Impf-Empfehlung für Kinder im Kita- und Grundschulalter gibt es bislang nicht. Ahmadi rechnet aber damit, dass sie "künftig" folgen werde. Krankheitsverläufe bei Kindern und Jugendlichen Drei Kinder, die schwerer an Covid erkrankt waren, hat die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin seit Pandemie-Beginn behandelt, so Chefarzt Ahmadi. Einen Fall hat er besonders in Erinnerung. "Ein 17-Jähriger hatte eine Lungenentzündung und war schwer krank", so Ahmadi. Bei Kindern und Jugendlichen, die bislang nicht geimpft sind, können langfristige Folgeerkrankungen auftreten – etwa durch das Pädiatrische Inflammatorische Multiorgan Syndrom (PIMS). "Bei dem können die Lungen und der Kreislauf angegriffen werden und auch Kinder landen auf der Intensivstation", erklärt der Chefarzt, der zugleich beruhigt. Es handle sich um eine "ernsthafte, aber sehr seltene Erkrankung. Immense Sorgen müssen sich Eltern daher nicht machen." Prinzipiell scheint das kindliche Immunsystem auf die Attacken von Sars-CoV-2 besser vorbereitet zu sein als das von Erwachsenen. Die Zellen der oberen Atemwege befinden sich einer Untersuchung zufolge bereits in erhöhter Alarmbereitschaft und können das Virus im Falle einer Infektion schnell bekämpfen, bevor es sich massiv vermehrt.

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