150 Musiker lassen die Wände wackeln: Corvey wird zum Wacken der Blasmusik

Höxter. Sie sind beileibe nicht die einzigen Blaskapellen im Höxteraner Stadtgebiet. Aber das Stahler Blasorchester, das Weserberglandorchester Bödexen und die Blaskapelle Brenkhausen sind so ziemlich die Creme der Blasmusikformationen im Weserbergland. Vor allem wenn sie zusammen aufmarschieren und mit 150 Musizierenden die Wände zum Wackeln bringen. Das taten sie bislang 21 Jahre lang in der Stadthalle Holzminden. In seiner 22. Auflage fand das Festival der Blasmusik erstmals Open Air im herzoglichen Privatpark von Schloss Corvey statt. Viele Besucher waren der Meinung, das könne auch in Zukunft so bleiben. Seit dem Millennium gibt es dieses Gipfeltreffen der drei Höxter Nordstadt-Formationen, das jedes Mal über 1.000 Zuschauer begeistert. Weil es in Höxter keine Halle gibt, die große genug wäre, fand das Festival der Blasmusik bislang immer traditionell im März in der Stadthalle Holzminden statt. In diesem Frühjahr musste das Festival pandemiebedingt ausfallen. &bdquo;Wir wollten es aber keinesfalls absagen und sind das Wagnis eingegangen, es Open Air unter freiem Himmel stattfinden zu lassen und diese fantastische Kulisse vor dem Corveyer Schloss zeigt, dass es keine schlechte Entscheidung war", sagte Moderatorin Nadine Ruhoff vom Weserberglandorchester. Schon der imposante Einzug der drei Orchester in Form eines Sternmarsches aus drei verschiedenen Richtungen begeisterte die Zuhörer und riss sie förmlich von den Sitzen. Genau zwei Mal im Jahr öffnet sich der herzogliche Privatpark für die Allgemeinheit. Zum Patronatshochamt am Vitusgedenktag im Juni und für das kommerzielle Gartenfest Anfang August. In diesem Jahr gibt es erstmals mit dem Festival der Blasmusik einen dritten Termin. 600 Stühle durften coronabedingt jeweils gestellt werden, weshalb das Festival mit dem Samstag und dem Sonntag auf zwei Tage verteilt worden ist, obwohl bequem auch mehrere Tausend Zuhörer auf der großen Parkwiese vor dem Nordflügel von Schloss Corvey Platz gefunden hätten. Am Premierenabend am Samstag war das Konzert vollständig ausverkauft. Halbstündiger Soloauftritt Zwischen den Gemeinschaftsspielen mit 150 Instrumentalisten am Beginn und zum Abschluss des Konzerts, hat jedes Blasorchester einen halbstündigen Soloauftritt. Das Einzelspiel eröffnete die Blaskapelle Brenkhausen und überzeugte vor allem mit einem sehr schön weich intonierten &bdquo;Sound of Silence" aus dem Simon & Garfunkel-Medley von Blasmusikarrangeur Kurt Gäble. Sehr smooth war auch der Ton im Medley der Golden Hits von James Last. Sein hohes technisches Niveau zeigte das Stahler Blaskapelle mit einem sauber hingebügelten Glissando im &bdquo;Arsenal Concert March" von Jan Van der Roost. Seine Vielseitigkeit stellte das Stahler Blasorchester mit einer großen musikalischen Bandbreite unter Beweis, die von westfälischen Jagdsignalen bis zu mexikanischen Mariachi-Trompeten reichte. Das Weserberglandorchester Bödexen präsentierte sich von seiner sinfonischen Seite. Ein besonderer Höhepunkt war die Orchesterfassung der norwegischen Popballade &bdquo;Your raise me up". Ursprünglich war das Lied ein Instrumentalsong des norwegischen Duos Secret Garden (2001). Drei Jahre später landete der amerikanische Schauspieler und klassisch ausgebildete Bariton-Sänger Josh Grobhan mit einer Gesangsversion einen internationalen Megahit. In der Orchesterfassung des Weserbergland Orchesters war das Lied ein sinfonischer Höhepunkt des Konzertabends. Mit ihrem Solo verpasste Saxofonistin Bettina Quest der Nummer noch ein Extra-Sahnehäubchen. &bdquo;Ein toller Abend, ich habe jeden Moment genossen", sagte eine Zuhörerin. &bdquo;Ich finde, das Konzert könnte immer Open Air stattfinden", meinte ein anderer Zuschauer. &bdquo;Dafür sind Blasorchester schließlich gemacht, nur Sinfoniker mit ihren empfindlichen Geigen müssen drinnen bleiben", pflichtete ein anderer Zuhörer bei. &bdquo;Drei Orchester unter freiem Himmel, das ist doch fast wie Wacken für Blasmusik", zog eine Zuschauerin einen recht mutigen Vergleich. Am Sonntag geht es weiter Am Sonntag, 22. August, geht das Festival um 16 Uhr noch einmal in die zweite Runde: Einlass ist an diesem Tag um 14.30 Uhr.

Meistgelesen