So sind Ermittler Fällen von Kinderpornografie auf der Spur

Kreis Höxter. Nicht erst der Fall des ehemaligen Fußballers Christoph Metzelder zeigt, wie weit Kinderpornografie offenbar in der Gesellschaft verbreitet ist. Und der Kindesmissbrauchsskandal in Lügde offenbarte und offenbart Strukturen, die in ihrer Monstrosität unfassbar sind. Im Frühjahr wurde bekannt, dass ein Mann aus Büren (Kreis Paderborn) offenbar jahrelang einen Pädophilen-Ring im Internet betrieben hat: Wie in ganz NRW und bundesweit hat auch die Polizei im Kreis Höxter mit steigenden Zahlen zu kämpfen. 2017 konnten die Ermittler vier Verfahren abschließen, 2018 waren es acht, berichtet Polizeirat Peter Hentschel, Leiter der Direktion Kriminalität der Kreispolizei Höxter. Im Jahr 2020 dann schon 29. Und bis Ende Mai dieses Jahres sind bislang 27 Verfahren wegen Kinderpornografie im Gange. Die Gründe? Hentschel erklärt sie auf mehreren Ebenen: Zum einen digitalisiere sich die Gesellschaft. &bdquo;Die Technik macht es den Tätern heute einfacher als noch vor zehn Jahren. Und Datenträger-Kapazitäten sind heute enorm." Übertragungsgeschwindigkeiten im Netz steigen, Speicherkapazitäten werden immer größer. Aber auch die Gesellschaft sei beim Thema sensibler geworden – auch dank der Prävention: &bdquo;Das kommt uns zugute, wir bekommen deutlich mehr Hinweise. Und sind froh über jedes Stück Dunkelfeld, das wir aufhellen können." Hentschel ist sicher: Das Dunkelfeld sei auch so weiterhin noch &bdquo;riesig". Und drittens: Mit jedem Verfahren finden die Ermittler weitere Anknüpfungspunkte, weitere Hinweise. &bdquo;Wie ein Schneeballsystem", so der 41-Jährige. Eine enorme und belastende Arbeit, sich durch Chats zu arbeiten, weiß der Polizeirat. Es sei aber richtig und wichtig, dass Fälle öffentlich werden, dass es Polizeiaktionen und Durchsuchungen gebe. Kripo-Chef Hentschel erhofft sich davon eine abschreckende Wirkung. Viele Hinweise kommen aber nicht nur von Menschen aus der Region oder dem direkten Umfeld, von Bürgern, Organisationen, Behörden, Mitarbeitern von Kitas oder auch anonym: &bdquo;Kinderpornografie ist kein örtliches Delikt und macht nicht vor Kreis- oder Ländergrenzen Halt." Tausch und Handel von Missbrauchsabbildungen laufen weltweit. &bdquo;Wir bekommen viele Hinweise aus dem Ausland", erklärt der Direktionsleiter. Damit der Polizei kein Täter durch die Lappen geht, sind die Behörden mittlerweile immer besser vernetzt. &bdquo;Inzwischen arbeitet die NRW-Polizei in einer Art virtuellem Großraumbüro", sagt Frank Scheulen, der Sprecher des Landeskriminalamtes in Düsseldorf. Konkret bedeutet das, dass alle Kreispolizeibehörden untereinander und auch mit dem Landeskriminalamt vernetzt sind. Ein Super-Computer, der beim LKA steht, ermöglicht die Verarbeitung der riesigen Datenmengen und damit die schnelle und effektive Zusammenarbeit. Weil es einen gemeinsamen Datenpool gibt, kämen Doppelauswertungen nicht mehr vor. Die heftigen Fälle geben die Höxteraner allerdings – wie auch bei Mordermittlungen und anderen schweren Straftaten – an die Kollegen des Polizeipräsidiums Bielefeld. &bdquo;Wir müssen uns immer weiter spezialisieren" Auch die Behörden haben mittlerweile aufgerüstet – personell und technisch. In NRW ist die Zahl der Ermittler und Auswerter im Bereich der Kinderpornografie massiv aufgestockt worden. Arbeiteten beim Landeskriminalamt in Düsseldorf Mitte 2018 noch zehn Beamte in dem Bereich, steigt die Zahl bis in diesem Sommer 2021 deutlich. Aber auch vor Ort haben sich die Polizeibehörden aufgrund der hohen Fallzahlen verstärkt mit Kinderpornografie beschäftigen müssen. So gibt es auch bei der Polizei Höxter mittlerweile externe Experten mit IT-Kenntnissen: &bdquo;Aktuell sind weitere Stellen ausgeschrieben. Wir müssen und wollen weiter wachsen, um die Datenberge bearbeiten zu können. Und", so ergänzt Hentschel, &bdquo;wir müssen uns immer weiter spezialisieren. Denn das Internet und der Computer sind Tatmittel in vielen weiteren Deliktbereichen wie Betrug oder Bedrohung." Kinderpornografisches Material zu sichten und auswerten – das ist harter Tobak, das kann nicht jeder. Ebenso Vernehmungen von Opfern und Angehörigen. Deshalb hat die Kreispolizei Höxter speziell psychologisch geschulte Beamte. Auch bei diesen müsse aber der Vorgesetzte immer das Verhalten und Veränderungen im Verhalten im Blick haben: &bdquo;Jeder steckt es anders weg." Wichtig seien Möglichkeiten der Stressbewältigung und des Rückzugs, des Austausch untereinander. Denn, so betont der Kriminalrat: &bdquo;Arbeiten in diesem Bereich ist stets auf freiwilliger Basis." Eine bewusste Entscheidung des Einzelnen. &bdquo;Und wenn es nicht mehr geht, dann muss man Konsequenzen ziehen."

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