Höxter. Fast direkt an der Weser, mit altem Baumbestand, einem Höhlensystem, das seltenen Fledermausarten eine Heimstatt bietet, und mit Böschungsbereichen und Flachwasserzonen, in denen sich Zauneidechsen und Grünfrösche wohlfühlen: Die Biotopfläche Nachtigall ist ein regelrechtes Naturparadies. Auch, weil der jetzige Besitzer offen für den Naturschutz ist. Allerdings kommt die keilförmige, insgesamt rund 47.000 Quadratmeter große Fläche am 25. Juni unter den Hammer. Den Verkehrswert für das Biotop hat Gutachter Andreas Böhl aus Höxter auf 28.000 Euro festgelegt. Für Naturschutzvereine, die als Käufer in Frage kämen, wäre das eine große Summe. Sie hoffen deshalb auf Fördermittel.
Das Gelände, das östlich der Bundesstraße wie ein Keil an der Weser entlangführt und nur durch den Uferweg vom Fluss abgegrenzt ist, hat allerdings auch Altlasten – die allerdings erweisen sich für den Artenreichtum als durchaus förderlich. „Im Bereich der Bewertungsgrundstücke wurde in früheren Zeiten sowohl Kohle als auch Ton abgebaut", erläutert Böhl in seinem Gutachten. Auch die Reste von Verwaltungsgebäuden einer alten Ziegelei kommen mit unter den Hammer. Für sie bestehen laut Gutachten sogar Verkehrssicherungspflichten, das heißt, der neue Eigentümer müsste aufpassen, dass sich keine Unfälle ereignen können.
Mausohrfledermäuse und Zwergfledermäuse
Burkhard Beinlich vom Naturkundlichen Verein Egge-Weser sagt, dass in einem Höhlensystem Mausohrfledermäuse und Zwergfledermäuse einen Lebensraum gefunden haben, sein Verein habe effektiv mit dem bisherigen Besitzer zusammengearbeitet, „er hat großes Verständnis für die Belange des Naturschutzes und uns immer angesprochen, wir haben ihn beraten". Jetzt hofft der Naturschützer, dass auch der künftige Besitzer ein Herz für die Umwelt hat und ebenfalls Naturschutzmaßnahmen auf dem Gelände zulassen wird. Immerhin hätten solche Maßnahmen auf dem Gelände durchaus Erfolg gehabt, wie das Vorkommen der Fledermäuse zeige. „Wenn wir dieses Gelände gesichert bekommen, wäre das super", sagt er.
Beinlich könnte sich vorstellen, dass Bieter mit Naturschutzinteressen direkt in die Versteigerung einsteigen. Und im Idealfall dann sogar den Höchstbetrag bieten und das Gelände ersteigern. Dafür allerdings braucht es – selbstredend – Geld. Geld, das auch von einer Stiftung kommen könnte, die Naturschutzbelange fördert. „Ich werde dazu die NRW-Stiftung ansprechen", sagt das Vorstandsmitglied des Naturkundlichen Vereins. Die Stiftung fördert Projekte der Heimat- und Kulturpflege sowie des Naturschutzes.
Landschaftsschutzgebiet und Biotopverbund
Gutachter Böhl kann sich alternativ durchaus vorstellen, dass urbane Stadtmenschen das Naturschutzgebiet ersteigern. Gerade für Großstädter gibt es mittlerweile den Trend, sich kleine Wald- oder Naturflächen zu kaufen und diese dann entweder forstlich oder naturschützerisch zu nutzen. Denn die Möglichkeiten der übrigen Nutzung sind begrenzt. Immerhin befinden sich Teile im Landschaftsschutzgebiet und in einem Biotopverbund. Böhl geht deshalb auch davon aus, dass extensive Pflege „im Sinne des Landschafts- und Naturschutzes" die „wahrscheinlichste und wertbestimmendste Nutzung" in Zukunft sein wird.
Der Zwangsversteigerungstermin ist für Freitag, 18. Juni, um 8.45 Uhr im Amtsgericht Höxter, Möllingerstraße 8, E, Saal 1, angesetzt.
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