Hilfe gegen den Schmerz im Rücken

Kreis Höxter. Immerhin 23 Prozent aller Fehltage von Arbeitnehmern im Kreis Höxter werden durch Muskel- und Skeletterkrankungen verursacht. Das geht aus einer Statistik der Krankenkasse AOK hervor. Demnach konnten an 27.200 Tagen konnten AOK-versicherte Arbeitnehmer im Kreis Höxter im Jahr 2019 nicht zur Arbeit gehen, weil ihnen der Rücken Beschwerden verursachte. Woher kommen die Schmerzen – und wie lassen sie sich verhindern? Zum heutigen Tag der Rückengesundheit, den das Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz ins Leben gerufen hat, hat nw.de mit Physiotherapeuten und Rücken-Experten aus dem Kreis Höxter darüber gesprochen, was präventiv gegen Rückenprobleme unternommen werden kann. Dabei räumen die Fachleute mit vermeintlichen Gewissheiten auf. Was das wichtigste ist Sitzen ist schädlich? Ein schmerzender Rücken ist ein Zeichen für eine nicht optimale Körperhaltung? Vieles, das in Sachen Rückengesundheit als Gewissheit galt, ist von der Wissenschaft auf den Prüfstand gestellt worden. Es gibt aber auch Dinge, die simpel sind – und an die sich jeder halten kann. &bdquo;Das Wichtigste für einen gesunden Rücken ist regelmäßige Bewegung", sagt AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner. Das gelte auch in der Corona-Zeit, während der viele Fitnessangebote nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind. Auch allein oder mit der Familie in der Natur oder mit passender digitaler Unterstützung zu Hause lasse sich etwas für einen gesunden Rücken tun, meint er. Und verweist dabei auch auf Online-Fitness-Kurse, bei denen Teilnehmern die Übungen per Webcam gezeigt werde. Moritz Lange vom Studio Langefit in Höxter stellt allerdings heraus, dass es beim Training in erster Linie darauf ankomme, dass es regelmäßig stattfindet. &bdquo;Trainiert werden sollte zweimal wöchentlich oder mindestens zwei Mal in zehn Tagen", sagt der ausgebildete Physiotherapeut. Generell sei Herz-Kreislauftraining – ein Spaziergang oder eine Joggingrunde sinnvoll, weil das den Rücken entlaste. Gezieltes Training für den Muskelaufbau wäre allerdings wirklich effektiv, um den Rücken zu stärken. Dabei setzt der Fitnessstudio-Betreiber auf Kurse vor Ort mit Profi-Ausrüstung und mit Experten, die die Ausführung der Übungen beobachten. &bdquo;Cyber- oder Online-Übungen sind zwar besser als nichts – aber um einen nachhaltigen Effekt zu haben, braucht es fachkundige Trainer und Trainingsmittel", sagt Lange. Beim Training gehe es nicht nur darum, die Rückenmuskulatur zu stärken, sondern auch darum, beim Trainierenden &bdquo;das Bewusstsein zu schaffen, wie er im Raum steht und wie er sich bewegt". Was mit der Haltung ist Marco Congia, Inhaber der Physiotherapie am Kurpark in Bad Driburg, räumt mit einem weiteren Vorurteil in Sachen Rückengesundheit auf: &bdquo;Trotz der weitläufigen Meinung über die gute Haltung, gibt es keine Evidenz dafür, dass eine optimale Haltung existiert und dass die Einnahme einer angeblichen schlechten Haltung Schmerzprobleme im Rücken verhindern kann", sagt der angesehene diplomierte Sport-Osteopath. Wie es mit dem Sitzen ist Schmerz, der in einer bestimmten Position auftrete und sich verstärke, sei kein Hinweis dafür, dass diese Haltung schädlich sei. Und auch mit der Überzeugung räumt Congia auf: &bdquo;Sitzen ist nicht gefährlich. Länger als 30 Minuten in einer Position zu sitzen, ist nicht schädlich." Sich zu bewegen und Positionen zu verändern, sei förderlich. &bdquo;Die Variabilität der Haltung in die jeweilige Richtung zu steigern, unterstützt den Körper, die Schmerzen zu minimieren." Generell sei die Wirbelsäule eine robuste, anpassungsfähige Struktur, die in der Lage sei, sich in verschiedenen Haltungen sicher zu bewegen. &bdquo;Die häufigen Warnungen, die Wirbelsäule zu schützen, sind nicht evidenzbasiert", sagt der Fachmann. Also: Dafür, dass das sinnvoll ist, gebe es keine Beweise. Die Variabilität der Wirbelsäule könnten spezielle Übungen fördern, so der Fachmann. Wie Bewegung hilft Bewegung sei gut, sagt Congia: &bdquo;Sie bedeutet Rückenschmerzfreiheit." Mit speziellen Übungen sei es möglich, die Variabilität der Haltung zu steigern, erläutert der Fachmann. Dabei können kurze Übungen hilfreich sein. Umgedrehter Armstütz Etwa der umgedrehte Armstütz, den Congia so erklärt: &bdquo;Der Körper bildet von der Ferse bis zum Kopf eine gerade Linie." Es kann sich dabei entweder mit den Händen und den Unterarmen abgestützt werden. Die Fersen werden leicht in den Boden gedrückt. Diese Position wird etwa 20 Sekunden gehalten, dann folgen zehn Sekunden Pause." Das wird vier bis fünfmal wiederholt. Congia: &bdquo;Die Übung dient der Stärkung der langen Rückenstrecker, der Wirbelsäule, der Bauch- und Schultermuskeln." Wirbelsäule ausrichten Eine zweite, ganz unkomplizierte Übung, die Congia empfiehlt, ist die Wirbelsäulenausrichtung. &bdquo;Dazu stehen Sie bitte auf, schieben ihr Becken ein wenig nach vorne und spannen den Po fest an." Anschließend sollen die Schultern nach hinten gezogen werden. &bdquo;Zum Schluss wird der Kopf ausgerichtet – mit Blick geradeaus", erklärt der Experte die Übung.

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