Das ehemalige Sägewerk wird zum Geschichtspark

Höxter. Der Betrieb des Sägewerks ruht bereits seit gut 40 Jahren. Einzelne Hallen wurden allerdings noch zur Lagerung von Holz und anderen Stoffen genutzt. Jetzt wird auf dem Areal des ehemaligen Corveyer Sägewerks alles platt gemacht. &bdquo;Das ist nichts, dem man nachtrauern müsste, denn so eine Ruine braucht keiner", sagt ein Jogger auf dem Weserradweg. Die große Lagerhalle direkt am Radweg ist bereits weg. Es stehen nur noch einige Stützpfeiler. Andere Gebäudeteile sind so baufällig, dass sie sogar von alleine einstürzen können. Stabil und wie für die Ewigkeit gemacht wirkt nur das historische Sägewerksgebäude. Dort ist selbst die Farbe mit der das Herzogliche Wappen auf die Fassade gestrichen wurde, kaum verblasst. Dabei wird dort schon Beginn der 80er Jahre nichts mehr zersägt. Das Sägewerk war 1920 von der Corveyer Herzoglichen Forstverwaltung errichtet worden. Jeder größere Forstbetrieb verfügte in der damaligen Zeit über ein eigenes Sägewerk. In Corvey wurden insbesondere Produkte für die Möbelindustrie sowie Bohlen und Schwellen für den Eisenbahnbau produziert. Mit dem Aufkommen von Beton- und Stahlschwellen in den 1970er Jahren wurden die Holzschwellen verdrängt und in der Möbelindustrie wurde immer mehr Importholz verwendet. Schließlich wurde der Betrieb eingestellt. Das Gelände ist bereits vor längerer Zeit von der Stadt Höxter erworben worden. Auf dem Areal des Weserbogens zwischen dem Corveyer Hafen und Schloss Corvey befindet sich das Gelände der historischen Corveyer Civitas. Denn neben der Stadt Höxter gab es vor etwa 1.000 Jahren rund um die Corveyer Abtei eine weitere florierende Siedlung. Konkurrent für Höxter &bdquo;Wir wissen bereits, dass die Corveyer Civitas 200 bis 400 Häuser hatte und mit rund 1.500 bis 2.500 Einwohnern ungefähr genauso groß wie Höxter war", erzählt Stadtarchäologe Andreas König. In Höxter ist seit 1115 ein festes Brückenbauwerk über die Weser beurkundet. Weitere Brücken über die Weser gab es in dieser Zeit sonst nur noch in Bodenwerder und Hannoversch Münden. Bis im Jahr 1150 die Corveyer ebenfalls eine Brücke über die Weser freigaben. Damit wurde Corvey zu einer gefährlichen wirtschaftlichen Konkurrenz für Höxter. Das alles führte dazu, dass der über Höxter regierende Paderborner Fürstbischof seine Vormachtstellung bedroht sah und im Jahr 1265 die Corveyer Civitas mit Kriegstruppen überfiel und sprichwörtlich dem Erdboden gleich machte. Das Corveyer Kloster blieb bestehen. Die Corveyer Stadt wurde nie wieder aufgebaut. Ein Konzept für die Landesgartenschau &bdquo;Diesen spannenden Teil der Stadtgeschichte wollen wir zur Landesgartenschau erlebbar machen", erklärt LGS-Chefin Claudia Koch. Neben der Corveyer Klosterkirche gab es auf dem Areal des ehemaligen Sägewerks zusätzlich noch eine Corveyer Stadtkirche. &bdquo;Darum wird in diesem Bereich das Zentrum der Stadt Corvey vermutet", erklärt Koch. Bereits im Oktober 2019 war bei einem archäologischen Sondierungsprojekt mit einem sogenannten Bodenradar das Areal systematisch abgescannt worden, um Hinweise auf die städtische Struktur der Corveyer Civitas zu erhalten. Mit dem Bodenradar konnten der Verlauf von Mauern sowie herausragende Bauten wie die Corveyer Stadtkirche lokalisiert werden. Insgesamt war die Siedlung mit rund 40 Hektar Fläche fast groß wie die Stadt Höxter, die in dieser Zeit rund 50 Hektar umfasste. Für die Höxteraner Landesgartenschau hat der Berliner Landschaftsarchitekt Franz Reschke ein System aus Stegen entworfen, die über das Areal verlaufen und zu Inseln führt, auf denen dann Geschichtsfenster virtuelle Blicke auf die untergegangene Civitas eröffnen.

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