"Öffnung längst fällig": Das halten die Einzelhändler von den Lockerungen

Kreis Höxter. Geöffnet – oder nicht geöffnet: Nach der Ministerpräsidentenrunde in Berlin sind heimische Einzelhändlern verunsichert und frustriert. Was sie eint, ist die Hoffnung auf baldige Öffnungsschritte. Ob es dazu kommt, ist allerdings für den Kreis Höxter noch nicht entschieden. Heinz Becker ist Geschäftsführer der Möbelstadt in Steinheim. Die hat geschlossen – und Becker ist verunsichert: &bdquo;Die Politik hat keine klaren Verhältnisse geschaffen. Nichts ist klar", sagt der Unternehmer. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wünscht er sich Lockerungen, &bdquo;wir nehmen ja gerade nichts ein". Ob und wann gelockert werden darf, sei allerdings nicht transparent. &bdquo;Gelten die von der Politik angesetzten Grenzwerte für das Land, den Kreis – oder für die Stadt", fragt er sich. &bdquo;Das ist alles völlig unklar." Tatsächlich steht in dem von der Bundesregierung veröffentlichten Papier, das die Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz von Dienstag zusammenfasst, nicht eindeutig, ob die Inzidenzwerte des Bundeslandes, des Kreises oder der Kommune ausschlaggebend für die Entscheidung über weitere Lockerungen sind. Welcher Inzidenzwert ist maßgeblich für Lockerungen? &bdquo;So richtig glücklich sind wir nicht", sagt Monika Sünkeler, von &bdquo;Mode Sünkeler". In ihrem Bekleidungsgeschäft in Brakel vertreibt sie Markenkleidung. Auch sie fragt sich, welcher Inzidenzwert maßgeblich für die Lockerungen ist. &bdquo;Und wenn im Kreis Höxter die Inzidenz über 50 liegt, fahren alle nach Paderborn, um da zu shoppen? Das ist ja auch keine Lösung", findet sie. Laut den neuen Beschlüssen der Bundesregierung kann der Handel bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner öffnen – ob die Regel kreisweit oder landesweit gilt, steht im Papier der Bundesregierung nicht. Voraussetzung für die 100-Neuinfektionen-Regel: Kunden müssen mit den Inhabern der Geschäfte Termine vereinbaren. &bdquo;Ansonsten kann ich mit so einer Regelung leben, die Hauptsache ist, es geht weiter", sagt Sünkeler. Vor dem Lockdown seien auch nur ungefähr zwei bis drei Kunden pro Stunde im Laden gewesen. Die Leute seien vorsichtig. Eine Öffnung des Handels sei längst fällig: &bdquo;Die Menschen werden langsam unzufrieden", stellt sie fest. Sie selbst habe im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 30 Prozent gezählt. Umso größer die Freude darüber, dass sie bald die ersten Kunden begrüßen kann: &bdquo;Wir haben ganz viel reduzierte Waren für unsere Kunden." "Buchläden dürfen öffnen, Gastronomen nicht - mit welcher Begründung?" Auch Geschäftsführer Jens Klingemann vom Mode- und Sporthaus Klingemann ist froh, bald wieder Kunden begrüßen zu können. Da sein Modehaus eine große Fläche bietet, dürfte er auch mehrere Kunden empfangen. Die ersten Pläne hat er schon: &bdquo;Über unsere Homepage, die sozialen Netzwerke und per Telefon können die Kunden einen Termin mit uns vereinbaren", sagt er. Am Eingang würden dann die Kunden mit Terminn begrüßt werden. Trotzdem hätte sich der Inhaber etwas anderes gewünscht: &bdquo;Die letzten fünf Monate waren eine Belastung und Bewährung für uns. Jetzt dürfen Gartencenter und Buchläden uneingeschränkt öffnen und wir und die Gastronomen nicht. Mit welcher Begründung?" Er hofft nun, dass die Kunden fleißig Termine buchen. &bdquo;Wir haben lange genug geschlossen und sind jetzt bereit", sagt er. Das Modehaus sei in den letzten Monaten umgebaut worden. &bdquo;Neue Ware haben wir auch", sagt Klingemann. Wie es genau weitergehe, wisse er noch nicht, sagt Ralf Kurten, einer der beiden Inhaber von Sport Mewes in Warburg. Doch sei er froh, wieder öffnen zu können. &bdquo;Egal wie", sagt Kurten. &bdquo;Der Verkauf vor Ort im Laden ist für alle wichtig", sagt er und begrüßt die jetzt getroffene Entscheidung. Die bisher als Möglichkeit angebotene Bestellung per Telefon oder E-Mail sei doch ziemlich aufwendig und wenig genutzt worden, zeigt er sich enttäuscht. Auf Dauer hält kaum ein Einzelhändler den Lockdown durch Auf Dauer halte kaum ein Einzelhändler den Lockdown durch. Seit drei Monaten warte man auf eine Öffnungsperspektive. &bdquo;Die Regale sind voll, die Frühlingsware wartet im Lager." Unter welchen Bedingungen Kunden nun sein Fachgeschäft besuchen dürften, ob mit Termin oder ohne, &bdquo;wir sind vorbereitet", sagt der Warburger Geschäftsmann. Offen für jede Art von Lockerungen zeigt sich der Toom-Baumarkt in Brakel: &bdquo;Sobald die Landesverordnung wieder eine reguläre Baumarkt-Öffnung zulässt, freuen sich die Marktkollegen in Brakel sehr, den Kunden wieder vor Ort zur Verfügung zu stehen", sagt Sprecherin Daniela Rissinger. Man sei &bdquo;jederzeit bereit", den Baumarkt-Bereich wieder für alle Privatkunden zu öffnen. Das Gartencenter ist bereits offen für Kunden.

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