Impfungen beim Hausarzt? So ist die Lage im Kreis Höxter

Höxter. Viele sehnen sie hierbei: die Impfung in der Hausarztpraxis. Auf der anderen Seite sorgen sich Bürger über mögliche Nebenwirkungen und fürchten Langzeitschäden nach Erhalt des Impfstoffs. Zusammen mit Jens Grothues geht nw.de auch diesen Vorbehalten auf den Grund. Derzeit werden die über 80-Jährigen noch in dem Impfzentrum in Brakel geimpft. Wie der ärztliche Leiter des Impfzentrums, Jens Grothues, betonte, gebe es im Moment laut Anordnung des Ministeriums eine Impfstraße, die pro Tag auf eine Kapazität von 600 Menschen ausgelegt ist. "Ende März oder Anfang April werden wir hier im Impfzentrum die Kapazitätsgrenze erreichen und sind dann auf Hilfe durch die Praxen angewiesen", so der Mediziner. Laut einer Pressemitteilung des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe werde aller Voraussicht nach im März und April genügend Impfstoff vorhanden sein, sodass auch die Hausarztpraxen spätestens zu Anfang des zweiten Quartals impfen könnten. Doch ist das auch im Kreis Höxter der Fall? Momentan sei laut Grothues noch ungewiss, wann die Praxen im Kreis Höxter mit den Impfungen beginnen. Das Konzept sieht vor, dass zuerst einmal Schwerpunkt-Praxen gefunden werden, um die Impfzentren zu entlasten: "Erst später werden wir in die Flächen gehen, sodass irgendwann alle Praxen impfen können. Bei der Koordination hat das Ministerium die Entscheidung, gibt uns den Takt vor und hat den Hut auf", sagt Grothues. Bevorzugung von Patienten in Praxen verhindern &bdquo;Die Impfung kann außerhalb der Sprechzeiten durchgeführt werden. Eine Option könnten etwa spezielle Impf-Sprechstunden seien", so der Mediziner weiter. Ein genaueres Konzept zum Ablauf der Impfung müsse derzeit noch erarbeitet werden. &bdquo;Wir Ärzte sind nur das ausführende Organ, hier gilt ebenfalls: Das Ministerium entscheidet darüber, wann und wie, in Abhängigkeit von der Zuteilung der Impfstoffe, geimpft werden kann." Noch offen seien die Fragen, wie die Terminvergabe und der weitere Ablauf sich gestalte. &bdquo;Die Bürger sollten Termine, nach den verständlichen Beschwerden der letzten Wochen über fehlenden Erreichbarkeit, fehlende Buchbarkeit, von einer funktionierenden Terminservicestelle bekommen und den entsprechende Praxen, um Bevorzugungen in den Praxen zu verhindern, zugeteilt werden." Wer die Impfberechtigten benachrichtigt und wie das genaue Konzept aussieht, sei derzeit noch nicht zu beantworten. &bdquo;Wir warten auf Entscheidungen, stehen bereit und werden schnellstmöglich alles tun, um den Kreis Höxter optimal vor Ort zu versorgen." Auch die Frage, welcher Impfstoff gespritzt wird, ist noch nicht gänzlich geklärt. Grothues geht allerdings davon aus, dass im Impfzentrum weiterhin auf den Hersteller Biontech/Pfizer zurückgegriffen wird und in den Praxen vermehrt der Impfstoff von Astra Zeneca verwendet wird. Im Netz hagelt es derzeit Kritik für das umstrittene Mittel. Viele Menschen ließen sich von der Prozentzahl der Schutzrate, die bei AstraZeneca 70 Prozent beträgt (im Vergleich dazu BiontechTech/Pfizer bei 95 Prozent), abschrecken. Grothues hält dagegen: "Die Devise vom Robert-Koch-Institut und uns ist es, schwere Verläufe zu reduzieren und Todesfälle zu vermeiden. Trotz Impfung könne man sich zwar immer noch anstecken, aber Krankheitsverläufe seien nachweislich weniger schwer. Entgegen aller Vorbehalte produziere Astra Zeneca keinen Impfstoff zweiter Klasse. "Wer sich damit impfen lässt, könne sich zu 94 Prozent vor einem schweren Verlauf mit Krankenhausaufenthalt schützen." Darauf komme es an, erklärt Grothues. Personal in Praxen wird geschult Derzeit sei man noch mit der Impfung der über 80-Jährigen beschäftigt, auch Pflegedienste und Rettungssanitäter wurden schon geimpft. Danach sollen die über 70-Jährigen und weitere Risikogruppen an der Reihe sein. Genauere Infos zur Reihenfolge finden sich unter: www.corona-kvwl.de Im Gegensatz zum Impfstoff von Biontech und Pfizer, der innerhalb von 120 Stunden nach Auftauen verwendet werden muss, kann der Impfstoff von Astra Zeneca sich ein halbes Jahr im Kühlschrank halten. Hier beträgt die Temperatur etwa zwei bis acht Grad. In den kommenden Wochen werde auch das Personal in den Hausarztpraxen im Kreis Höxter zusätzlich geschult werden müssen. Denn jede Impfung muss an das RKI gemeldet werden. So kommt auf die Praxen ein hoher Dokumentationsaufwand hinzu. Des Weiteren müsse jeder geimpfte Patient auf mögliche Nebenwirkungen und allergische Reaktionen überwacht werden und sich auch auf eventuelle Notfälle einstellen: "Ein allergischer Schock ist möglich, aber extrem selten", versicherte Grothues und spricht eine ausdrückliche Empfehlung für die Impfung aus.

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