Landfrauen im Kreis Höxter gehen im Lockdown digitale Wege

Kreis Höxter. Eigentlich hätten sich am Freitag, 19. Februar, bis 500 Landfrauen aus dem Kreis Höxter und weitere Gäste in der Stadthalle Brakel versammelt. Der Kreislandfrauentag sollte das Highlight im Jahresprogramm des Kreisverbands Höxter-Warburg sein. Gesine Lange, die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, war eingeladen, um von ihrer Kindheit und Jugend in der DDR berichten. Doch das Programm der Landfrauen ist abgesagt und auch die Brakeler Stadthalle ist derzeit Impfzentrum, statt Veranstaltungsort. &bdquo;Aufgeschoben heißt nicht aufgehoben", sagt Gabriele Beckmann, Kreisvorsitzende der Landfrauen, &bdquo;vielleicht können wir das ganze als Sommerfest nachholen, auch Gesine Lange hat schon zugesagt", blickt sie optimistisch in die Zukunft. Mut und Zuversicht seien in diesen Zeiten die zwei Attribute, auf die es ankomme. &bdquo;Auch mir fällt das nicht immer leicht", gesteht die Kreisvorsitzende im Gespräch mit nw.de &bdquo;Doch wir Landfrauen schauen nach vorn, so wie wir es in der Geschichte unseres Verbandes immer getan haben", sagt sie. Trotzdem bringe die Corona-Pandemie auch ihre Schwierigkeiten für das Vereinsleben mit sich. &bdquo;Da geht es uns wie vielen anderen auch", sagt Beckmann. Dennoch wissen sie auch, dass nicht nur die Vereine Probleme haben. &bdquo;Viele kämpfen um ihre Existenzen und ihre Gesundheit, den Arbeitsplatz oder bewältigen Homeoffice und Homeschooling gleichzeitig", zeigt die Kreisvorsitzende die derzeitige Situation vieler Menschen auf. &bdquo;Es zeigt sich vielerorts, dass Frauen und Mütter Stütze und Rückhalt in den Familien sind, oftmals bis an ihre Grenzen gehen und sich dabei selbst ganz hinten an stellen", berichtet sie aus Gesprächen. "Man fühlt sich getragen" Umso wichtiger sei es, dass das Netzwerk der Landfrauen auch in Zeiten der Pandemie aktiv bleibe und die Mitglieder kreativ mit der neuen Situation umgehen. So seien zwar die 100 geplanten Veranstaltungen für das neue Programm zunächst abgesagt, doch die Landfrauen im Kreis Höxter lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen. &bdquo;Wir haben Tauschbörsen organisiert und jetzt zu Karneval 1.500 Berliner-Gutscheine an unsere Mitglieder verschenkt", erzählt Beckmann von den vergangenen Monaten. Aber auch zu Weihnachten wurde eine kleine Aufmerksamkeit verteilt. &bdquo;Viele haben sich so gefreut, dass wir trotz allem aneinander denken. Man fühlt sich getragen. Für das seelische Befinden ist das wichtig – gerade in dieser Zeit", so die Kreisvorsitzende. Gabriele Beckmann ist selbst als junge Frau vor 40 Jahren zu den Landfrauen gekommen, seit 30 Jahren ist sie im Vorstand aktiv. &bdquo;Damals hab ich mich zunächst für die Themen Landwirtschaft und Tierhaltung interessiert, aber auch die Themen Garten, Kreativität und später der Einzug der Digitalisierung waren Weiterbildungsangebote, die ich gern angenommen habe", berichtet sie. So habe sie damals beim ersten Computer-Kurs mitgemacht. &bdquo;Wir haben uns nie neuen Wegen verschlossen, aber natürlich haben wir uns in den vergangenen Jahren weniger mit dem Digitalen beschäftigt", gesteht sie. &bdquo;Ich bin ein Typ des Quatschens, wir brauchen die Präsenz bei den Landfrauen", bringt sie es auf den Punkt. Doch jetzt in Zeiten der Kontaktbeschränkungen gehen auch die Landfrauen digitale Wege. &bdquo;Wir machen Weiterbildungen digital und treffen uns in Videokonferenzen", berichtet sie vom neuen Vereinsalltag. &bdquo;Das Leben muss weitergehen", sagt sie – und genau unter diesem Motto will der Kreisverband einen Videoplaudertreff ins Leben rufen. Außerdem sind ein virtuelles Bierseminar mit einer heimischen Brauerei und eine Weinprobe geplant. App und Podcast Auch der Westfälisch-Lippische Landfrauenverband unterstützt dabei. &bdquo;Es gibt eine kostenlose App der Landfrauen, in der wir auch vertreten sind", sagt Beckmann. Außerdem wird es dort einen Podcast zum Thema &bdquo;Demokratie und Toleranz" geben. Der Deutsche Landfrauenverband hat einen Argumentationsratgeber zu dem Thema erstellt, um sich im Hinblick auf den demokratischen Umgang mit Populismus weiterzubilden. &bdquo;Diese Broschüre hilft uns, im Gespräch zu bleiben und auf Augenhöhe mitdiskutieren zu können", sagt Gabriele Beckmann. Denn auch politisch sind die Landfrauen aktiv. &bdquo;Wir haben erst eine Unterschriftenaktion für mehr Geburtshilfe im ländlichen Raum gestartet", berichtet die Kreisvorsitzende. Außerdem hoffen die Kreislandfrauen, doch noch einige Angebote organisieren zu können. &bdquo;Unser Leitthema ist in diesem Jahr Wasser – wir machen eine Welle. Zwar lief der Auftakt auch schon virtuell, aber zu dem Thema sind ja einige Veranstaltungen im Freien möglich", sagt sie. So soll es um Gewässerschutz, Quellen, Klärwerke und auch eine Schifffahrt auf dem Rhein gehen. &bdquo;Unser Ziel ist es, immer Weiterbildung und Geselligkeit miteinander zu verbinden, zu netzwerken und Frauen miteinander ins Gespräch zu bringen", so Beckmann. Damit will sie auch mit falschen Vorurteilen aufräumen: &bdquo;Wir sitzen nicht nur zusammen und trinken Kaffee oder auch mal einen Schnaps", sagt sie. Schon immer stand die Geselligkeit zwar im Fokus der Landfrauenarbeit, doch die ergänze nur das weitreichende Weiterbildungsangebot. Der Landfrauenverband ist offen für alle Generationen und Frauen aus allen Berufsständen. &bdquo;Wir haben 1.550 Mitglieder zwischen 27 und 100 Jahren", sagt die Vorsitzende. Auch während der Corona-Krise konnten Beitritte verzeichnet werden. Dennoch kämpfen auch die Landfrauen in der Region um den Nachwuchs. &bdquo;Wir wissen, dass sich die Vereinsarbeit in den kommenden Jahren anders aufstellen wird, aber wir sind offen für die junge Generation", so Gabriele Beckmann.

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