Auf den Spuren des Fälschers: Wolfgang Beltracchi wird 70

Höxter/Marienmünster. Geburtstag: 4. Februar 1951. Geburtsort: Höxter. Diese Daten gehören zu Wolfgang Fischer, der später unter dem Namen seiner Frau berühmt wurde. Gut drei Jahrzehnte lang hatte Wolfgang Beltracchi im Stil berühmter Maler Werke erschaffen und sie den großen Namen untergeschoben. Hunderte Bilder soll er auf diese Weise in den Kunstmarkt geschleust und daran Millionen verdient haben. Wie viele seiner Fälschungen noch an irgendwelchen Wänden hängen und für Originale gehalten werden – unklar. 2010 flog Beltracchi auf. Er und seine Frau Helene wurden 2011 verurteilt. Beltracchis Geschichte gilt als eine der größten Kriminalgeschichten der Nachkriegszeit. Am Donnerstag feiert er seinen 70. Geburtstag. Gibt es irgendwelche Erinnerungen an ihn im Kreis Höxter? Geboren sei Beltracchi, damals natürlich noch unter dem Namen Fischer, tatsächlich in Höxter, im damaligen Nicolai-Krankenhaus. Höxteraner sei er aber nicht, sagt Wilfried Henze, Stadtheimatpfleger von Höxter. Die Familie habe relativ kurze Zeit in Altenbergen gelebt, ehe sie nach Geilenkirchen bei Aachen umzog. Wohl, mutmaßt Henze, weil der Vater keine Arbeit in der Region gefunden habe. "Von dem Mann gibt es keine Werke im Erzbistum" Wolfgang Beltracchi erklärte in verschiedenen Interviews, das Malen habe er von seinem Vater, der Kirchenmaler und Restaurator gewesen sein soll. Nachgefragt beim Erzbistum Paderborn, ob es irgendwo im Kreis noch berufliche Hinterlassenschaften des Vaters gibt: &bdquo;Von dem Mann gibt es keine Werke im Erzbistum", sagt ein Sprecher auf Anfrage, &bdquo;jedenfalls ist nichts darüber bekannt". Wie der Spiegel 2010 berichtete, ist der Beruf des Vaters Wilhelm Fischer aber ohnehin anzuzweifeln. Verwandte hätten, so heißt es, den Vater als Maler und Anstreicher beschrieben. Das wiederum passt zu Informationen aus dem Einwohnerbuch des Kreises Höxter aus dem Jahr 1952 – also ein Jahr nach Wolfgangs Geburt. Ein Wilhelm Fischer wird dort in Altenbergen als &bdquo;Maler u. Anstreicher" geführt. Dieser Wilhelm Fischer – übrigens der einzige Vertreter dieses Nachnamens in der Liste – lebte damals in der Hausnummer 18 in Altenbergen. Heute soll das Haus an der Langen Straße liegen. Manch ein Altenbergener weiß noch, dass Beltracchi wenige Jahre lang in dem Dorf lebte. Die Tochter eines Mannes, der zu dieser Zeit Lehrer war, sagt – ganz selbstverständlich –, der sei ja Altenberger gewesen. Sie habe Zeitungsausschnitte zu ihm gesammelt. &bdquo;Der ist aber, glaube ich, gar nicht in Altenbergen zur Schule gegangen." Besser in Erinnerung sei ihr persönlich die Schwester geblieben, die wohl länger in Altenbergen blieb als der Rest der Familie. &bdquo;Die hat beim Schützenfest die ganzen Männer aus dem Dorf verrückt gemacht." Ein Eintrag in der Ortschronik Sie interessiere sich sehr für Beltracchi, sagt die Altenbergerin. Generell für Kunst. &bdquo;Der kann super malen, er hätte nur nicht fälschen dürfen." Auch ihre Eltern hätten die Geschichte Beltracchis mit Begeisterung verfolgt. In deren Nachlass hat die Altenbergerin, wie sie sagt, auch eine Kopie der Geburtsurkunde Beltracchis gefunden, ausgestellt am 7. Februar 1951 durch einen Standesbeamten namens Uhe. Auch in diesem Dokument ist der Beruf von Wilhelm Fischer als &bdquo;Maler und Anstreicher" benannt, wie die Altenbergerin berichtet. Wo kommt diese Kopie denn her? &bdquo;Das kann ich auch nicht sagen." Auch in die Ortschronik Altenbergens hat Beltracchi es geschafft, wie Chronistin Luise Höppner sagt. Ein Zeitungsartikel sei darin archiviert worden. Ansonsten scheint der Künstler und Fälscher weitgehend aus der Region verschwunden. Außer es hängt vielleicht ausgerechnet hier irgendwo einer der unerkannten Beltracchis an der Wand. Wolfgang Beltracchi lehnte ein Interview mit nw.de aus Zeitgründen ab.

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