Neue Verordnung: Gibt es jetzt mehr Homeoffice im Kreis Höxter?

Kreis Höxter/Holzminden. Mit einer Verordnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sollen Arbeitgeber stärker dazu gebracht werden, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, wo es möglich ist. Damit sollen die Infektionszahlen in der Corona-Pandemie weiter gesenkt werden. Auch in der Region müssen die Unternehmen darauf reagieren. Wie kommt die Regelung an? Und was ändert sich dadurch tatsächlich vor Ort? Die Unternehmen würden ihre Verpflichtung ernst nehmen, dazu beizutragen, &bdquo;dass wir die Zahlen runterkriegen", betont Jürgen Behlke, der die Zweigstelle Paderborn-Höxter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld leitet. Wo es irgend möglich ist, seien die Betriebe bemüht, Homeoffice zu ermöglichen. Schließlich würden nicht wenige Betriebe, die zur Kammer gehören, auch unter der Situation leiden. Und: &bdquo;Es will ja auch keiner einen Corona-Fall im eigenen Betrieb." Ein mögliches Problem: Die Internet-Anbindung Ein mögliches Problem dabei: Die Internet-Anbindung im heimischen Büro. &bdquo;Es gibt im Kreis Höxter eben auch Orte, an denen eine schnelle Verbindung noch nicht möglich ist", erklärt Behlke. &bdquo;Ich hätte es besser gefunden, wenn man sich erst einmal dieser Voraussetzungen angenommen hätte." Außerdem käme mit jeder neuen Vorschrift auch immer ein zusätzlicher Aufwand auf die Betriebe zu. Auch befürchtet er, dass die Verordnung zu Spannungen im Betrieb führen könnte. Denn obwohl diese kein Recht auf Homeoffice hergebe, könnte sie von einigen so verstanden werden. Bei Franz Schneider Brakel (FSB) habe das Unternehmen bereits vor der Pandemie mobiles Arbeiten ermöglicht, wo es das Tätigkeitsfeld des Arbeitnehmers erlaube, heißt es von dem Brakeler Hersteller von Türklinken und Systemlösungen für Türen und Fenster. Während der Pandemie sei die Anzahl der Mitarbeiter in den Büros verringert worden. &bdquo;Wo Leute im Büro sind, arbeiten diese in Einzelbüros. Wenn Meetings sind, dann finden die entweder in einem sehr großen Raum oder eben digital statt", erklärt Unternehmenssprecher Florian Bausch. Um von zuhause aus zu arbeiten, seien die Mitarbeiter vom Unternehmen im Homeoffice ausgestattet worden. Probleme etwa mit der Internetanbindung habe es seines Wissens nicht gegeben, berichtet der Sprecher. Und vor Ort würde genau auf alle Hygieneregeln geachtet. &bdquo;Wir richten uns strikt nach den geltenden Auflagen", betont Bausch. "Wir wollen ja auch arbeitsfähig bleiben" Auch Symrise in Holzminden hatte sich nach eigener Aussage schon vor der Verordnung auf die Situation eingestellt. &bdquo;Wir haben es den Abteilungen jetzt noch einmal sehr nahe gelegt, da genau zu schauen, wo Homeoffice möglich ist", berichtet Christina Witter, Sprecherin des Aromenherstellers. Für mehrere hundert Mitarbeiter wäre die Heimarbeit eine Option. Ein großer Teil der 3.000 Mitarbeiter in Holzminden sei aber in Arbeitsbereichen tätig, für die Homeoffice nicht infrage komme wie etwa Labor oder Produktion. &bdquo;Da werden dann strikte Hygienemaßnahmen eingehalten", betont Witter. Schließlich produziere das Unternehmen für systemrelevante Märkte. &bdquo;Wir wollen ja auch arbeitsfähig bleiben", betont Witter. Arntz Optibelt mit Sitz in Höxter habe seit April 2020 Mitarbeitern, Corona-bedingt und häufig auch darüber hinaus, Homeoffice angeboten, wo dies möglich war, teilt das Unternehmen mit. &bdquo;Das wird jetzt im verschärften Lockdown nochmals, unter der Prämisse, jedes Büro möglichst mit nur einer Person zu besetzen, von den Fachvorgesetzten der deutschen Standorte geprüft", erklärt eine Sprecherin. "Eine Herausforderung für Projektteams" Mitarbeiter, die beispielsweise wegen der häuslichen Situation nicht vernünftig vom Homeoffice aus arbeiten können, würden aber nicht dazu gezwungen. Die Verordnung im Rahmen der Corona-Maßnahmen stoße auf Verständnis und Bereitschaft. Gerade angesichts der derzeit hohen Inzidenzwerte an beiden Standorten in den Kreisen Höxter und Saalfeld-Rudolstadt. Ein genereller Anspruch auf Homeoffice stoße im Unternehmen jedoch nicht auf Gegenliebe. Der würde den Standort Deutschland im internationalen Vergleich belasten. Mark Becker vom Energie- und Versorgungstechnik-Unternehmen Gebrüder Becker in Höxter und Holzminden betont, dass man im Betrieb versuche, den Beschäftigten maximal entgegen zu kommen, sowohl beim Homeoffice als auch bei den Arbeitszeiten. Es gebe jedoch bei der Büroarbeit Tätigkeiten, die nur schwer ins Homeoffice zu verlegen sind. &bdquo;Ich betrachte das durchaus differenziert. Eine Herausforderung ist das etwa für Projektteams, die sehr von der Interaktion leben", berichtet er. Wer vor Ort sei – bei den Baustellenmitarbeitern sei das anders ja gar nicht möglich – sei auf Hygieneregeln und Maskentragen sensibilisiert und bekäme Masken & Co. von der Firma gestellt. &bdquo;Das wird auch gelebt", sagt Becker. Insgesamt glaube er, dass es den Unternehmen im Kreis Höxter, wo es ja so viele mittelständische Familienunternehmen gebe, sehr am Herzen liege, ihr Möglichstes dazu beizutragen, die Corona-Pandemie zu überwinden. "Es muss ein Recht auf Log-Off geben" Und die Gewerkschaften? Die begrüßten die Initiative des Arbeitsministeriums zunächst einmal, meint Anke Unger, Regionalgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in OWL. &bdquo;Wir haben ja schon länger auf Regeln für das mobile Arbeiten gedrängt. Das hat jetzt während der Pandemie deutlich mehr Tempo bekommen", sagt sie. Es sei gut, dass die Unternehmen nun in der Pflicht seien, zu begründen, wenn sie Homeoffice nicht einsetzen. Schließlich sei die Zahl der Mitarbeiter im Homeoffice aktuell noch deutlich unter den Zahlen im Frühjahr 2020. &bdquo;Aber das hat ja auch eine Kehrseite", betont die Gewerkschafterin. Homeoffice führe zum Teil zu entgrenzten Arbeitszeiten und es sei nicht selbstverständlich, dass die Arbeitnehmer vom Unternehmen dafür ausgestattet würden. &bdquo;Häufig arbeiten die dann doch an den eigenen Geräten", berichtet sie. Sowohl bei der Arbeitszeiterfassung als auch bei der Ausstattung erwarte der DGB darum von der Politik stärkere Vorgaben. &bdquo;Und es muss auch ein Recht auf Log-Off geben", sagt Unger. Damit gemeint ist die Möglichkeit, nach Feierabend den Rechner und das Handy auszulassen. &bdquo;Nicht vergessen dürfen wir aber auch, dass nicht für jeden Arbeitsplatz Homeoffice möglich ist", sagt Anke Unger. Auch da müsse genauer auf Hygienefragen geschaut werden. &bdquo;Gibt es da für die Mitarbeiter vom Arbeitgeber aus Masken? Leider ist das nicht überall so."

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