Fällt der Karneval im Kreis Höxter jetzt komplett aus?

Kreis Höxter. Die Jecken sollen Kostüme und Kamelle in Schränken und Schubladen lassen: Die Karnevalssession ist durch Corona schon gestoppt worden, bevor sie überhaupt begonnen hat. So zumindest ließen es die Landesregierung und die Vertreter des organisierten Karnevals in NRW jetzt verlauten. Sprich: Keine Sitzungen, keine Rosenmontagszüge; Straßenkarneval und Alkoholausschank sind schon am 11.11. verboten. Wie kommen die heimischen Vereine auch finanziell durch ein Jahr ohne? Wie reagieren im Kreis Höxter die Verantwortlichen? Am 15. November soll es eine gemeinsame kreisweite Erklärung der närrischen Vereine geben. Dann aber ist der 11.11. – bekanntlich ein nicht aus dem närrischen Kalender zu streichendes Datum – schon vorbei. Was also am für Karnevalisten heiligen Datum tun? Beverungen &bdquo;Bei uns wird es ein anderes Format für den 11.11. geben", kündigt Präsident Friedhelm Dierkes vom Carnevalsverein Weserbrücke (CVWB) an. &bdquo;Einen symbolischen Akt statt der Stürmung des Rathauses in Lauenförde." Auf jeden Fall ausfallen werde die abendliche Proklamation des neuen Prinzenpaares – das alte macht noch ein Jahr weiter. Den CVWB haut ein Jahr ohne Karneval finanziell nicht aus den Socken – auch wenn eine Session einen Etat in Größenordnung einer erklecklichen Summe habe: &bdquo;Wir haben in den letzten drei Jahren anständige Rücklagen schaffen können", so Dierkes. Man habe keine Einnahmen, aber eben auch keine Ausgaben. Wie für Fahrdienste und Eintritte bei anderen Veranstaltungen, wie für Gema oder Versicherungen. Allein diese kosten den CVWB rund 2.500 Euro pro Session. Man fahre deshalb zweigeleisig, was die Verträge mit den Künstlern betrifft. Damit es keine finanziellen Ausfälle gibt, wenn es zu Absagen kommt. Peckelsheim Auf das offizielle Aus wartet noch der Karnevalsverein Pickel-Jauh aus Peckelsheim. Wenn höhere Gewalt im Spiel sei, dann sei man aus der finanziellen Haftung. &bdquo;Wenn wir von uns aus den Büttenabend absagen, müssen wir auch für die Ausfälle zahlen", sagt Präsident Uwe Jonietz. Auch in Peckelsheim hängen sowohl das Erwachsenen- als auch das Kinderprinzenpaar noch eine Session dran. &bdquo;Sie sind sogar ganz begeistert", sagt Jonietz. Und finanziell könne der Verein, der auf die Beiträge seiner mehr als 250 Mitglieder setzt, einen Sessionsausfall ganz gut verkraften. Eine große Absage habe es während des Golfkrieges auch schon einmal in der Vereinsgeschichte gegeben. Eigentlich hätte Pickel-Jauh am Samstag nach dem 11.11. eine Mitgliederversammlung inklusive Neuwahl des Vorstandes. Das fällt nun flach, &bdquo;weil wir keine Halle finden, die groß genug wäre". Außerdem, so Jonietz, trage man eine große Verantwortung für die Jecken. &bdquo;Und da muss die Vernunft derzeit siegen – statt auf Teufel komm raus Karneval feiern zu wollen." Nur in der nächsten Session dann, so hofft es der Präsident, dann wolle man wieder mit närrischem Frohsinn durchstarten. Denn 2022 feiert Pickel-Jauh ein närrisches Jubiläum: 33 Jahre. Nieheim &bdquo;Ich bin ganz traurig", sagt Josef Schunicht, Präsident der Nieheimer Karnevalsgesellschaft (NKG). &bdquo;Weil der Karneval ausfällt." Alle Saalfeste, die Prinzenproklamation, der Rosenmontagszug – auch Neuwahlen, die dieses Jahr notwendig wären, möchte er am liebsten auf 2021 verschieben. Dennoch ist sich der närrische Frisör sicher: &bdquo;In irgendeiner Form werden wir feiern." Am 31. Oktober wolle sich der Bund Deutscher Karnevalisten hinsichtlich des 11.11. äußern. &bdquo;Aber es ist doch schon alles geschrieben", sagt Schunicht mit Blick auf die überregionalen Absagen. &bdquo;Vielleicht feiert jeder in seinem Kämmerlein." Aber die NKG gehe damit nicht finanziell den Bach runter: &bdquo;Selbst wenn wir ein bisschen in Not geraten würden – unsere Unterstützer werden uns nicht im Stich lassen." Mit einem Corona-Pin und dem Verkauf des Buttons wolle man ein bisschen Geld einnehmen. &bdquo;Sicherlich werden wir den Umsatz sonstiger Jahre nicht erreichen." Auch wenn Stimmen laut geworden wären, dass 2021 ja keiner mehr zum Karneval kommen werde, ist er optimistisch und pragmatisch: &bdquo;Dann feiern beim nächsten Karneval doppelt so viele Leute. Das Geld, das die Menschen jetzt sparen, geben sie beim nächsten Karneval doppelt aus." Für diese Corona-Session gibt Schunicht die Maxime aus: &bdquo;Wir wollen trotzdem lachen und Olle meh rufen!" Brakel Im Gegensatz dazu hat Brakel schon jetzt alle Veranstaltungen in der Session abgesagt, erklärt Mark Elberg. Auch zum 11.11. ist nichts geplant – so richtig begonnen hatte die Session an der Nethe bislang sowieso erst mit der Prinzenproklamation im Januar. &bdquo;Halbe Sachen machen wir nicht, deshalb werden wir auch nichts kurzfristig übers Knie brechen. Wichtig ist die Gesundheit." Und weil man früh im Jahr mit einer Sessions-Absage gerechnet habe, habe man auch keine Verträge abgeschlossen – weshalb Brakel Radau auch keinerlei finanzielle Verpflichtungen eingegangen sei. Und deshalb keine Kosten hat, wie Elberg betont. &bdquo;Wir haben Ausgaben nur, wenn es um Umzug, Veranstaltungen oder Kostüme geht – das alles fällt weg." Es gehe nicht darum, Gewinne zu erzielen, sondern das Brauchtum zu erhalten. &bdquo;Wir sind weit entfernt von einem Wirtschaftsunternehmen." Fehlen werde ihm dennoch die &bdquo;schöne Sache" Karneval und vor allem das gemeinsame Feiern. Elberg: &bdquo;Wir gucken uns mal an, was die Steinheimer mit ihrem Man-teou-TV machen." Steinheim Das neue Format Man-teou-TV der Steinheimer Karnevalsgesellschaft soll nämlich weiterhin aktiv bleiben. &bdquo;Wir setzen uns mit dem Team zusammen und werden sicherlich Sendungen zu den Zeitpunkten ausstrahlen, an denen wir sonst gemeinsam gefeiert hätten", kündigte Präsidiumssprecher Stefan Wiedemeier an. Nachdem die Landesregierung verlauten lies, dass die Session wohl ausfällt, hat auch die Steinheimer Karnevalsgesellschaft schweren Herzens einen Entschluss gefasst: &bdquo;Für uns wird es vorerst keine öffentlichen Veranstaltungen in dieser Session geben", so der Sprecher weiter. Aber das seien auch die Erwartungen gewesen, gerade in einer Zeit, in der die Infektionszahlen wieder steigen. Dennoch will die Karnevalsgesellschaft durch mögliche weitere Sendungen das Brauchtum des Karnevals und die Fröhlichkeit an die Bürger weitergeben und dann 2022 – zum Jubiläum 111 Jahre Rosenmontagsumzüge in Steinheim – wieder ganz nah und gemeinsam feiern. &bdquo;Wir nehmen auch das für dieses Jahr geplante Motto Steinheim, meine Heimatstadt – so liebenswert und schön, mit in die kommende Session. Somit können wir die Ausstattung, die wir bereits frühzeitig dafür bestellt haben, trotzdem nutzen", so Wiedemeier. Lediglich die Jahreszahl müsste überklebt werden. &bdquo;Aber das sind minimale Kosten", so der Präsidiumssprecher. Ansonsten sei die Steinheimer Karnevalsgesellschaft in der glücklichen Lage, noch keine Verträge mit Tanzbands oder Ähnlichem angeschlossen zu haben, die nun abgesagt werden müssten. &bdquo;Die meisten Beteiligten wie Tanzgarde, Musiker und Büttenredner kommen aus unseren eigenen Steinheimer Reihen", erklärt Wiedemeier. Damit sei den Steinheimer Jecken durch die Absagen keine gravierenden finanziellen Schäden entstanden. Willebassen Der 11.11. war bisher bei den Willebadessener Karnevals-Freunden kein Datum für eine Karnevalsveranstaltung. Deswegen hat der Verein auch in diesem Jahr nichts geplant. Erst danach startet der Verein in die Session. &bdquo;Es bleibt abzuwarten, was mit den weiteren Veranstaltungen passiert", sagt Vorstandsmitglied Uwe Cebul. Der Verein will das gemeinsame Treffen der Karnevalsvereine aus dem Kreis Höxter abwarten, ehe Veranstaltungen voreilig abgesagt werden. &bdquo;Allerdings lebt der Karneval von Emotionen und Nähe. Wenn das fehlt, macht es nur halb so viel Spaß – und dann kommen auch nur halb so viele Leute", so Cebul. Daher wäre es auch eine Frage, ob Veranstaltungen im kleineren Rahmen wirtschaftlich überhaupt umzusetzen seien. Noch habe der Verein nicht finanziell bewertet, was eine ausfallende Session bedeuten würde. &bdquo;Unser Karnevalsumzug Anfang des Jahres ist bereits abgesagt worden, weil damals Sturm angesagt war. Damit fehlen uns auch diese Einnahmen", sagt Cebul. Der Verein werde zwar nicht sterben, dafür sei der Kampfgeist zu groß und die Ausgaben weitestgehend minimiert, doch einfach sei die Situation nicht. &bdquo;Wir haben schon daran zu knapsen", so Uwe Cebul. Ovenhausen Auch in Ovenhausen ist nichts für den 11.11. geplant. &bdquo;Das haben wir in Ovenhausen ohnehin noch nie gemacht", sagt Tobias Voss, Abteilungsleiter des Elferrats. Alle weiteren Planungen ruhen. &bdquo;Wir werden mit den anderen Vereinen sprechen, aber eigentlich ist für jeden klar, dass Karnevalsveranstaltungen so nicht stattfinden können", sagt er . Dennoch wollen die Ovenhäuser abwarten, was sich für die kommende Session noch für Möglichkeiten bieten. Auch wenn die finanzielle Situation schwierig sei und man solche Ausfälle nicht mehrere Jahre lang kompensieren könne, sehe es für den Elferrat nicht so dramatisch aus. &bdquo;Wir unterstehen dem Heimat- und Schützenverein", erklärt Tobias Voss. Auch dort seien finanzielle Einnahmen durch ausgefallene Feste weggefallen. &bdquo;Aber es ist noch nicht so schlimm, wie vielleicht bei anderen Vereinen – oder dass wir staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssten", so Voss. Außerdem gehe die Gesundheit der Mitmenschen vor: &bdquo;Keiner will für einen neuen Hotspot verantwortlich sein", so der Ovenhäuser.

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