Corveyer Kunstfest Via Nova startet in seine dritte Auflage

Höxter. Mit einem prallvollem dreitägigem Programm aus Lesung, Musik und Ausstellung ist das Corveyer Kunstfest Via Nova am Wochenende in seine dritte Auflage gestartet. Den fünfstündigen Eröffnungsabend gestalteten der Berliner Autor Durs Grünbein (57), der Weimarer Schauspieler Dominique Horwitz (63) und der Frankfurter Tenor Julian Prégardien (36) waren die Protagonisten des Eröffnungsabends, an dem auch eine engagiert erarbeitete Multimedia-Ausstellung mit Arbeiten von Studierenden der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe eröffnet wurde. In diesem Jahr steht das Kunstfest unter dem Motto "Wild – Wald – Welt” und bis kurz vor Beginn war ja auch nicht klar, ob es überhaupt durchgeführt werden kann. "Wir haben in den letzten Wochen und Monaten sehr für dieses Festival gekämpft und ich bin sehr glücklich, dass dieses weit über die Region hinausstrahlende Kunstfest heute beginnen kann, das wieder einmal die historische Bedeutung der Welterbestätte Corvey in ein besonderes kulturelles Licht rückt”, sagte Gastgeber Viktor Herzog von Ratibor in seiner Begrüßung. "Noch nie habe ich mit so viel Erleichterung eine Veranstaltung eröffnet, wie heute das Kunstfest Via Nova auf Schloss Corvey”, betonte die künstlerische Leiterin Brigitte Labs Ehlert. Rund 250 Besucher konnten an dem Eröffnungsabend teilhaben, der sich auf zwei Veranstaltungen, einen Leseabend mit rund 100 Zuhörern im Refektorium und ein Liederkonzert mit 150 Teilnehmern im Kaisersaal aufteilte, wobei es nicht wenige Besucher gab, die an beiden Veranstaltungen teilnahmen. "Ich bin heute ganz besonders gerne nach Corvey gekommen, denn ich kenne niemanden im deutschen Literaturbetrieb, der mir so abgedrehte Texte schicken würde, wie Brigitte Labs-Ehlert”, überraschte Schauspieler Dominique Horwitz mit einer sehr persönlichen Liebeserklärung an das Corveyer Kunstfest Via Nova. Römischer Geschichtsschreiber Tacitus Die künstlerische Leiterin hatte den römischen Geschichtsschreiber Tacitus in den Mittelpunkt des Eröffnungsabends gestellt. In den so genannten Annalen setzt sich Tacitus eingehend mit Arminius und der Schlacht im Teutoburger Wald und der Mentalität der Germanen im Allgemeinen und im Besonderen auseinander. Außer ruheständigen Altphilologen und zwangsgenötigten Lateinschülern würde sich aber wohl niemand so einen Stoff antun. "Im ersten Moment hab ich auch gedacht, dass man das niemandem zumuten kann, aber nachdem ich mich in den Tacitus hineingearbeitet habe, fand ich das, was er dort über dieses Volk in den Wäldern sagt, sehr charakteristisch und irgendwie auch bis heute zutreffend”, erklärte Horwitz seine Auseinandersetzung mit den 2.000 Jahre alten Schriften. "Denn sie sind fast die einzigen unter den unzivilisierten Völkern, die sich mit nur einer einzigen Frau begnügen”, schreibt Tacitus über die Barbaren im Teutoburger Wald. Künstlerischer Höhepunkt des Eröffnungsabends war aber sicherlich das Liederkonzert mit dem Frankfurter Tenor Julian Prégardien (36) und Pianist Daniel Heide (44), die ein hochanspruchsvolles Programm mit romantischen Kunstliedern von Schubert, Schumann und Mahler präsentierten. Der Name Prégardien ist in der Oper eine große Nummer, was vor allem auch mit dem Vater Christoph Prégardien zusammenhängt, dessen lyrischer Tenor zu den herausragenden Stimmen seiner Generation gehört. Sohn Julian ist in dieselben Fußstapfen getreten und stimmlich kann man sagen, dass hier der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen ist. Puppenspielperformance mit dem österreichischen Regisseur Am Samstag gab es unter anderem eine Lesung mit Schauspieler Hanns Zischler, eine Puppenspielperformance mit dem österreichischen Regisseur Nikolaus Habjan und zwei Konzerte mit der Estnischen Folksängerin und Zitherspielerin Mari Kalkun (34) sowie der zehnköpfigen Tiroler Ethnoband Franui. Am Sonntag stand zum Abschluss des Eröffnungswochenendes der Schauspieler Christian Berkel auf der Lesebühne und es gab ein Cembalo-Konzert mit dem Pariser Pianisten Jean Rondeau. Bis zum 4. Oktober gibt es alle 14 Tage von freitags bis sonntags ein Kultur-Wochenenden des Via Nova-Kunstfestes auf Schloss Corvey. Die verbleibenden zwei Wochenenden sind dabei ähnlich prall gefüllt. Als große Namen finden sich dort unter anderem Klaus Maria Brandauer, Matthias Brandt und Axel Milberg.

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