Datenerhebung beim Bäcker verärgert Kunden im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Corona hat vielen Momenten des Alltags ihre Leichtigkeit und Spontanität genommen. Für den fixen Einkauf im Supermarkt braucht man einen Einkaufswagen und plauschende Nachbarn trennt nicht nur der Gartenzaun, sondern auch mindestens 1,5 Meter Abstand. Auch aus dem schnellen Kaffee zwischendurch hat Corona einen kleinen bürokratischen Akt gemacht. Denn in allen gastronomischen Betrieben müssen sich Kunden seit ihrer Öffnung am 11. Mai registrieren, wollen sie ihre Speisen und Getränke vor Ort einnehmen. Laut Corona-Schutzverordnung des Landes NRW sollen sie neben dem Zeitraum ihres Besuchs auch ihre Kontaktdaten auf tischweise ausgelegten Formularen hinterlassen. Die erhobenen Daten müssen die Gastronomen für vier Wochen &bdquo;unter Wahrung der Vertraulichkeit" aufbewahren. Im Fall der Fälle kann das Gesundheitsamt so leichter nachverfolgen, zu wem ein infizierter Kunde Kontakt hatte. Goeken backen Doch die Registrierung fällt manch einem schwer. Das hat Benedikt Goeken, Geschäftsführer der Bäckerei Goeken Backen mit Hauptsitz in Bad Driburg, in den Cafés seiner Filialen festgestellt. "Viele Kunden reagieren mit Unverständnis, gehen weg oder werden ausfallend", sagt der Bäcker- und Konditormeister. "Doch wir machen das nicht, um unsere Kunden zu ärgern oder einfach so irgendwelche Daten zu erheben." Auch für das Unternehmen bedeute die Zettelwirtschaft schließlich zusätzlichen Aufwand. Vom abschreckenden Effekt auf manch einen Kunden ganz zu schweigen. "Komm, ich geh mal eben einen Kaffeetrinken - das ist nicht mehr", sagt der Geschäftsführer. "Aber wir wünschen uns, dass das Infektionsgeschehen so bleibt oder weiter abnimmt." Dafür sei die Datenerhebung wichtig. Und so betont er: "Nur registrierte Kunden werden bedient." Konkret werden sie an ihren Tisch begleitet, füllen dort den Zettel aus und erst dann erhalten sie, was sie wünschen. Insgesamt sei die Resonanz bei der Kundschaft nach den Corona-Lockerungen eher verhalten. "Die rennen uns nicht die Bude ein." Bäckerei Engel Davon berichtet auch Ansgar Krawinkel, neben Bernhard Engel Geschäftsführer der Bäckerei Engel. Das Ausgehverhalten der Menschen habe sich verändert. "Stammkunden, die sonst täglich gekommen sind, erscheinen jetzt nur noch zwei oder drei Mal in der Woche und setzen sich dann auch nicht ins Café." Hinsichtlich der Registrierung zeige der allergrößte Teil der Kundschaft Verständnis. Erst zwei oder drei Mal hätten Kunden ihre Kontaktdaten nicht hinterlassen wollen. "Wir können niemanden zwingen. Auch wenn jemand Donald Duck als seinen Namen angibt, muss ich das akzeptieren", sagt der Geschäftsführer. "Wir können nur an die Vernunft der Menschen appellieren, das Formular auszufüllen." Sehe das Personal, dass ein Kunde sich nicht registriert habe, werde er erneut gebeten. "In der Regel füllen sie es dann aus." In den Engel-Filialen bekommen die Kunden ihre Bestellung, zugleich werde ihnen das Formular ausgehändigt - persönlich also. "In der Verfügung steht, dass wir die Listen auf den Tischen auslegen sollen. Das ist datenschutzrechtlich bedenklich." Die Bäckerei Engel betreibt mehr als 40 Filialen. An fast allen Standorten seien die Café-Bereiche seit dem 15. Mai wieder geöffnet. Ab dem 11. Mai sei das für zunächst elf Cafés der Fall gewesen. Laut Krawinkel die besondere Herausforderung: Auch an den kleineren Standorten hätten die Auflagen umgesetzt werden müssen. Um die Abstandsregelungen einhalten zu können, seien zum Beispiel einige Tische und Stühle weggeräumt und Desinfektionsspender aufgestellt worden. Krawinkel: "Die Gäste können unsere Standorte bedenkenlos aufsuchen." Bäckerei Westbomke Die Kunden in den Westbomke-Filialen seien froh, wieder frühstücken gehen zu können, sagt Sylvana Westbomke, die die Bäckerei Westbomke zusammen mit ihrem Mann Andreas Westbomke seit 1991 führt. Doch die Resonanz sei "insgesamt verhalten". Und dass manche beim Hinterlassen ihrer Daten hadern, sei auch in den Cafés der 17 Westbomke-Filialen aufgefallen. Zumindest in den ersten zwei oder drei Tagen nach dem 11. Mai, seit dem Gastronomen in NRW wieder Gäste in ihren Lokalen empfangen dürfen. "Da ist viel Kommunikation notwendig", so Westbomke. "Die Verkäuferinnen müssen erklären, dass es sich um eine gesetzliche Vorgabe handelt. Haben die Kunden verstanden, dass wir uns das nicht ausgedacht haben, zeigen sie Verständnis." Und wie Goeken betont auch Westbomke: Wer seine Daten nicht hinterlässt, wird nicht bedient. Umsatzausfälle wegen Kunden, die sich weigern, gebe es bisher keine. "Und unsere Stammkunden nehmen die Registrierung belustigt auf." Von ihnen höre sie den Satz: "Muss ich das jetzt jeden Tag ausfüllen?" Darauf gebe sie den Hinweis, Kopien von den Unterlagen anzufertigen, um dann nur noch fehlende Daten eintragen zu müssen. "Im Großen und Ganzen funktioniert es gut", zieht Westbomke eine positive Bilanz. Vorübergehend habe sie auch Verständnis für die Maßnahme. "Hoffentlich wird es kein Dauerthema." Krome's Backstube und Bäckerei Bielemeier Die acht Cafés von Krome's Backstube, mit Hauptsitz in Bredenborn, sind laut Geschäftsführer Bernd Krome seit Montag, 25. Mai, wieder geöffnet. Man habe sich erst Klarheit über die Auflagen verschaffen wollen. Auch die Bäckerei Bielemeier habe zunächst mit der Öffnung ihrer Cafés in Bad Driburg und Ottbergen gewartet, sagt Melanie Bielemeier. Mittlerweile seien sie aber geöffnet und die Kunden aufgefordert, nur eine halbe Stunde zu bleiben, damit alle einen Platz bekommen. Die Registrierung stelle kein Problem dar. Denn viele der Bielemeier-Kunden kämen jeden Tag. "Bei uns ist alles überschaubar." Für böse Blicke wegen der Datenerhebung hat sie kein Verständnis: "Es geht um unser aller Gesundheit. Warum sollte man da seine Adresse nicht angeben?"

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