Josef Kowalski kennt die Geschichte und Geschichten der Corveyer Abteikirche

Höxter. Für Josef Kowalski ist Corvey mit dem Welterbe und der Abteikirche eine Herzensangelegenheit. Der 73-Jährige ist nicht nur Mitglied des Kirchenvorstands, er führt auch Besucher – Touristen wie Einheimische – durch das Kirchenkleinod an der Weser. Nach mehreren hundert Führungen immer noch mit Begeisterung und Leidenschaft für Geschichte und ihre Details. &bdquo;Meine Kirche", sagt Kowalski liebevoll, als wir nach dem Durchschreiten des berühmten Westwerks in die ehemalige Abteikirche kommen, wo Kowalski die Geheimnisse und Besonderheiten erläutert. &bdquo;Mein", das ist nicht besitzergreifend gesagt, sondern aus Zugehörigkeitsgefühl und Identifikation mit dem sakralen Bau aus dem 17. Jahrhundert und seiner Geschichte bis zur romanischen Basilika. &bdquo;Ein Gesamtkunstwerk, das komponiert wurde", sagt der Höxteraner über die Abteikirche und spricht von der barocken Bildsprache, von Form und Farbe, die mit ihrer Pracht die Menschen gewinnen und übers Auge mitten ins Herz und in die Seele gehen sollte. Das funktioniere. Damals wie heute. Und das funktioniere als Gesamtkomposition auch allein in der Abteikirche. Aber die ohne das Westwerk und den Johannischor? Für ihn undenkbar. &bdquo;Nein, das wollen wir nicht", erklärt er entschieden. &bdquo;Das gehört zusammen." »Hier ist Corveyer Histografie abgebildet« &bdquo;Eigentlich", sagt er, &bdquo;ist hier an der Chorschranke Schluss für Besuchergruppen. Aus Respekt und Ehrfurcht." Ein Schild weist darauf hin. Wir gehen weiter durch das Tor hinein in den hinteren Teil des Chores, wo bereits die Lichter an den Christbäumen dem prächtigen Ambiente noch das I-Tüpfelchen der Weihnachtszeit aufsetzen. Dahinter ist die Sakristei, prächtig ausgeschmückt, obwohl gar nicht einsehbar. Alles Originalschnitzereien, sagt Kowalski und weist nach oben. Dort wird gerade das Behältnis für die wertvollen Altarbilder wieder verschlossen. Das Weihnachtsbild mit der Krippenszene ist eben erst in den Rahmen von hinten her eingesetzt worden. Viermal im Jahr wird das Ölgemälde passend zum Kirchenjahr gewechselt. &bdquo;Schlüsselszenen des christlichen Glaubens", sagt der Mann, der auch als Stadtführer in Höxter bekannt ist. Weil er gern mit Menschen zu tun hat. Weil ihn die Geschichte interessiert. Und die von Höxter unabdinglich mit der von Corvey verbunden sei, sagt der 73-Jährige. Vier Epitaphe aus feinem Alabaster Auf dem Weg zurück in den Chor hält er noch an den vier Epitaphen, den Denkmalen an die vier Bauherren der alten Abtei, erzählt Kowalski. Zu jedem von ihnen – in feinstem Alabaster verewigt – hat er eine Geschichte aus dem Effeff parat. &bdquo;Sie sind wunderschön." Dann ein Blick auf das Kästchen mit den Reliquien der Namensgeber dieser katholischen Gemeinde St. Stephanus und Vitus. Am hölzernen Chorgestühl bleibt Josef Kowalski jedes Mal stehen, erzählt er schmunzelnd. Auf jeder Seite sind sechs für Corvey wichtige Figuren an den Rückwänden dargestellt. &bdquo;Dann gehe ich die Namen in Gedanken noch einmal durch, ob ich alle noch drauf habe. Hier ist Corveyer Histografie abgebildet", sagt er und weist auf den ersten Abt Adelhardus. Fürstabt ist unter den Fliesen begraben Und natürlich auf den ersten Bischof von Hamburg und Bremen, den heiligen Ansgar, erster Direktor der Corveyer Klosterschule, der von dort aus das Christentum nach Norden und Osten verbreitete. Kowalski erzählt mit Stolz in der Stimme die Geschichte. &bdquo;Er ist im Bremer Dom begraben. Und vor dem Dom auf St. Georg in Hamburg steht eine große Statue von ihm, eine Straße und ein Gymnasium sind nach Corvey benannt." Kowalski öffnet die Tür zur Marienkapelle, einem Ort des stillen Gebets. &bdquo;Nicht für Touristengruppen, sondern für Einzelbesucher." Dort unter den Fliesen ist Fürstabt Theodor von Brabeck (1778 bis 1794) begraben. Rechts davon steht die ausdrucksstarke Christus-Statue, die einst in einer Mauernische des Westwerks unter freiem Himmel stand. 350 bis 400 Jahre altes Eschenholz, vom Wetter gegerbt. Salvator Mundi – &bdquo;die segnende Hand über das Corveyer Land".

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