Höxter. Als Hedwig Floer den Anruf von der Höxteraner Stadtverwaltung erhielt, dass sie in diesem Jahr den Ehrenamtspreis der Stadt erhalten soll, da wollte sie den Preis erst ablehnen. Im Rampenlicht zu stehen, das ist nichts für sie. Und was sie ehrenamtlich leiste, das sei doch eine Selbstverständlichkeit, sagt die 83-Jährige bescheiden. Dann aber habe sie sich doch „breitschlagen lassen", wie sie es formuliert.
Donnerstagaben allerdings, wenn sie aus der Hand von Bürgermeister Alexander Fischer vor dem Rat der Stadt Höxter den Ehrenamtspreis erhält, will sie in ihrer Dankesrede deutlich sagen, dass sie nur stellvertretend für die vielen anderen Helferinnen und Helfer der Caritas stehe, die ebenfalls viel Gutes für ihre Mitmenschen täten. Hedwig Floer ist einer der beiden Ehrenamtspreisträger, die für ihr Engagement geehrt werden. Der andere Preisträger ist Johannes Hüls, der in seinem Heimatort Brenkhausen auf vielfältige Weise aktiv ist.
DER VIELSEITIGE
Johannes Hüls ist jemand, den man einen Tausendsassa nennt. Seit 40 Jahren ist er Schiedsmann im Ort, seit 15 Jahren Bezirksverwaltungsstellenleiter, außerdem Mitglied in mehreren Vereinen. Mit „besonders viel Herzblut" sei er Schütze gewesen, erzählt der 75-Jährige. Von 1971 bis 1995 und von 2003 bis 2013 war er Oberst des Heimatschützenvereins Brenkhausen. Hoch zu Ross führte er die Festumzüge bei den Schützenfesten an. 2013 allerdings kehrte er tief enttäuscht dem Schützenverein den Rücken. Über die Gründe spricht Johannes Hüls nicht gerne. Nur so viel: Er sei in einen „Vereinshinterhalt geraten" und habe dann „schweren Herzens die Reißleine gezogen".
Engagiert bleibt Hüls in seinem Heimatort aber weiterhin. Immer wieder trommelt er Mitstreiter zusammen und nimmt verschiedene Projekte in Angriff. So gestaltete der gelernte Maurermeister zum Beispiel zusammen mit anderen Dorfbewohnern den Vorplatz des alten Feuerwehrhauses neu, ebenso den Vorplatz am Ehrenmal oder stellte mit Helfern Ruhebänke und Schutzhütten in der Feldflur und an Wanderwegen auf.
Seit 2004 steht im Dorf alljährlich zur Advents- und Weihnachtszeit eine von ihm geschaffene Dorfkrippe. 2009 baute er am Friedhof eine Wildbienen-Nisthilfe. Es sind nur einige von vielen Beispielen seines Engagements. „Aber ohne die vielen Helfer wäre das nicht zu schaffen", legt er Wert darauf, dass nicht ihm allein die Ehre gebührt. „Und nicht zuletzt meiner Frau Inge, die mir immer den Rücken freihält".
Ans Aufhören denkt Johannes Hüls noch lange nicht. „So lange meine Gesundheit mitspielt, mache ich weiter. Ich bin gerne aktiv. Das ist nun mal mein Naturell." Und auch für das nächste Jahr schmiedet der rührige Senior bereits Pläne: Wenn er von der Stadt grünes Licht bekommt, möchte er zum Schutz der Insekten eine weitere Wildbienen-Nisthilfe in der Klosterwiese bauen. „Das tragende Element soll ein Fachwerk-Torbogen sein", verrät er.
DIE EINFÜHLSAME
Hedwig Floer geht über den Flur im zweiten Stock des St.-Nikolai-Seniorenheims. Die Bewohner freuen sich, wenn sie die Frau mit dem auffallend strahlenden Lächeln sehen. Für jeden hat sie ein liebes Wort, muntert auf, macht hier und da ein Späßchen und versprüht jede Menge guter Laune.
Die 83-Jährige wohnt inzwischen selbst in dem Seniorenhaus in einer kleinen, urgemütlichen Zwei-Zimmer-Wohnung, in der sie sich noch selbst versorgt. Hedwig Floer engagiert sich, seitdem sie vor 24 Jahren nach Höxter kam, bei der Caritas und bei den Grünen Damen. Sie besucht Senioren im Pflegeheim, hört sich ihre Sorgen an, tröstet, macht ihnen Mut, geht mit ihnen spazieren, betet mit Sterbenden.
„Ich war noch nie ernsthaft krank, kann mich allein versorgen, fahre sogar noch Fahrrad. Mir geht es so gut – da muss ich doch etwas zurückgeben. Ich mache das alles zur Ehre Gottes", sagt die gläubige Katholikin, „und ich bekomme ja auch viel zurück. Die Bewohner hier sind so dankbar, wenn ich sie besuche. Das tut auch mir gut." Auch sie will sich weiterhin in den Dienst am Nächsten stellen, so lange es ihre Kräfte noch zulassen. „Ich danke Gott jeden Tag, dass ich das noch machen kann."
Gutes tun will Hedwig Floer auch mit dem Preisgeld, das sie mit dem Ehrenamtspreis erhält. „Die 500 Euro gehen an den Verein Strahlemännchen, der sterbenskranken Kindern letzte Herzenswünsche erfüllt. Diese Kinder liegen mir auch ganz besonders am Herzen", sagt sie.