„Das wird nicht einfach“: Familie von Mordopfer aus dem Kreis Höxter will bei Gericht dabei sein

Bad Driburg-Dringenberg. Es wird ein schwerer Weg sein. Einer mit Tränen und Erinnerungen. Aber einer, auf den sie so lange gewartet haben: fast genau 22 Jahre. Damals wurde ihr Sohn, ihr Bruder Opfer eines schrecklichen Verbrechens. Nun beginnt der Prozess vor dem Landgericht Paderborn. Die Anklage: Mord. Ab 5. November, und dann immer mittwochs. Bis zum 14. Januar 2026: Die Familie von Tino Werner wird diesen Weg gemeinsam gehen. Sie will dabei sein. Vater Helmut Werner und Schwester Brigitte Rehermann als Nebenkläger. Und wiederum ihr Sohn Marcel Rehermann im Zuschauerraum. Sie hoffen auf eine ganz wichtige Antwort. Fast auf den Tag genau 22 Jahre ist es her. Auf seinem Grabstein steht der 12. November als Todestag: Tino Werner, damals 29 Jahre, wurde in seiner Wohnung in Bad Driburg im Badezimmer tot aufgefunden. Erdrosselt mit dem Kabel des Staubsaugers. Opfer eines Verbrechens. Mutmaßlich begangen von seinem Nachbarn, so stellt es die Paderborner Staatsanwältin Kathrin Lohmeier in der Anklageschrift heraus. Lesen Sie auch: Durchbruch im Mordfall Tino Werner aus Bad Driburg: Verhaftung mehr als 20 Jahre nach der Tat Demnach begangen aus Habgier und Homophobie. Die Bielefelder Cold-Case-Einheit hatte den Fall wieder aufgegriffen und im Frühjahr den Treffer gehabt: Die DNA-Spur passte, ein 57-jähriger Tatverdächtiger wurde in Kürten (Rheinisch-Bergischer Kreis) festgenommen. Ein ehemaliger Nachbar, der schon damals auf der Liste der Verdächtigen gestanden habe, erzählt die Familie. Sie wissen, dass es nicht einfach wird &bdquo;Wir werden es auf uns zukommen lassen, weil wir ja nicht wissen, was da passieren wird“, sagt Tinos ältere Schwester Brigitte Rehermann. &bdquo;Unser Plan ist schon, an jedem Tag im Gericht dabei zu sein. Ob wir das schaffen, das können wir nicht sagen. Wir wissen, dass das nicht einfach wird.“ Zumal der zweite Verhandlungstag vor dem Landgericht Paderborn genau auf den 22. Todestag ihres jüngeren Bruders fällt. Sie schluckt. Schüttelt den Kopf. Das könnte Sie interessieren: Termin für Prozessauftakt steht: Anklage wegen Mordes im Höxteraner Cold-Case Tino Werner Man merkt ihr an beim Erzählen, dass diese eine Frage ihr keine Ruhe lässt: die Frage nach dem Warum. &bdquo;Warum hat er das getan? Tino hatte doch niemandem etwas getan, niemandem etwas weggenommen. Im Gegenteil.“ Dann schüttelt sie den Kopf: &bdquo;Wie kann ein Mensch so lange mit einer solchen Tat leben? Man überlegt: Ist er verheiratet? Hat er Kinder? Wie erklärt er ihnen das?“ Und immer wieder das Warum. Nun wird sie dem Mann, der ihren Bruder getötet haben soll, im Gerichtssaal gegenüber sitzen. Dem Mann, den sie vom Vorbeigehen, vom Sehen noch von früher kennt, weil er als Nachbar im gleichen Haus neben Tino Werner wohnte: Sie macht sich Gedanken. &bdquo;Hoffentlich sagt er überhaupt etwas.“ Er hofft auf ein gerechtes Urteil Marcel Rehermann auch: &bdquo;Es passiert gerade sehr viel im Kopf. Wie läuft das wohl ab in Paderborn?“ Er ist froh, dass es jetzt losgeht. &bdquo;Ich hoffe auf ein gerechtes Urteil“, sagt er. &bdquo;Schuldig.“ Er ist aber auch fest davon überzeugt: &bdquo;Selbst wenn er nichts sagt, dann wird es eben ein Indizienprozess.“ Und die Indizien seien so stark, dass die für eine Verurteilung reichen würden. Die Anklageschrift haben sie von der Staatsanwaltschaft zugeschickt bekommen. Dass es jetzt losgeht: Eine Mischung zwischen Entsetzen und Erleichterung habe das ausgelöst. &bdquo;Mord. Mehr geht nicht.“ Das gehört zum Thema: &bdquo;Will dem Täter in die Augen sehen“: Familie des getöteten Tino Werner hofft auf Antworten Bis Januar soll der Prozess gehen. Die ersten Verhandlungstage: Aussagen der geladenen Zeugen, von Polizei, Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen. Am 3. Dezember kommt der Gutachter zu Wort, so steht es in der geplanten Terminabfolge. Danach noch vier Prozesstage bis zum Urteil. Brigitte Rehermann hofft, dass dieses vielleicht schon am 17. Dezember fällt. Vor Weihnachten wären dann &bdquo;alle durch. Ja, das wäre schön.“ Warum sie an die Öffentlichkeit gehen Am ersten Tag werden sie sich mit einem Fernsehteam vom &bdquo;ZDF“ am Gericht treffen, das den Prozess begleiten wird, bereits über den Cold Case berichtet hatte. Der Familie sei diese Öffentlichkeit wichtig, sagt Marcel Rehermann. &bdquo;Wir wollen damit ein Ausrufezeichen setzen, dass sich kein potenzieller Täter in Sicherheit wiegen darf. Wir haben selbst 20 Jahre gewartet.“ – &bdquo;Und die Hoffnung nie aufgegeben“, ergänzt Tinos Schwester. .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Uo26jsoknzRRZ0Mr-map-0509-bad-driburg-cold-case { padding-top: 142.86%; } } 2007 sei die Akte zum ersten Mal geschlossen worden, weil kein Ermittlungsansatz mehr da war. Aber Mord verjährt nicht. Es war Ruhe bis zum September 2023, bis zur Gründung der Cold-Case-Einheit der Polizei in Bielefeld. 40 alte Fälle, einer davon Tino Werner. &bdquo;Das hat uns noch mal einen richtigen Schub gegeben.“ Ein, zwei Jahre könnte es dauern, habe man ihnen gesagt. Als am 15. Mai die Nachricht kam, dass es einen DNA-Treffer gab, &bdquo;da haben sich die Ereignisse überschlagen, dann ging alles ganz schnell“, erinnert sich Marcel Rehermann. Die Mutter erlebt den Prozess nicht mehr Seine Mutter schaut während des Gesprächs im Wohnzimmer der Familie immer wieder hin zu der Anrichte: Dort stehen die beiden Bilder, die ihren lächelnden lebensfrohen Bruder zeigen. Drumherum herbstlich dekoriert. Er ist immer noch da, mittendrin im Leben der Familie. &bdquo;Ich gehe täglich zum Grab.“ Dann stockt sie. &bdquo;Ja, wir haben die Hoffnung nie aufgegeben. Wenn das Mutti noch erlebt hätte.“ Tino Werners Mutter starb vor drei Jahren. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Höxter

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