Warum Bahnfahren für Radfahrer im Kreis Höxter so schwierig ist

Höxter. Ist Ulrich Ruschemeier mit der Bahn unterwegs, hat er meistens sein Klapprad dabei. Nur dann weiß der 2. Vorsitzende des ADFC-Kreisverbandes Paderborn sicher, dass er in den Zug einsteigen kann. Manchmal wird es nämlich eng in den Zügen von und nach Paderborn. Und für Fahrradfahrer kann das bedeuten: draußen bleiben und auf den nächsten Zug warten. Diese Erfahrung macht auch der Höxteraner Christian Schneider: &bdquo;In den Sommerferien kann das schon mal knapp werden." Vorgesehen für Zweiräder sind eigentlich die Mehrzweckabteile. Doch wenn zu viele Reisende unterwegs sind und es dort an Platz mangelt, haben die Zweiradfahrer das Nachsehen. &bdquo;Das Personal entscheidet situationsabhängig", erklärt Karin C. Punghorst, Pressesprecherin der Nordwestbahn. Wer mit dem Zug reist und sein Fahrrad dabei hat, solle am besten vorher reservieren. Ein Anspruch auf Beförderung folgt daraus zwar nicht, doch es könne abgeschätzt werden, wie die Zugauslastung sei. Radmitnahme anmelden &bdquo;Außerhalb des Berufsverkehrs ist es meistens kein großes Problem", so Ruschemeier. Anders sehe das innerhalb der Stoßzeiten aus: &bdquo;Dann sind die Kapazitäten nicht ausreichend." Bis zu zehn Fahrräder passen in ein für Räder vorgesehenes Abteil der Nordwestbahn. &bdquo;Gruppen ab fünf Personen sollten sich am besten vorher anmelden", rät Punghorst. Dann könnten die Mitarbeiter schon im Vorfeld klären, ob es zu Problemen kommen kann und Alternativlösungen anbieten. Im jedem Fall habe bei Problemen der Triebzugführer das letzte Wort, die Sicherheit der Passagiere habe Vorrang. Die Pressesprecherin sagte auch, dass die Nordwestbahn letztlich das an Kapazitäten anbiete, was der Aufgabenträger bestellt habe. Die Züge der Nordwestbahn verfügen über ein großes Mehrzweckabteil, bis zu zehn Fahrradstellplätze je Triebwagen stehen bereit. Der Einstiegsbereich für die Fahrräder ist von außen mit einem Fahrradsymbol gekennzeichnet. Für die Fahrradmitnahme wird ein separates Ticket benötigt. Das Fahrrad muss in dem dafür vorgesehenen Bereich abgestellt sein", erklärt Punghorst. Dabei sei zu beachten, dass Kinderwagen und Rollstühle Vorrang haben. Wer im Fernverkehr reist, sollte sich vorher informieren, ob das Fahrrad überhaupt mitgenommen werden darf. Möglich ist das nur &bdquo;auf ausgewählten Verbindungen im ICE" informiert die Bahn auf ihrer Internetseite. Anreize zur Fortbewegung per Rad Dass es wenig attraktiv erscheint, Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen und so die beiden Fortbewegungsmöglichkeiten zu kombinieren, findet Ruschemeier fragwürdig. &bdquo;Vor dem Hintergrund der ökologischen Zielrichtung müssten die Möglichkeiten dramatisch ausgebaut werden." Das Fahrrad kostenfrei mitnehmen zu dürfen, wie es vor Jahren auf der Strecke Paderborn-Höxter möglich gewesen wäre, sei etwa ein vielversprechender Schritt. An Ideen, Anreize zur Fortbewegung per Rad zu schaffen, mangelt es auch Willi Wächter, dem Vorsitzenden des Fahrgastverbandes Pro Bahn des Regionalverbandes Ostwestfalen-Lippe nicht. Problematisch findet er vor allem, dass in Bussen des Schienenersatzverkehrs eine Fahrradmitnahme grundsätzlich ausgeschlossen sei. Zugang für Radfahrer erleichtern Optimierungsbedarf sieht auch Christian Schneider, Vorsitzender der ADFC-Kreisgruppe Höxter, in vielen Belangen. Die Verzahnung im ÖPNV gelte es zu verbessern, die Takte von Bussen und Bahnen sollten nach seiner Ansicht besser abgestimmt sein, wenn man das Ziel habe, den Autoverkehr zu reduzieren. Das Rad als Verkehrsmittel gehöre mehr in den Vordergrund. In Teilbereichen sei das an Bahnhöfen schon gelungen, wie das Beispiel Höxter zeige, in Holzminden aber sei der Zustieg mit dem Rad schon sehr beschwerlich. Mit Blick auf die vermehrte Nutzung von E-Bikes mit dem enormen Gewicht und Rad fahrende Familien, die oft mit Anhängern unterwegs seien, müsse der Zugang in die Züge erleichtert werden. Was Christian Schneider vermisst, ist die breit gefächerte Infrastruktur, mit der Radfahren und der ÖPNV in der Region verbunden sein sollten.&bdquo;In den 50er Jahren gab es noch eine Schienenstruktur in alle Richtungen", erinnert Schneider. Entlang der Weser und auch Richtung Süden und Osten sei es jetzt schwierig, Rad und Bahnfahren zu kombinieren. Dies sei auch mit Blick auf den wachsenden Radtourismus problematisch. Bisweilen sind es auch Kleinigkeiten, die Radfahrer ärgern, wie beispielsweise Radboxen, von denen viele mit privaten Schlössern gesichert seien und damit dauerhaft für andere nicht nutzbar seien. In jedem Fall sieht Schneider noch viel Potenzial, das Radfahren in der Region zu optimieren, meint der ADFC-Experte mit Blick auf das Radwegekonzept. Eine Radstation mit Leihfahrrädern am Höxteraner Bahnhof, das hält Christian Schneider auch im Hinblick auf die Landesgartenschau für sinnvoll.

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