Kreis Höxter

Experte hält Wetter im Kreis Höxter für außergewöhnlich

Eine Einordnung der statistischen Werte im Kreis Höxter im Jahr 2018

Der Sommer im Kreis Höxter erreichte Rekordwerte. | © picture alliance / dpa

03.01.2019 | 03.01.2019, 07:39

Kreis Höxter. Immer wieder sorgte das Wetter in 2018 für lebhafte Diskussionen, geizte es doch nicht mit sogenannten Rekorden - auch im Kreis Höxter. Aber wie rasch relativieren sich etwa Schlagworte wie „trockenster Monat" oder „heißester Sommer seit Beginn der amtlichen Wetteraufzeichnungen", wenn man berücksichtigt, dass es regelmäßige deutschlandweite Messungen erst seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt.

Wie ungenau spiegelt Wetterwirklichkeit sich doch in einem statistischen Wert wider, denn Durchschnittswerte sagen über Extremwerte überhaupt nichts aus. Und weil es beim Wetter keine Konstanten gibt, gibt es genauso wenig ein „Masterjahr", das als Basis beim Vergleich von Wettermesswerten gelten könnte.

Und dennoch ist der Blick auf die Wetterstatistik sehr interessant. Auch im Kreis Höxter, wo die Wetterstation des Heimat- und Verkehrsvereins in Drenke die verschiedenen Werte liefert. In diesem Jahr wurden von Januar bis November mit 372,9 Millimetern Niederschlag (gleicher Vorjahreszeitraum: 744,9 Millimeter) erst 60 Prozent des langjährigen Niederschlagssolls erreicht. 2018 war zudem das bislang sonnenscheinreichste Jahr. Bis einschließlich November schien die Sonne bereits 2.108,8 Stunden. Zum Vergleich: 2002 war das bislang sonnenscheinärmste Jahr mit lediglich 1.054,7 Sonnenscheinstunden gewesen. Damals hat die Sonne nur die Hälfte der Zeit geschienen.

Wärmer als der Rekordsommer 2003

War auf Deutschland bezogen 2018 der zweitwärmste Sommer nach 2003, ist es regional der bislang wärmste meteorologische Sommer (Juni bis August) gewesen. So auch in Drenke, und zwar mit der Mitteltemperatur von plus 19,9 Grad Celsius, die damit 3,9 Grad Celsius über dem langjährigen Referenzwert lag, während der Sommer 2003 „nur" das Mittel von plus 19,3 Grad Celsius erreicht hatte.

Insgesamt gab es in diesem Zeitraum 27 Sommer- und 29 Hitzetage (Sommer 2003: 35 Sommertage) und damit 56 Tage (Vorjahr: 25 Tage) mit mehr als plus 25 Grad Celsius – so viele wie bis heute noch nie in einem Sommer. Werden die Monate April, Mai, September und Oktober mit einbezogen, gab es im gesamten Jahr 2018 sogar 46 Sommer- und 33 Hitzetage, während es 2003 insgesamt 43 Sommer- und 15 Hitzetage gegeben hatte.

War der Sommer 2018 ein Jahrhundertsommer?

Zweifellos, der Sommer 2018 war außergewöhnlich. Besonders auffallend war, dass sich an die bereits zu warmen Frühlingsmonate April und Mai die folgenden Sommermonate mit ausgesprochen heißen Temperaturen und Trockenheit nahezu übergangslos anschlossen.

Als Indikator für den sogenannten Klimawandel mag ich den diesjährigen Sommer keinesfalls sehen. Der Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass solche Ausreißer immer wieder mal vorkommen. Lange trockene und heiße Sommer – so etwa 1959 mit deutlich weniger als 500 Millimeter Jahresniederschlag in unserem Gebiet – hat es im Wechselspiel mit kühlen und regnerischen immer gegeben. Wären die vergangenen Monate verregnet gewesen, hätte man vermutlich oft den Hinweis gehört, die Sommer seien früher heißer und trockener gewesen.

1540 gilt übrigens als das Jahr, das als das trockenste aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Klimahistorische Untersuchungen weisen darüber hinaus darauf hin, dass die Sommer in Mitteleuropa zwischen 1000 und 1500 bis zu 1,5 Grad Celsius wärmer waren als im 20. Jahrhundert.

Wird das Wetter extremer?

Angesichts des Sommers 2018 war oft zu lesen und zu hören, das Wetter werde immer extremer. Extreme sind aber lediglich Abweichungen von Durchschnittswerten, die mal in die eine, dann wiederum in die andere Richtung pendeln. Insofern scheint mir das Wetter keineswegs extremer geworden zu sein, wohl aber die Technik sensibler.

Nicht wenigen Menschen fällt es immer schwerer, adäquat mit der jeweiligen Witterung umzugehen. Was gerade die Beurteilung von Wetterlagen oft widerspiegelt, wenn im Sommer Hitzeperioden mit Temperaturen um plus 30 Grad Celsius gleichsam als Vorboten einer anstehenden Dürre apostrophiert, in den Wintermonaten nächtliche Tiefsttemperaturen von plus zwei bis minus zwei Grad Celsius schon als „knackige Kälte" bezeichnet werden.