Kreis Höxter. Wetterexperte Hermann-Josef Sander blickt mit den Daten der Station in Drenke auf Temperaturen, Niederschlag und Sonnenscheindauer zurück. Dabei zeigt so mancher Monat Überraschungen, so der Experte, der das Wetter im Kreis für "ziemlich außergewöhnlich" hält.
Januar: Der Januar war insgesamt zu mild und zu nass. Der Sturm war zweifellos das beherrschende Thema beim Wetter: Der Orkan „Friederike" verwüstete am 18. Januar vor allem in unserem Gebiet ausgedehnte Waldflächen, insbesondere Fichtenbestände, die ihm bis zu 75 Prozent zum Opfer fielen.
Eine Böe erreichte die Spitzengeschwindigkeit von 144,5 Stundenkilometern, bislang höchster in Drenke gemessener Wert und – an diesem Tag die höchste in Nordrhein-Westfalen gemessene Windgeschwindigkeit.
Februar:Der Februar war winterlich, geprägt von viel Sonne und ziemlich trocken. Rein statistisch betrachtet war der Februar durchweg winterlich und mit einer Mitteltemperatur von minus 1,8 Grad Celsius (Vorjahresmonat: plus 3,1 Grad Celsius) um plus 2,8 Grad Celsius zu kalt.
Insgesamt herrschte an 26 Tagen Frost, darunter acht Tage mit Dauerfrost, der vor allem gegen Monatsende sich verstärkte und bis zum 3. März andauerte. Die differenzierte Betrachtung der Temperaturen zeigt allerdings eine deutliche Dreiteilung: So gab es im ersten Monatsdrittel eine mittlere Temperatur von minus 1,25 Grad Celsius, im zweiten eine von minus 0,2 Grad Celsius und im dritten von minus 4,0 Grad Celsius.
An acht Tagen fielen 9,7 Millimeter Niederschlag (Februar 2012: 14,0 Millimeter; Februar 2017: 45,3 Millimeter; Februar 2002: 105,8 Millimeter) – ein Viertel vom langjährigen Mittel. Damit war der Februar 2018 der bislang trockenste seit Bestehen der Wetterstation (1. Juli 1999). Mit 132,2 Sonnenscheinstunden (Februar 2010: 28,1 Stunden) geht er zugleich als bisher sonnenscheinreichster in die Drenker Chronik ein.
März: Der März war kälter als der Januar. Das Mittel von plus 2,8 Grad Celsius lag um plus 1,2 Grad Celsius unter dem langjährigen Referenzwert (bislang drittkühlster März). Es war um fast ein Grad kühler als im Januar.
Dauerfrost zum Märzbeginn
An den ersten drei Märztagen herrschte Dauerfrost zwischen minus 1,9 Grad Celsius und minus 11,4 Grad Celsius. Und wenn auch gerade mal eine Woche später milde Luftmassen die jeweilige Tageshöchsttemperatur auf plus 13,0 Grad Celsius bis plus 16,3 Grad Celsius klettern und zumindest einen Hauch von Frühling erahnen ließen, hatte bereits am Wochenende darauf erneut Dauerfrost mit Maximaltemperaturen zwischen minus 1,4 Grad Celsius und minus 3,1 Grad Celsius sowie eisigem Ostwind das Sagen. Insgesamt gab es im März noch 16 Tage mit Frost.
Allein die mittlere Temperatur von plus 2,8 Grad Celsius ist wieder einmal ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie ungenau ein statistischer Wert Wetterwirklichkeit widerspiegelt.
April:Der April war insgesamt trocken, warm und sonnenscheinreich. Im Gegensatz zum April 2017, der mit einem Mittel von plus 7,3 Grad Celsius der bislang kühlste war, präsentierte der April 2018 sich mit plus 12,9 Grad Celsius – somit plus 4,9 Grad Celsius über dem langjährigen Referenzwert – hingegen als bisher wärmster seit Bestehen der Wetterstation.
Elf Tage mit mehr als plus 20 Grad Celsius, darunter vier Tage mit mehr als plus 25 Grad Celsius und somit Sommertage, ließen sich verzeichnen. Nicht ungewöhnlich, der April 2009 war mit einem Mittel von plus 12,6 Grad Celsius nur unwesentlich kühler gewesen.
Mai: Der Mai präsentierte sich sommerlich, ziemlich trocken und höchst sonnenscheinreich. Er war der bis dato wärmste Mai seit Bestehen der Wetterstation in Drenke. Allein an 20 Tagen kletterte die jeweilige Maximaltemperatur auf über plus 20 Grad Celsius, darunter sieben Tage mit mehr als plus 25 Grad Celsius (Sommertage). Gegen Monatsende – zum ersten Male in einem Mai – gab es obendrein drei Tage mit mehr als plus 30 Grad Celsius (Hitzetage).
Die mittlere Monatstemperatur von plus 16,5 Grad Celsius (Mai 2010: plus 9,9 Grad Celsius) übertraf den bislang höchsten Wert vom Mai 2000 noch um plus 1,3 Grad Celsius und den langjährigen Referenzwert um 4,5 Grad Celsius.
Nach dem Sommermonat Juli 2006 mit 324 Sonnenscheinstunden überschritt nun mit 306 Stunden Sonnenschein zum zweiten Male die Sonnenscheindauer eines Monats die Größenordnung von 300 Stunden (zum Vergleich: Mai 2002: 107,3 Stunden).
Juni:Der Juni war überwiegend schwülwarm bis schwülheiß und sehr trocken. Erwiesen April und Mai sich als der bislang jeweils wärmste April- beziehungsweise Maimonate, verfehlte der Juni 2018 mit einem Temperaturmittel von plus 17,8 Grad Celsius den bisherigen Juni-Höchstwert von plus 18,2 Grad Celsius aus dem Jahr 2003 um plus 0,4 Grad Celsius. Nichtsdestoweniger ist aber der langjährige Referenzwert für den Juni immerhin um plus 2,8 Grad Celsius überschritten worden.
Das Niederschlagsdefizit lag bei 45,5 Prozent. Mit lediglich elf Niederschlagstagen und insgesamt 30,7 Millimetern Niederschlag beschränkte sich ein Drittel dieser Niederschlagsmenge obendrein auf nur einen einzigen Tag. Somit ging der Monat als bisher trockenster Juni in die Drenker Chronik ein (Juni 2015: 33,8 Millimeter; Juni 2016: 119,6 Millimeter).
Juli:Der Juli war zu heiß, zu sonnig und viel zu trocken. Insgesamt 13 Sommer- (Juli 2006: 14) und 14 Hitzetage (Juli 2006: 13) sorgten dafür, dass die mittlere Monatstemperatur von plus 21,4 Grad Celsius um plus 4,4 Grad Celsius über dem vieljährigen Referenzwert lag. Die Maximaltemperatur des Monats von plus 37,2 Grad Celsius lag jedoch noch um 0,2 Grad Celsius unter dem Juli-Höchstwert von 2015.
Der bislang sonnenreichste Juli
Mit 348,8 Sonnenscheinstunden (Juli 2006: 324,0 Stunden) geht der Juli als bislang sonnenscheinreichster Juli wie Monat überhaupt in die Drenker Wetterchronik ein. Eigentlich ist der Juli der feuchteste Monat innerhalb des Jahres. Dieses Mal war er in Drenke mit 24,6 Millimeter Niederschlag, der sich auf lediglich fünf Tage beschränkte, allerdings der bis dato trockenste (Juli 2006: 26,1 Millimeter). Nur 30 Prozent vom langjährigen Soll wurden erreicht.
Infolge von Hitze und Trockenheit warfen manche Bäume bereits einen Teil ihrer Blätter ab, so dass der Boden von Laub bedeckt war, wie man es eigentlich erst vom Beginn des Herbstes kennt. Er ähnelte weithin dem Juli 2006, der mit der Durchschnittstemperatur von plus 21,9 Grad Celsius noch um 0,5 Grad Celsius wärmer ausgefallen war.
August:Der August zeigte sich ebenfalls zu trocken, zu warm und sehr sonnenscheinreich. Die mittlere Temperatur von plus 20,4 Grad Celsius lag um 4,4 Grad Celsius über dem langjährigen Referenzwert, aber der August 2003 war noch um 0,4 Grad Celsius wärmer gewesen. Abgesehen von zwei Tagen betrug die jeweilige Tageshöchsttemperatur im ersten Monatsdrittel stets mehr als plus 30 Grad Celsius mit einem Spitzenwert von plus 37,1 Grad Celsius am 7. August, der damit jedoch noch um 0,5 Grad Celsius unter der bislang höchsten Tagestemperatur von plus 37,6 Grad Celsius vom 12. August 2003 blieb. Sogar die Schifffahrt auf der Weser musste eingestellt werden.
Sonnenschein gabs erneut satt: Mit 259,4 Sonnenscheinstunden (August 2003: 224,4 Stunden, August 2006: 114,8 Stunden) war es der bisher sonnenscheinreichste August. Mit 19,1 Millimetern Niederschlag (August 2017: 108,1 Millimetern), die sich über 16 Tage verteilten, war es der bisher trockenste August, nicht einmal ein Drittel vom langjährigen Soll wurde erreicht.
September:Der September war mehr Sommer denn Herbst. Bis einschließlich 20. September konnte der erste Herbstmonat des Jahres noch sieben Sommertage sowie einen Hitzetag (September 2016: zehn Sommer- und drei Hitzetage) verzeichnen. 226,5 Sonnenscheinstunden (September 2016: 233,5 Stunden; September 2001: 42,2 Stunden) machten den Monat zum bislang sonnenscheinreichsten September.
Wiederum war es viel zu trocken. An neun Tagen gab es lediglich 28,1 Millimetern Niederschlag (September 2006: sechs Tage mit 6,5 Millimetern; September 2001: 24 Tage mit 125,9 Millimetern), somit wurden nur 54 Prozent der langjährigen Referenzgröße erreicht. Die Trockenheit fällt umso mehr ins Gewicht, als 60 Prozent des gesamten Niederschlags an nur einem Tag fielen.
Zu warmer und zu trockener Herbst
Oktober:Der Oktober war zu warm, sehr sonnenscheinreich und viel zu trocken. Die mittlere Temperatur von plus 10,8 Grad Celsius lag um 1,8 Grad Celsius über dem langjährigen Referenzwert. Dieser Wert relativiert sich rasch beim Vergleich mit der Mitteltemperatur von plus 14,0 Grad Celsius im Oktober 2000 (Oktober 2003: 6,0 Grad Celsius). Auch der Oktober 2017 sowie die Oktobermonate von fünf weiteren Jahren waren deutlich wärmer als der diesjährige Oktober.
Insbesondere die zweite Oktoberwoche sorgte für nahezu sommerliche Temperaturen und bescherte uns sogar noch einen Tag mit mehr als 25 Grad Celsius, nämlich plus 25,9 Grad Celsius am 13. Oktober (in der Kernstadt Beverungen vier Tage mit bis zu plus 27,3 Grad Celsius).
Mit 20,5 Millimetern Niederschlag ergab sich das beträchtliche Niederschlagsdefizit von rund 65 Prozent. Damit war der vergangene Monat der bislang trockenste Oktober seit Bestehen der Wetterstation in Drenke. Nur unwesentlich mehr Regen gabs im Oktober 2010 mit 23,7 Millimetern (Oktober 2002: 93,7 Millimeter).
November:Der November zeigte sich zu mild, zu trocken und mit viel Sonnenschein. Die mittlere Temperatur von plus 5,5 Grad Celsius (November 2009: plus 8,0 Grad Celsius; November 2016: plus 3,8 Grad Celsius) überschritt den langjährigen Referenzwert von plus 4,0 Grad Celsius um 1,5 Grad Celsius, doch war der November hinsichtlich der Temperaturen zweigeteilt. So betrug das Mittel in der ersten Monatshälfte plus 8,9 Grad Celsius, in der zweiten lediglich plus 2,2 Grad Celsius.
Der November zeigte sich als achter Monat in Folge, der zu trocken war: An 14 Tagen fielen 23,2 Millimeter Niederschlag, nur gut 50 Prozent vom langjährigen Mittel, davon fiel die Hälfte an zwei Tagen.
Dezember:Der Dezember ist statistisch bisher noch nicht ausgewertet. So viel lässt sich aber schon sagen: Er war nicht außergewöhnlich. Es gab vergleichsweise wenig Sonne und eine höhere Durchschnittstemperatur als in den vergangenen Jahren.