
Höxter. Unverkennbar, ein absolutes Unikat. Wenn er durch Höxters Straßen geht, gibt es kaum jemanden, der ihn nicht grüßt. Er reagiert mit einem lockeren Spruch, den die rheinische Frohnatur immer parat hat: Engelbert Busch, besser bekannt als DJ Engelbert. In den 80er Jahren zog es den DJ, der deutschlandweit auflegte, in die beschauliche Stadt und sorgte für Musik und Stimmung im "Popcorn". Jetzt feiert er 50-jähriges Bühnenjubiläum und will sich nach "Pascha meets Popcorn" (am 3. November in der Stadthalle Beverungen) endgültig zur Ruhe setzen. Doch auch mit 70 Jahren hat der Spaß im Leben für ihn noch lange nicht aufgehört.
"Harmonie" ist für ihn das Mittel für ein glückliches und fröhliches Leben. Auch mit 70 ist er noch immer fit, gut drauf und immer am Ball. Sein Motto trägt er auf seiner Cappy "The Show must go on". Darunter eine Zeichnung von ihm, DJ Engelbert. 50 Jahre hat er mit der Musik auch seine gute Laune versprüht. Das Herz immer am Beat. Seinen Beruf als Maschinenschlosser hat er für die DJ-Karriere an den Nagel gehängt - und es nie bereut.
Schon früh war die Musik sein Leben. "Freitag nach der Arbeit hat man sich den richtigen Dress angezogen und ist durch die Clubs gezogen", berichtet er. Krefeld habe eine sehr gute Musikszene gehabt. "Wir haben die Nächte durchgemacht." Und wenn die Bands Pause machten, dann schritt Engelbert ans Pult. "Da habe ich dann hinter dem Zehn-Platten-Wechsler mit einem Tonbandmikrofon gestanden und die Leute unterhalten", schildert Engelbert seine Anfänge als DJ. Die Gage: fünf Cola. Dass es mal Tausende D-Mark seien würden, war noch nicht abzusehen.
1968 Sprung in die DJ-Karriere
Der letztliche Sprung zur DJ-Karriere kam dann 1968, als er nach Hamburg geflogen ist. "Ich wollte unbedingt mal in den "Star-Club", das Beat-Mekka des Jahrhunderts". Dort spielten auch schon die Beatles, die Engelbert maßgeblich prägten und die er - ebenso wie die Rolling Stones - auch live gesehen hatte. Er blieb im Norden und zog zu seiner Schwester nach Elmshorn. In der "Oase" erhielt er seinen ersten festen Job als DJ. "Es war mein erstes festes Monatsengagement, 1.200 DM", erinnert sich Engelbert mit einem freudigen Lachen. Engagements für ein oder zwei Monate seien damals die Regel gewesen, "danach zog man weiter".
Mit der Zeit machte er sich einen Namen, tourte durch ganz Deutschland, hatte Fans und Autogrammkarten. Er gehörte schließlich zu den 50 bekanntesten DJs bundesweit. "Damals war die DJ-Szene noch nicht so groß wie heute, und die Arbeit war anders, konservativer", berichtet Engelbert und sagt, wie aus der Pistole geschossen, seine Ansage auf, die er häufig zu Beginn des Abends machte. In der er an die Frauen appellierte, nicht nur unter sich zu bleiben, sondern auch mit den Männern zu tanzen, freundlich angenehme Unterhaltung und einen schönen Abend wünschte und dazu aufrief, Musikwünsche mitzuteilen. Mag die Umgangsform konversativer gewesen sein, war es die Lebensweise keineswegs. Getreu dem Motto "Sex, Drugs & Rock´n Roll". "Es waren ein paar wilde Jahre, ich will keine Sekunde davon missen."
"Wir haben das Leben genossen"
Er sei in der Zeit der freien Liebe großgeworden, "Woodstock und so", und grundsätzlich sei man lockerer gewesen. "Wir haben das Leben genossen. Das war schön, einfach schön", schwelgt der 70-Jährige in Erinnerungen. Das sei der heutigen Generation verloren gegangen. "Alle stressen sich, alles dreht sich um Konsum. Warum können die Leute heute nicht wie die 68er früher einfach nur Spaß haben?" Die Menschen seien damals auch nicht mit Vorurteilen behaftet gewesen - "außer gegen das Establishment".
Engelbert hat einen deutlichen Appell an die jungen Menschen: "Lebt euer Leben, jagt nicht dem Konsum nach, es geht nicht darum, wer das neueste Handy hat. Seid einfach ihr selbst und macht euch das Leben schön." Das sei auch sein Rezept für ein erfülltes und glückliches Leben, "einfach locker, locker, locker, ohne sich den gesellschaftlichen Zwängen zu unterwerfen." Und mit 70 Jahren kann er sagen: "Ich habe mein Leben gelebt und tue es immer noch."

Einen nicht unerheblichen Teil seines Lebens verbrachte Engelbert in Höxter. Der Kontakt zur Weserstadt entstand durch Stefan Pesa. Sie lernten sich in einer Disko in Bad Salzuflen kennen. Pesa wollte DJ Engelbert für das "Popcorn" engagieren und lud ihn nach Höxter ein. "Die Chemie hat sofort gepasst", erinnert sich Engelbert. Damals wusste er aber noch nicht, was Höxter eigentlich ist - ein kleines Städtchen am äußersten Zipfel NRWs. Groß war dann auch die Überraschung, als er das erste Mal die Treppen hinab zur Disko "Popcorn" stieg. "In so einem kleinen Laden hatte ich zuvor noch nie gearbeitet." Engagieren lassen hat er sich trotzdem - und einige gute Jahre in der Höxteraner Disko verbracht, von 1984 bis 1988.
Die Liebe brachte ihn ganz nach Höxter
Er pendelte einmal in der Woche nach Hause nach Krefeld. Bis er sich in Höxter Hals über Kopf verliebte. Mit der Frau, mit der er nun seit 33 Jahren zusammen ist - "und wir waren noch nicht einen Tag getrennt" -, fiel dann auch die Entscheidung für die Wahlheimat Höxter. 1989 zog es ihn dann noch einmal hinaus in die Welt, DJ Jürgen wurde Nachfolger im Popcorn. Aus dem Musikbusiness zog sich Engelbert dann zurück, machte bis 1993 noch verschiedene Events wie Galas oder Modenschauen, wurde Privatier. "Ich habe mit meiner Frau das Leben genossen, sie war noch jung, und ich fühlte mich noch nicht so alt."
Zurück ans DJ-Pult kehrte er ganz offiziell erst 2002, als eine 80er-Jahre-Party im "Go Club" (ehemals "Pascha") in Beverungen Premiere feierte. Seine Platten hatte er schon längst gegen CDs und letztlich gegen einen Computer getauscht. "Natürlich ist es ein anderes Gefühl, eine Platte aufzulegen und die Nadel aufzusetzen. Aber mit dem Computer ist es übersichtlicher, in Sekundenschnelle hat man alles auf einen Blick und muss sich nicht durch ein Plattenarchiv wühlen." Nur noch eine Platte hat er zuhause: "Clinging to the thought that she´s coming back" von Jr. Walker & the All Stars. Ein Song, den Engelbert früher häufig auflegte. "Die Single hat für mich einen sentimentalen Wert, da hängen Erinnerungen dran."
Letzter Auftritt bei Popcorn meets Pascha
Am Samstag, 3. November, wird er mit seinem Computer bei der Revival-Party am Start sein. Die 70er und 80er Jahre zu Zeiten des Popcorn noch einmal aufleben lassen. Es soll sein "last supper", sein endgültiger Abschied sein. Diesen kündigte er aber auch schon einmal vor fünf Jahren an. Dass er der Musik mit jeder Faser verbunden ist, zeigt seine Biografie und die Rückkehr ans DJ-Pult. Und wenn die Revival-Party erfolgreich ist, ist eine Rückkehr des legendären DJ Engelbert sicher nicht auszuschließen.
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