
Brakel. Mit großer öffentlicher Anteilnahme sind in Brakel von dem Kölner Künstler Gunter Demnig (76) 16 Stolpersteine verlegt worden. Sie erinnern an die jüdischen Familien Rothenberg, Königheim, Weiler und Flechtheim. Sie haben ehemals in den Häusern Markt 5 und 10 und am Thy 2 und 4 gewohnt. Sie waren von den Nazis deportiert und brutal ermordet worden oder waren unter dem Druck der Verfolgung aus Brakel geflüchtet.
Initiiert, organisiert und finanziert wurde die Aktion vom Heimat- und Museumsverein um den Arbeitskreisvorsitzenden Michael Markus. Schülerinnen und Schüler der Brede und der städtischen Gesamtschule haben vor den Gebäuden die Namen der ehemaligen jüdischen Bewohner verlesen und dort weiße Rosen niedergelegt.
In der Lernwerkstatt, am Markt 11 haben Schüler der Gesamtschule eine Ausstellung zum Thema erarbeitet. Im Pfarrzentrum an der Kapuzinerkirche gibt es eine Ausstellung der Brede. „Wir sind den Schulen sehr dankbar für ihr Engagement, denn es zeigt, dass die Erinnerungskultur auch von der künftigen Generation lebendig gehalten wird“, sagte Markus.

Realisiert hat das Projekt der Heimat- und Museumsverein Brakel. Michael Markus als Schatzmeister des Vereins hat sich zusammen mit weiteren Vereinsmitgliedern wie Rainer Pauli, Paul Kramer und dem Stadtheimatpfleger Alfons Jochmaring intensiv mit dem Projekt Stolpersteine befasst.
Verneigung vor den Opfern
Bürgermeister Hermann Temme begrüßte, dass sich auch die Stadt Brakel mit den Stolpersteinen an dem größten dezentralen Mahnmal der Welt beteilige. Inzwischen gibt es 105.000 Stolpersteine in 31 Ländern. Es handelt sich dabei um normierte zehn mal zehn Zentimeter große Beton-Pflastersteine, die eine goldglänzende Messingplatte haben, in die Namen und Lebensdaten der jüdischen Mitbürger eingraviert sind. „Um die Inschrift zu lesen, muss man den Kopf senken und sich niederbeugen und man verneigt sich damit vor allen Opfern des Holocausts“, erklärte Künstler Gunter Demnig die Funktion seiner Stolpersteine.
„Die Stolpersteine sind ein wichtiger Beitrag zu Erinnerungskultur, die wir auch in Brakel pflegen wollen und darum bin ich dem Heimat- und Museumsverein sehr dankbar für sein Engagement“, sagte Bürgermeister Temme. „Das gesellschaftliche und ökonomische System der alten Stadt Brakel basierte auf Gilden und Zünften, der Gedanke von Toleranz zog erst mit der Französischen Revolution und den preußischen Reformen ein und vermochte auch die gesellschaftliche, wirtschaftliche und rechtliche Situation der jüdischen Mitbürger zu verbessern“, erklärte der Museumsvereinsvorsitzende Paul Kramer.
Seit 1704 ist in Brakel eine eigenständige jüdische Gemeinde dokumentiert. Ende des 19. Jahrhunderts gab es unter den 3.000 Brakeler Bürger rund 150 Juden. In Brakel sind jüdische Mitbürger seit 1560 urkundlich belegt. Sie wohnten größtenteils in angemieteten Häusern im Zentrum um den Markt herum und den Thy, wie es auch die jetzt verlegten Stolpersteine versinnbildlichen.
Tätig waren die Brakeler Juden zumeist im Vieh- und Pferdehandel sowie dem Getreidehandel. 1844 eröffnete die jüdische Gemeinde an der Ostheimer Straße eine Synagoge mit angeschlossener Schule. Über dem Eingang war ein Wort des Propheten eingraviert, das der Heimatvereinsvorsitzende Paul Kramer zitierte und vor dem Hintergrund eines erstarkenden Antisemitismus gerade heute wieder eine besondere Aktualität besitzt: „Haben wir nicht alle einen Vater, hat nicht ein Gott uns erschaffen?“