Wenn das Baby nicht schlafen will, hilft Höxters erste Baby-Schlafcoachin

Brakel-Istrup. Schlafen wie ein Baby - ein geflügeltes Wort, das unschuldige Ruhe, Zufriedenheit und Frieden ausdrückt. Dass aber nicht jedes Baby Abend für Abend engelsgleich in die Träume gleitet, das verschweigt das Sprichwort geflissentlich. Und auch Sarah Neu und ihr Mann gehen das Thema Schlaf zunächst ganz entspannt an, als ihre Tochter Amira geboren wird. "Mit Babyschlaf haben wir uns gar nicht beschäftigt", gibt die junge Mutter zu. Das Kind wird hingelegt und schläft dann schon. Doch so war es nicht. Das heute einjährige Mädchen brauchte als Einschlafreiz Bewegung. Eine Runde im Auto oder das Geschaukel vom Kinderwagen oder das Wiegen in Mamas Armen. Trotzdem wacht Amira irgendwann alle anderthalb Stunden in der Nacht auf. "Sie brauchte immer wieder die Flasche zum Einschlafen", erinnert sich Sarah Neu an diese anstrengende und kräftezehrende Zeit. Auf der Suche nach Hilfe stößt das Paar dann durch Zufall online auf einen Schlafcoach für Babys und Kleinkinder. "Ich dachte mir, es kann nur besser werden", sagt Neu und kontaktiert die Babyschlafexpertin. Die Beratung beginnt. Und innerhalb von knapp drei Wochen schläft Amira plötzlich wie das Baby im Sprichwort. Und Amiras Mutter entscheidet: "Das will ich auch machen." Die Istruperin ist jetzt zertifizierter Schlafcoach für Babys und Kleinkinder bis zum Alter von 36 Monaten - und wohl die erste ihrer Art im Kreis Höxter. Die notwendige Ausbildung hat sie online absolviert. "Dabei habe ich eine Familie begleitet und danach eine Abschlussarbeit geschrieben", berichtet Neu. Auch ihre Begleitfamilie war in Not und verzweifelt auf der Suche nach einer Babyschlafproblem-Lösung im Internet. Wann beginnen Schlafprobleme? Die gebürtige Rieselerin bietet nun Baby-Massagen (siehe Infokasten), Schlafberatung, also Tipps und Tricks am Telefon oder per Videotelefonie, Schlafcoaching, eine Begleitung über einen Zeitraum von rund drei bis sechs Wochen, oder Gruppencoachings an. "Ich würde mir auch ein Bild vor Ort machen, es ist schon gut, das Kind auch zu sehen", sagt Neu. Ein Erstgespräch sei jeweils kostenlos. Aber wann hat ein Kind überhaupt Schlafprobleme? "Davon spricht man, wenn eine Situation über den Zeitraum von mindestens drei Wochen geht", erklärt die Expertin. "Davor ist es ein Schub." Meistens setzten Schlafprobleme bei Säuglingen ab dem dritten oder vierten Monat ein. Und woran liegt es, dass ein Kind dann Schlafprobleme bekommen kann? Ein Schlafzyklus eines Babys dauere zwischen 40 und 50 Minuten. In der Nacht könnten sich die Zyklen auf 120 Minuten ausweiten. Aneinandergereiht ergeben mehrere Schlafzyklen dann den Babyschlaf einer Nacht. Das ist normal und auch der Grund für das Problem. Denn zwischen diesen Schlafzyklen wachen die Kleinen auf. "Das ist bei uns Erwachsenen auch so - wir erinnern uns nur nicht dran." Im Idealfall drehen sich Erwachsene und Kleinkinder einfach einmal um und schlummern weiter. Doch wenn ein Baby in den Armen eines Elternteils eingeschlafen ist, dann aber alleine im Bettchen erwacht, dann ist es verwirrt und fühlt sich hilflos, wenn es erwacht, erläutert Neu. Und schreit dann. Babyschreien in der Nacht ist dabei nicht nur für die erschöpften Eltern ein Problem. "Besonders beim nächtlichen Erwachen sind die Kinder tags drauf oft müde", weiß Neu: "ein Teufelskreis". Sarah Neu wirbt deshalb für Schlafberatung und Coachings: "Wenn man diese Probleme angeht, merkt man die steigende Zufriedenheit von Eltern und Kind." Schlafcoachin: "Schreien lassen ist ein No-Go" Wichtig ist der 30-Jährigen dabei, dass alles langsam Schritt für Schritt und - falls es mehrere Ursachen für die Schlafprobleme gibt - nacheinander passiert. Wichtig sei, dass die Eltern "sehr geduldig" und "standhaft" seien. "Das Kind findet das erst mal komisch", sagt sie und meint den Umgewöhnungsprozess von beispielsweise einschlafen unter Bewegungsreiz zum einschlummern im Babybettchen. "Und vielleicht weint das Kind dann auch, aber wenn man dann an diesem Punkt abbricht, kann es sein, dass es noch schlimmer wird." Sarah Neu betont, dass ihre Schlaftipps nichts mit "Schreien lassen" zu tun haben - eine Schlaferziehungsform, von der sie "rote Augen kriegt". Dabei werde das Kind hingelegt und schreien gelassen. Erst fünf Minuten lang, dann zehn dann 20. Es werde gewissermaßen trainiert. "Schreien lassen ist ein No-Go", sagt Neu ganz klar: "Das richtet viel Schaden an und kann Schäden hinterlassen." Stattdessen betreue sie Kinder und Eltern "ganzheitlich" und "individuell".

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