Aufregung um ausgebüchsten Nandu im Kreis Höxter

Kreis Höxter. In seiner Heimat Südamerika wäre es sicherlich keine Zeitungsmeldung wert. Im Kreis Höxter aber bewegt ein ausgebüchster Nandu die Gemüter. Vor allem weil derzeit noch völlig unklar ist, wie er wieder eingefangen werden kann. Denn Vogelexperten raten Autofahrern und Spaziergängern, die den Laufvogel sichten, dringend davon ab, ihm zu nahe zu kommen. Die Fakten Das Vogelmännchen stammt offenbar von einem Hof in Erkeln, wo er bisher in einer Kleingruppe lebte. Wie er von dort weglaufen konnte, ist noch unklar. Er wurde zunächst im Raum Brakel gesichtet, tauchte am Samstag aber plötzlich auf der Bundesstraße 252 bei Nieheim auf, wo einer Autofahrerin auch ein Schnappschuss gelang. Sogar Warndreiecke wurden sicherheitshalber aufgestellt.Sonntag wurden dann Sichtungen im Raum Eissen gemeldet. &bdquo;Ich vermute, dass er seine Gruppe sucht, aber nicht findet“, sagt Kirsten Strauch von der Wildvogelhilfe in Willebadessen. Das Tier ist quasi an seinem Zuhause vorbeigelaufen. Zu schnell für die Polizei Immer wieder melden sich auch Autofahrer bei der Polizei in Höxter, berichtet Polizeisprecher Jörg Niggemann. Aber immer dann, wenn die Einsatzkräfte vor Ort sind, ist der Vogel schon wieder verschwunden. Kein Wunder, immerhin kann der bis zu 1,40 Meter große Vogel bis zu 60 Stundenkilometer schnell werden.Deshalb ist es schwierig, den Vogel, der nicht fliegen kann, wieder einzufangen, prognostiziert Kirsten Strauch. Sie ist dagegen, das gesunde Tier einfach abzuschießen. Es sei jedoch auch schwierig, es mit einem Betäubungsgewehr zu probieren, weil das das Tier erst recht erschrecken und wild machen könnte. Deshalb hat sie bereits Kontakt zu einer Wildvogelhilfe im Rheinland aufgenommen, die in solchen Fällen mit einer Netzpistole arbeiten. Dafür müsste man aber wissen, wo er sich in diesem Moment befindet.Und wo meldet man sich, wenn man das Tier zufällig beobachtet? &bdquo;Das kommt ganz darauf an, wo sich der Vogel befindet“, sagt Polizeisprecher Jörg Niggemann. Wird er irgendwo in der Natur beobachtet, ist grundsätzlich der Veterinärdienst des Kreises Höxter zuständig und man sollte, versuchen, zur Behörde Kontakt aufzubauen. Geht von dem Tier allerdings eine Gefahr aus, beispielsweise, weil es auf einer Straße herumläuft, dann ist es auf jeden Fall richtig, die 110 zu wählen. Die letzte Sichtung Am Montagmorgen wurde der Nandu schließlich auf einem Feld zwischen Großeneder und Lütgeneder gesichtet. Auf einem Foto, das ihr eine Freundin zugeschickt hatte, hat Marie-Theres Peine den Laufvogel sofort identifiziert.Aktuelle Entwicklung:Jäger erschießt Laufvogel bei Bad Driburg - überraschende Erkenntnis Sie muss es wissen, hatte ihre Familie doch selbst viele Jahre lang einige Nandus bei Großeneder gehalten. Vor allem wegen der Eier. &bdquo;So viel Kuchen und Rührei konnte am Ende aber keiner Essen“, erzählt sie mit Wehmut – die Kosten waren zu hoch, es fanden sich zu wenige Abnehmer. Nicht der erste Fall Und Marie-Theres Peine kann sich noch gut daran erinnern, dass auch ihnen Mal ein Nandumännchen ausgebüchst ist. Es wurde bei Borgentreich wiederentdeckt. Es einzufangen, war seinerzeit aber reine Glückssache.Die Besitzerin konnte das Tier mit kleinen Brot- und Apfelstückchen etwas näher heranlocken. Dann gelang es mit Helfern, das Tier in eine Scheune zu treiben. Und selbst dort drin sei es noch schwer gewesen, das Tier zu überwältigen.Keine Selbstversuche Keinesfalls sollte man als Laie versuchen, dass Tier selbst einzufangen, warnt Kirsten Strauch. &bdquo;Als Laufvogel hat er sehr starke Beine, mit denen er austreten kann“, erklärt Strauch. Auch mit den Krallen und nicht zuletzt mit seinem kräftigen Schnabel könne er Menschen tiefe Verletzungen zufügen. Man sollte ganz vermeiden, sich dem Tier zu nähern.&bdquo;Keinen Körperkontakt“, mahnt die Expertin. Die Besitzerin betont aber, dass in der Regel keine große Gefahr von den Tieren ausgeht. Sie würden eher weglaufen, statt anzugreifen, wenn sie können. Auch sie hält es für sehr schwierig, das Tier wieder einzufangen. Keine natürlichen Feinde Nandus haben hierzulande keine natürlichen Feinde. Die tödliche Gefahr für sie geht von Autofahrern aus. Allerdings ist ein Zusammenstoß mit dem bis zu 25 Kilogramm schweren Vogel auch für Verkehrsteilnehmer nicht ungefährlich. Zumindest könnte der Sachschaden sehr hoch sein, wie mehrere Fälle in Norddeutschland zeigen. Dort lebt seit einigen Jahren die bisher einzige Wildpopulation von Nandus in Europa.Im Jahr 2000 war eine kleine Anzahl von Tieren an der Grenze zu Mecklenburg Vorpommern ausgebrochen. Da Nandus sehr anpassungsfähig sind, hat sich die Population in Norddeutschland bereits bis 2018 auf etwa 600 Tiere vergrößert.Weil er damit potenziell zu einer invasiven Art zählt, die für die natürlich vorkommende Ökosysteme, Biotope oder Arten eine erhebliche Gefährdung darstellt, darf er inzwischen gejagt und die Eier seiner Gelege durch registrierte Personen angebohrt werden. Durch diese Maßnahmen wurde der Bestand inzwischen wieder halbiert.

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