Corona setzt Familien und Paare unter enormen Druck

Kreis Höxter/Brakel. &bdquo;Wenn Jugendliche dieses Jahr keine Schule hatten, hat das zu Spannungen geführt", sagt Sandra Pflug, Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche im Beratungszentrum Brakel. Zum Beispiel sei durch die viele Freizeit der Medienkonsum der Jugendlichen stark angestiegen – zum Unverständnis der Eltern. &bdquo;Aus so einem Stress können dann schnell Gewalttätigkeiten werden", sagt Pflug. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen blickt sie deswegen mit Sorge auf die Feiertage und den harten Lockdown. &bdquo;Wir befürchten, dass es wieder vermehrt zu Spannungen kommt, wenn Kinder und Familien im Lockdown wieder aufeinander hocken", sagt Naznine Soundarjee, Leiterin der Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche am Zentrum. Dass Kinder Gewalt erfahren haben, würde sich häufig erst im Laufe der Gespräche herausstellen, sagt sie. Dabei kann es auch um psychische Gewalt gehen. &bdquo;Viele Eltern sind selbst am Ende und schreien ihre Kinder an oder sprechen als Strafe nicht mehr mit ihnen", sagt Soundrajee. Diesen Kindern zu helfen, ist die Aufgabe von Soundarjee und ihren Mitarbeiterinnen. Doch nicht nur ihnen. Anlaufstelle - sofern diese ihr Verhalten ändern wollen &bdquo;Das Beratungszentrum ist die einzige Anlaufstelle, die in diesen Fällen für alle da ist", sagt Cornelia Wiemeyer-Faulde, Leiterin der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen am Zentrum. Bei häuslicher Gewalt könnten sie den Betroffenen, eventuell involvierten Kindern, aber auch gewalttätig gewordenen Partnern mit Beratung weiterhelfen – sofern diese ihr Verhalten ändern wollen. Neben Familien sind dieses Jahr auch Partnerschaften enormem Druck ausgesetzt. &bdquo;Viele Menschen sind dieses Jahr arbeitslos geworden oder haben keine gute Perspektive", sagt Wiemeyer-Faulde. Gerade diese wirtschaftliche Unsicherheit könnte viele Frauen tatsächlich davon abhalten, den Schlussstrich unter eine gewalttätige Beziehung zu setzen. &bdquo;Weil man nicht weiß, wie es danach weitergeht." In der Weihnachtszeit könnten diese Spannungen eskalieren Ob in Familien oder in Partnerschaften – in der Weihnachtszeit könnten diese Spannungen in diesem Jahr besonders eskalieren. &bdquo;Wenn nicht einmal Verwandte da sind", sagt Pflug. Zudem fehlen im harten Lockdown einfach Ausweichmöglichkeiten, die es Anfang des Jahres noch gab. &bdquo;Im Frühjahr konnte man ja noch viel rausgehen", sagt Pflug. Familien und Partner in diesen Situationen können die beiden Beratungsstellen für ein Gesprächsangebot aufsuchen. &bdquo;Das gibt den Menschen schon einmal Entlastung", sagt Stellenleitung Soundarjee. In konkreten Gewaltsituationen kann das Beratungszentrum den Betroffenen anhand ihrer Situation zudem konkrete Lösungswege aufzeigen. D as kann auch die Weitervermittlung zu anderen Stellen bedeuten, wenn nötig auch zu einer Psychotherapie. In letzter Instanz kann es aber auch der Weg ins Frauenhaus sein. Doch: &bdquo;Wenn in einer akuten Situation die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann, muss die Polizei gerufen werden", sagt Wiemeyer-Faulde. &bdquo;Diese kann den gewalttätigen Partner auch des Hauses verweisen." Auch Paargespräche sind möglich In der Beratungsstelle für Ehe, Familien- und Lebensfragen sind zudem Paargespräche möglich, bei denen geschaut wird, ob es für die Beziehung noch einen Rettungsweg gibt oder eine Trennung notwendig ist. In jedem Fall wird bei der Entscheidungsfindung geholfen. Für ein erstes Gespräch können Jugendliche und Kinder auch ohne Begleitung der Eltern mit dem Beratungszentrum in Kontakt treten. Gerade wenn Lehrern oder Betreuern etwas am Verhalten der Kinder auffällt, könne so ein Kontakt hergestellt werden, sagt Pflug. &bdquo;Die Eltern werden dann anschließend ins Boot geholt." Das Jugendamt würde nur in allerletzter Instanz hinzugezogen, wenn abzusehen sei, dass sämtliche vorherige Lösungsversuche gescheitert sind. Denn: &bdquo;Das Kindeswohl muss immer geschützt werden", sagt Soundarjee. KONTAKT Die Beratungsstellen befinden sich in Trägerschaft der Caritas und des Erzbistums Paderborn. Die Beratungen finden derzeit in der Regel als Telefon- oder Onlineberatungen statt. Alle Ratsuchenden können mit dem Beratungszentrum unter Tel. (0 52 72) 37 14 60 Kontakt aufnehmen. Von Montag bis Freitag in der Zeit von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie von Montag bis Donnerstag von 14.30 bis 17.30 Uhr. Alternativ kann auch per E-Mail über info@bz-brakel.de oder über die Online-Beratung der Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche unter www.caritas.de/onlineberatung und www.beratung-caritas.de Kontakt aufgenommen werden. ÖFFNUNG Die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche ist vom 24. Dezember bis zum 4. Januar geschlossen. In dieser Zeit sind andere Hilfsdienste zu erreichen. Wie die kostenfreie Telefonseelsorge unter Tel. (08 00) 1 11 01 11 oder Tel. (08 00) 1 11 02 22 zu erreichen, sowie das Kinder- und Jugendtelefon unter Tel. (08 00) 1 11 03 33. Ein Notdienst der Beratungsstelle für Ehe-, Familie- und Lebensfragen ist in den Ferien unter Tel. (0 52 51) 2 60 71 zu erreichen. Zudem ist die Online-Beratung unter www.paderborn.efl-beratung.de durchgehend möglich.

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