Brakel

Neue Blühwiese als "Tankstelle" für Hummeln, Bienen und Co.

Das Feld für eine Blühwiese am Stadtrand von Brakel ist vorbereitet - und auch die Blumenwiese-Mischung ist gesät. Interessierte können sich am Projekt beteiligen und für das Jahr 2021 Patenschaften übernehmen.

Eine Hummel macht sich genüßlich über den Nektar der "Rote Taubnessel" her. | © Helga Krooß

17.04.2020 | 17.04.2020, 07:30

Brakel. Es summt und brummt schon kräftig auf dem 6.200 Quadratmeter großen Feld oberhalb des Galgenberges in Brakel. Erdhummeln fliegen emsig von einer roten Taubnessel zur anderen - ein Lippenblütler, der viel Nektar und Pollen produziert und somit eine „Tankstelle" für Hummeln und Co. ist. Die Rote Taubnessel (Lamium purpureum) dominiert derzeit das Feld.

Dennoch haben sich hier bereits über zehn Ackerwildkräuter vor der eigentlichen Aussaat der Blumenwiese selbst ausgesät, darunter unter anderem Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis), Persischer Ehrenpreis (Veronica persica) und Acker-Frauenmantel (Aphanes arvensis).

„Der Boden ist stellenweise schon dicht zugewachsen, so dass eine komplett neue Einsaat nicht mehr erforderlich ist", sagt Rudolf Mönikes. Unter seiner Federführung wurde im vergangenen Jahr das Projekt „Annenbiene" ins Leben gerufen. Ziel ist es, Bienen, Hummeln und andere Insekten wieder auf die Felder zu bringen. Landwirt Michael Grawe hat sich für das Vorhaben begeistern können und stellt den Brakeler Naturfreunden einen Acker zur Verfügung, aus dem nun eine Blühwiese werden soll.

Sonnenschein und Temperaturen von über 20 Grad plus

Sonnenschein und Temperaturen von über 20 Grad plus: Besser hätte der Tag der Aussaat nicht sein können. Rudolf Mönikes freut sich, dass es jetzt endlich soweit ist. Gemeinsam mit Winfried Türk hat er zuvor die Aussaatfläche festgelegt, und auch den fünf Meter breiten grünen Saum, der das Feld an drei Seiten umgeben und den Insekten als Überwinterungsmöglichkeit und Eiablage dienen soll. „An zwei Ecken wollen wir noch Steine aufschichten, die den Insekten und Kriechtieren ebenfalls als Unterschlupf dienen", führt Türk an.

Fein gekörnt ist das Saatgut, das Hermann Langsch in seiner Hand hält. Die zertifizierte Blumenwiese-Mischung und den Füllstoff hat Diplom-Ingenieurin (FH) Sabrina Laufenburg mitgebracht. - © Helga Krooß
Fein gekörnt ist das Saatgut, das Hermann Langsch in seiner Hand hält. Die zertifizierte Blumenwiese-Mischung und den Füllstoff hat Diplom-Ingenieurin (FH) Sabrina Laufenburg mitgebracht. | © Helga Krooß

Er ist Professor im Fachgebiet Vegetationskunde an der Technischen Hochschule OWL und berät gemeinsam mit Diplom-Ingenieurin (FH) Sabrina Laufenburg die Brakeler Naturfreunde bei ihrem Projekt. „Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit und haben uns daher für eine mehrjährige Saatmischung entschieden, die über den Winter bestehen bleibt", erklärt der Professor.

Artenvielfalt und Blütenvielfalt entwickeln sich im zweiten Jahr

Die Artenvielfalt und somit auch die Blütenvielfalt entwickele sich erst im zweiten Jahr richtig. Eine Hummel beispielsweise brauche das ganze Jahr über etwas zu fressen, führt er fort. Aber leider gebe es immer längere Perioden, in denen sie nichts mehr finde. Wie Türk berichtet, nutzen verschiedene Arten der Insekten die einjährigen Ackerwildkräuter, die sogenannten Archäophyten, da sie sonst noch nicht viele Pollen und Nektar finden.

Als Archäophyten werden die Pflanzenarten bezeichnet, die durch den Menschen in ein neues Gebiet gebracht wurden und sich seitdem selbstständig fortpflanzen. Sie sind also uralte Begleiter der Ackerbauern, die immer wieder mit den Samen der Kulturpflanzen ausgesät wurden.

Für die Blumenwiese zertifizierte Saatmischung

Die für die Blumenwiese zertifizierte Saatmischung nebst mineralischem Füllstoff hat Sabrina Laufenburg mitgebracht. Sie ist beim Garten- und Landschaftsbau Pamme in Brenkhausen tätig. Die Firma ist auch Anbauer für heimisches Saatgut. Auf etwa 60 Prozent der Fläche wird nun das Saatgut aus regionalen Blumenwiesen ausgesät. Die Arbeit übernimmt Hermann Langsch, der Bruder von Landwirt Grawe.

Nach dem Auflockern des Bodens mit der Kreiselegge, werden eineinhalb Kilogramm feine Saat mit einem Füllstoff gemischt und auf dem Feld verteilt. Abschließend wird das Saatgut angewalzt. Nach sechs bis acht Wochen zeigen sich dann die ersten Wildblumen. Die Samen werden natürlich wieder gesammelt und ausgesät. „Das bedeutet, dass wir mehrjährig planen und somit für das Jahr 2021 wieder Paten für dieses Projekt begeistern möchten. Interessierte können daher schon jetzt eine Parzelle über das Internet reservieren", macht Mönikes Werbung für das Brakeler Projekt.

Geplant ist auch eine Anschlagtafel, die aufzeigt, welche Blumen und Kräuter auf dem Feld wachsen. Schüler des Brakeler Kolping-Berufs-Bildungswerkes haben diese bereits angefertigt. Aufgestellt werden kann die Tafel aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Weitere Infos unter: www.annenbiene.de