Borgentreicher Dorf empfängt Gäste aus Taiwan: Fernost zu Gast in der Börde

Borgentreich-Lütgeneder. &bdquo;Sehr schön!“: Ostwestfälisch-sachlich und gelassen kommentierte Lütgeneders Ortsvorsteher Peter Wille die Anfrage aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Besuch aus Fernost wollte sich Anfang November ankündigen. Eine große Delegation aus Taiwan. Und das alles wegen eines Dorfwettbewerbs, in dem die 400 Einwohner zählende Kommune in der Börde erfolgreich war. Das sorgt für Überlegungen hinsichtlich internationaler Konflikte, an die man am Desenberg nie und nimmer mal gedacht hätte. Doch fangen wir mal vorn an: Lütgeneder machte im September 2022 beim Kreiswettbewerb &bdquo;Unser Dorf hat Zukunft“ mit. Gewann und vertrat den Kreis auf Landesebene. Gewann und durfte mit einer Abordnung im Januar nach Berlin zum bundesweiten Treffen der Sieger während der Grünen Woche, wo es die Auszeichnung Silber erhielt – eines von 22 bundesweiten Dörfern auf dem Treppchen. Das machte stolz. Dann zog die Sache Kreise, Lütgeneder bekam Anfragen als Best-Practice-Beispiel vom NRW-Landwirtschaftsministerium für eine Online-Veranstaltung. &bdquo;Damit hatten wir schon nicht gerechnet“, sagt Peter Wille. &bdquo;Man wollte gern unsere Meinung hören, praktische Tipps bekommen, zum Beispiel dazu, wie wir beim Wettbewerb vorgegangen sind.“ Er spricht von der Anerkennung als Motivation: &bdquo;Wir sind nicht vergessen worden.“ Dann Ende September/Anfang Oktober die E-Mail aus Berlin. Eine Gruppe aus Taiwan, aus dem dortigen Landwirtschaftministerium, von der Universität und aus dem Siegerdorf in einem ähnlichen Dorf-Zukunftswettbewerb wollte Lütgeneder kennenlernen. Eventuell sogar der Vize-Landwirtschaftsminister. Peter Wille informierte über die Dorfapp, seine Tochter Laura übernahm die Kommunikation. Tenor: &bdquo;Wir kriegen das hin.“ Und nach einigen E-Mails hin und her steht nun fest: 32 Taiwanesen werden am Donnerstag, 7. November, von 13 bis 16 Uhr das Dorf in der Börde besuchen. Eine Delegation, die sich in Lütgeneder über die Entwicklung des ländlichen Raums informieren will. Darf man den Gästen Lütgenederer Eierlikör schenken? Neben den Gedanken, was können wir ihnen zeigen, beschäftigte sich der Ortsvorsteher plötzlich mit der Frage: Gibt es in der Region Firmen aus China, die man eventuell mit dem Empfang der Gäste aus Fernost auf die Füße treten könnte? &bdquo;Neben den kulturellen Fragen, ob wir ihnen wohl den typischen Lütgeneder Eierlikör schenken können, stellten sich auch politische“, erinnert er sich. Aber: Alles geklärt, Bürgermeister, Landrat und Kreisheimatpfleger sind eingeladen. Und nun? Gedanken machen über das Programm. Schließlich kommt zwar ein Dolmetscher mit – aber peinliche Stille beim Kaffeetrinken, das wollte man dann doch vermeiden. Und: Anders als die Bewertungskommissionen im deutschen Wettbewerb haben die Gäste aus Taiwan Zeit mitgebracht. Weshalb nach der Begrüßung ein Überblick über den Ort als Präsentation in der Halle geplant ist. &bdquo;Danach machen wir eine Runde durchs Dorf“, erklärt Wille. Und danach hätten sich die Gäste eine typische Kaffee-und-Kuchen-Tafel gewünscht. Der Schwiegersohn in spe ist zufällig gerade beruflich in Taiwan &bdquo;Internationalen Austausch fördern“, darunter fasst Wille das alles zusammen. Und weil ein Klönen beim Kaffee aufgrund der Sprache schwierig werden könnte, wurde auch für Programm gesorgt: mit einer Vorführung der Jazzdance-Gruppe während des Kaffeetrinkens. Zudem – wie passend – ist Schwiegersohn in spe, Chris, derzeit beruflich mit der Firma gerade in Taiwan und soll von dort zugeschaltet werden. Ein Beispiel für die Digitalisierung der Arbeitswelt, sagt Wille. Dass das, was bei einem Kreiswettbewerb begonnen hatte, mal so große Kreise ziehen wird, daran hat er nicht, sagt er. Und ist stolz auf das, was die Menschen in Lütgeneder geleistet haben und noch weiter leisten. Das soziale Miteinander, das sei das große Plus, mit dem der Ort auch bei den Gästen aus Taiwan punkten könne, sagt er. Und er verweist auf Spieleabende, die Menschen von 7 bis 80 Jahren anziehen, einen Fotowettbewerb, bei dem regelmäßig online das Foto des Monats gekürt wird, den neuen Treffpunkt an der &bdquo;Rast am Radweg“, wo im Sommer so viele Radler wie nie zuvor &bdquo;die Füße in den kalten Pool gehalten haben“. Gelassen und mit der Erfahrung der vergangenen Wettbewerbe wolle man als Team Lütgeneder nun auch Fernost in der Börde begrüßen.

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