Neue Rettungswache im Kreis Höxter: Am Ende ist es teurer als gedacht

Borgentreich/Kreis Höxter. Im März wurde der Spatenstich gesetzt. Jetzt übergab Landrat Michael Stickeln die Schlüssel der neuen Rettungswache im Industriegebiet Spiegelberg bei Natzungen an die Verantwortlichen. &bdquo;Eine Interims-Wache“, wie er betonte. In einem Jahr wird sich entscheiden, ob aus dem Probebetrieb der Notfallrettung im Süden des Kreises Höxter ein dauerhafter wird. Die Herausforderung im ländlichen Raum ist die Fläche. In 90 Prozent aller Einsätze müssen es die Sanitäter innerhalb von zwölf Minuten bis zum Patienten schaffen. So hat das Land Nordrhein-Westfalen die sogenannte Hilfsfrist definiert. Im Kreis Höxter war in einer Untersuchung der rettungsdienstlichen Struktur allerdings herausgefunden worden, dass diese Vorgabe nur in 85,3 Prozent der Fälle eingehalten wird. Als Träger des Rettungsdienstes versorge der Kreis Höxter &bdquo; mehr als 143.000 Einwohner auf einem Gebiet von 1.200 Quadratkilometern rettungsdienstlich“, hielt Stickeln fest. Zehn Städte und 124 Ortschaften bedeuten da auch lange Wege. Zudem habe sich in den vergangenen 25 Jahren die Anzahl der Einsätze massiv erhöht. Habe das Einsatzaufkommen in den letzen Jahren vor der Jahrtausendwende noch bei rund 15.000 Fahrten im Schnitt gelegen, so sei deren Zahl für das vergangene Jahr um annähernd das Doppelte auf 28.000 Fahrten gestiegen. Rettungsdienst: Rund 28.000 Fahrten pro Jahr Um die rettungsdienstliche Versorgung in der Region weiter zu verbessern, seien die Kapazitäten systematisch ausgebaut worden, schilderte der Landrat. Innerhalb weniger Jahre seien in Beverungen, Peckelsheim, Warburg, Bad Driburg und Brakel fünf neue Rettungswachen in Betrieb genommen worden. Und eine weitere Wache in Steinheim sei derzeit in der Planungsphase. Im Februar war in Brakel auch die Rettungsdienstzentrale in Betrieb gegangen. &bdquo;Ein großer Schritt nach vorn“, bewertete Stickeln. Die Zentrale verfüge über großzügige Lagermöglichkeiten, die einen Materialeinkauf &bdquo;in größeren Mengen zu günstigeren Konditionen“ ermöglichten. Die Räumlichkeiten böten zudem optimalen Platz für Schulungen in der Aus- und Fortbildung. Einsatzorte im Südkreis schneller erreichen In der Folge der von den Gutachtern vorgestellten Studie wollte der Kreis Höxter den Rettungsdienst im südlichen Kreisgebiet weiter verbessern und plante in Borgholz eine Container-Wache. Damit sollten die Rettungskräfte Einsatzorte im Südkreis schneller erreichen. Und es sollte schnell gehen, nachdem im Juni 2022 der neue Rettungsdienstbedarfsplan von den Fraktionen des Kreistages beschlossen worden war. Die Auslagerung eines Rettungswagens an eine Außenstelle im Raum Borgentreich sollte die Hilfsfrist verbessern. Organisatorisch sollte die Außenstelle der Rettungswache Beverungen zugeordnet werden, einer der beiden dort stationierten Rettungswagen sollte dauerhaft an der vorgesehenen Borgholzer Wache stehen. Entstehen sollte die Wache an der B 241 im Borgentreicher Gewerbegebiet Am Spiegelberg. Im Kreistag sprach man von Kosten in Höhe von rund 450.000 Euro. Eine vollwertige Container-Wache Jetzt steht die Wache auf dem Firmengelände der Reposa-Möbelwerke. Rund 700 Quadratmeter des Werksgeländes bei Natzungen hatten Franz-Josef Decker und Andreas Decker, Eigentümer und Geschäftsführer der Möbelwerke Decker, zur Verfügung gestellt. Entstanden ist unter der Leitung des Warburger Architekten Andreas Kropp ein Funktionsbau in Modulbauweise. 250 Quadratmeter Fläche mit Fahrzeughalle, Büro, Aufenthaltsraum, zwei Ruheräumen, Sanitäranlagen und ein Materiallager, mit Schleusen für die Schwarz-Weiß-Trennung der Kleidung. Die beim Spatenstich angekündigten Kosten: rund 700.000 Euro. Angesichts explodierender Preise in der Baubranche &bdquo;relativ niedrig“, bemerkte der Landrat. Die Nebenstelle zur Rettungswache Beverungen: Mit der Stationierung eines Rettungswagens am Hesena-Seniorenzentrum in der Borgentreicher Kernstadt als Zwischenlösung sei seit dem letzten Sommer die Personaldecke aufgebaut worden, erklärt Thomas Krämer, Abteilungsleiter Rettungsdienst in der Kreisverwaltung. Für die Dienstbereitschaft rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. &bdquo;Eine vollwertige Container-Wache“, bilanzierte Stickeln bei der Einweihung am Mittwoch. Deren Standort dem Bedarfsplan für den Kreis Höxter entspreche und die Notfallversorgung in der Bördegemeinde verbessere. Pater Thomas Wunram von der Notfallseelsorge weihte mit dem Segen für die Menschen, die in der neuen Rettungswache ihren Dienst versehen werden, den Komplex ein.

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