Ausländische Arbeitskräfte im Kreis Höxter: „Fakau ist wie ein Sechser im Lotto“

Kreis Höxter/Borgentreich. In vielen ländlichen Gebieten haben Unternehmen Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Die Dachdeckerfirma Nübel ist da keine Ausnahme. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer Michael Nübel (43) und seinem Bruder Gabriel Nübel (34) erfahren erzählen sie von den Herausforderungen, mit denen das Unternehmen konfrontiert ist, insbesondere bei der Einstellung von Mitarbeitern aus dem Ausland. Und sie erzählen auch die Geschichte eines Mannes aus Ghana, der trotz bürokratischer Hürden ein wertvoller Mitarbeiter geworden ist. Dabei geben sie einen Einblick in die Realität der Rekrutierung in ländlichen Regionen und die Bemühungen der Unternehmen, damit umzugehen. Seit Jahren kämpft die Dachdeckerfirma Nübel mit dem Problem des Fachkräftemangels. &bdquo;Es gibt wenige junge Leute, die Handwerkerberufe erlernen wollen“, erklärt Michael Nübel. &bdquo;Viele entscheiden sich stattdessen für ein Studium, obwohl das Handwerk eine tolle Sache ist. Man kann viel lernen, etwas Handfestes schaffen – und der Verdienst ist auch nicht schlecht.“ Um dem entgegenzuwirken, besucht die Firma verschiedene Berufsmessen, um Überzeugungsarbeit zu leisten und Jugendliche für den Beruf des Dachdeckers zu begeistern und zu gewinnen. &bdquo;Das alles noch nebenbei geht nicht“ &bdquo;Nach zwei Jahren aktiver Suche haben wir wieder einen jungen Mann, der sich für eine Ausbildung ab August 2024 bei uns angemeldet hat“, freut sich Michael Nübel. &bdquo;Dabei hat uns das Projekt ,Betrieb trifft Schule’ der Sekundarschule Warburg mit Standort in Borgentreich geholfen.“ Die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern führte die Firma auch zu einer Idee, ausländische Mitarbeiter zu suchen. &bdquo;Die Qualifikationen, die diese Bewerber mit sich bringen, reichen manchmal für die Handwerkerberufe in Deutschland nicht aus“, erklären die Brüder Nübel. Und nicht jede Firma sei gewillt und habe Geduld, die zusätzliche Arbeit zu leisten, um die ausländischen Mitarbeiter zu qualifizieren und zu integrieren. &bdquo;Das alles noch nebenbei geht nicht“, sagen die beiden Dachdeckermeister. &bdquo;Wir bekommen Aufträge, und die Arbeit muss gut und zeitnah erledigt werden.“ Manchmal sind Zufälle ein Glücksbringer Manchmal sind Zufälle ein Glücksbringer. &bdquo;Ich habe mit einem Bekannten gesprochen, der Fakau Abdul aus dem Asylbewerberheim kannte. Er hat nur in Superlativen über ihn gesprochen. Fakau hat im Flüchtlingsheim dem Hausmeister Hilfe geleistet. Zuerst ehrenamtlich, weil er einfach etwas tun wollte, danach für 50 Cent die Stunde, die ihm das Sozialamt bezahlen konnte. Ein fleißiger, netter junger Mann, der unbedingt arbeiten möchte: Das stellten wir nach dem Kennenlernen fest und entschlossen uns, ihm dabei zu helfen.“ Vor vier Jahren wagten sie diesen Schritt und stellten einen Mitarbeiter aus Ghana ein, der sich in Deutschland ohne klare Zukunftsperspektive befand. Anfangs war die Situation schwierig. &bdquo;Die Sprachbarriere war doch problematischer, als wir anfangs dachten“, sagten Brüder Nübel, aber auch Fakau Abdul selbst. &bdquo;Dazu kamen zig Behördengänge, die zwar unsere Mutter mit ihm machte, trotzdem gestalte sich alles aussichtslos.“ &bdquo;Seine Hingabe und sein Engagement sind unübertroffen“ &bdquo;Heute sage ich, dass er wie ein Sechser im Lotto war“, sagt Michael Nübel rückblickend mit einem Lachen. &bdquo;Unser Mitarbeiter aus Ghana hat sich als herausragender Mitarbeiter erwiesen. Er ist der Erste, der einspringt, wenn etwas zu tun ist. Seine Hingabe und sein Engagement sind unübertroffen.“ Trotz seines Wertes für die Firma steht der junge Mann aus Ghana vor bürokratischen Hürden im Zusammenhang mit seinem Aufenthaltsrecht in Deutschland. Die bleibende Perspektive für ihn beschränkt sich derzeit darauf, in der Firma zu arbeiten, für seinen Unterhalt selbst sorgen, ohne staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen. Eine Ausbildung aufgrund mangelnder formaler Qualifikationen und rechtlicher Einschränkungen ist für Fakau Abdul nicht so einfach möglich. Aber sein Wert für die Gemeinschaft gehe weit über seine Arbeitsleistung hinaus. Es habe sich gelohnt, sich für ihn anzustrengen &bdquo;Fakau ist unser Glück“, betont Nübel. &bdquo;Er ist auch ein integraler Teil der Dorfgemeinschaft in geworden. In Dalhausen kennt ihn jeder und schätzt ihn als tollen Typen, der sich sehr gut integriert hat.“ Es habe sich gelohnt, sich für ihn anzustrengen, ihm zu helfen und ihn immer wieder zu unterstützen. Mit viel Geduld und Begleitung bei Behördengängen, die ohne Unterstützung für ihn nicht möglich wären, hat die Dachdeckerfirma Nübel nicht nur einen wertvollen Mitarbeiter gewonnen, sondern auch einen geschätzten Teil der Gemeinschaft geschaffen. Und: Es gibt Hoffnung auf eine dauerhafte Perspektive in Deutschland. Mit dem neuen Gesetz besteht die Möglichkeit für ihn, eine Bleibeperspektive zu bekommen, wenn er alle Anforderungen erfüllt. Man hofft, dass die Behörden und Institutionen, die an der Integration und Anbindung ausländischer Kräfte beteiligt sind, anstatt Hindernisse nun lösungsorientierte Ansätze anwenden könnten, um vor allem dem Handwerk in Deutschland zu helfen. Und den Menschen ohne Perspektive auf Aufenthalt in Deutschland, aber auch ohne Möglichkeit, zurück zu ihren Heimatländern zu gehen, Arbeit zu ermöglichen, sagen sie.

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