Grundschulbau in Borgentreich: Astronomische Kostenexplosion

Borgentreich. Die Kuh ist vom Eis: Die katholische Grundschule der Orgelstadt Borgentreich wird von einer dreizügigen Schule zur Vierzügigkeit erweitert. Das hat der Rat mit einer 13 zu 10-Mehrheit aus CDU und unabhängiger Wählergemeinschaft gegen die Stimmen von SPD, Grüne und FDP beschlossen. Gleichzeitig werden die Räumlichkeiten für den offenen Ganztag erweitert. &bdquo;Schulpolitisch befinden wir uns im Übergang von der offenen, freiwilligen Ganztagsbetreuung hin zu einem gebundenen Ganztagsunterricht, wo auch am Nachmittag nicht nur ein bisschen Spielzeit und Hausaufgaben stattfinden, sondern der auch immer mehr Relevanz für das Unterrichtsprofil der Schule bekommt", sagte die designierte Schulleiterin Regina Thesing, die ab August die Nachfolge von Marlies Müller antreten wird, aber bereits in die Planungen eingebunden ist. Was gleichzeitig auch so interpretiert werden kann, dass man eine Schule gar nicht zu klein bauen kann. Egal wie groß man baut, irgendwann braucht man die Räumlichkeiten auf jeden Fall. Jährliche Schulpauschale von 300.000 Euro mitnehmen Das liegt durchaus auch im Interesse des Planers. Das ist der Borgentreicher Architekt Alexander Otto, in Personalunion auch CDU-Fraktionsvorsitzender. In der Ratssitzung nahm er aus Befangenheitsgründen deshalb auch weder an der Diskussion noch an der Abstimmung teil. Bei der Schulerweiterung geht es dabei um einen Großauftrag im zweistelligen Millionenbereich. Liest man nur die Zahl, könnte man denken, in Borgentreich wird eine neue gigantische Grundschule errichtet. Dabei ist es nur eine Erweiterung. Die allerdings schlägt mit knapp zwölf Millionen Euro zu Buche. Für so eine kleine Kommune wie Borgentreich ist das ein mächtiger Schluck aus der Pulle. &bdquo;Das ist nichts, was man in einem Zug stemmen könnte, sondern das sich nur in einzelnen Schritten bis zum Jahr 2030 nach und nach umsetzen lässt", betonte Bürgermeister Nicolas Aisch. Es wären also auf zehn Jahre gerechnet, jedes Jahr rund 1,2 Millionen Euro zu investieren. Das halten CDU, UWB und auch Kämmerer Christof Derenthal für machbar. &bdquo;Wir können auch unsere jährliche Schulpauschale von 300.000 Euro, die wir vom Land bekommen, dafür aufwenden", ergänzte Schulfachbereichsleiter Rolf Husemann. Erweiterung als eine große Mogelpackung Für die Opposition ist die Zwölf-Millionen-Euro-Erweiterung eine große Mogelpackung. Bereits die Begründung der Vierzügigkeit beruhe auf einem Rechentrick: &bdquo;Bislang war es allgemeiner Konsens, dass viele Eltern aus Borgholz ihre Kinder auf die Grundschule in Dalhausen schicken. Ich sehe keinen Grund, dass man nun plötzlich davon abweichen muss", sagte SPD-Ratsvertreter Hubertus Eikenberg. Tatsächlich ist es seit Generationen üblich, Kinder aus Borgholz die Beverunger Grundschule in Dalhausen besuchen zu lassen. Dalhausen ist nur halb so weit entfernt wie Borgentreich. &bdquo;Trotzdem können wir nicht so tun, als würde Borgholz nicht zu Borgentreich gehören. Wenn Eltern aus Borgholz entscheiden, ihre Kinder auf die Grundschule in Borgentreich zu schicken, müssen wir das ermöglichen können", so Husemann. Eine sichere Vierzügigkeit ist aber dann nicht gegeben. Noch nicht einmal, wenn man wie hier Jahrgangswiederholer erneut als Schulanfänger rechnet, obwohl sie ja dann bei der Schülerzahl des zweiten Schuljahres abgezogen werden müssen. Für eine sichere Vierzügigkeit braucht es 82 Kinder in einem Jahrgang. Schulpolitisch kommt es bei der Berechnung der Klassenzügigkeit auf die Einschulungszahlen an. In Borgentreich ist die rechnerische Vierzügigkeit nur zu den geraden Schulanfangsjahren in 2022, 2024 und 2026 gegeben. In diesem Jahr sowie in den Jahren 2023 und 2025 aber nicht. Für die Opposition heißt das, dass es auch keinen zwingenden Grund gibt, zwölf Millionen Euro für einen durchgängige Vierzügigkeit aufzuwenden. &bdquo;Unser Vorschlag besteht darin, dass wir es bei der grundsätzlichen Dreizügigkeit belassen, aber jeweils einen zusätzlichen Raum schaffen, der bei Bedarf je nach dem als Klassenraum oder als Betreuungsraum für den offenen Ganztag genutzt werden kann", sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Wille. &bdquo;Wenn das Land einen gebundenen Ganztag vorschreibt, wird es für die Umsetzung auch Fördermittel geben. Dann ist der Zeitpunkt, entsprechende Erweiterungen vorzunehmen", sagte Grünen-Ratsvertreter Lorenz Sökefeld. SPD-Ratsvertreter Hubertus Eikenberg kritisierte deutlich eine intransparent am Rat vorbei geführte astronomische Kostenexplosion. &bdquo;Bis vor wenigen Tagen war ich im Glauben, dass es um ein Investitionsvolumen von fünf Millionen Euro geht. Dass wir inzwischen über mehr als das Doppelte reden, ist vorher mit keinem Wort diskutiert worden, sondern wird uns hier einfach mal so eben mit der Beschlussvorlage auf den Tisch geknallt", machte Eikenberg seinem Unmut über das gesamte Verfahren Luft. Bau eines 571 Quadratmeter großen Anbaus Fakt ist aber auch, dass die Grundschule Borgentreich vor allem in ihren Möglichkeiten bei der Betreuung außerhalb der Unterrichtszeiten schon jetzt aus allen Nähten platzt. &bdquo;Wir nutzen derzeit sogar bereits Räumlichkeiten der Sekundarschule, die wir aber nicht ewig in Beschlag nehmen können, sondern möglichst bald zurückgeben sollten", machte die stellvertretende Schulleiterin Martina Wolf das Raumproblem deutlich. Gemäß dem Ratsbeschluss ist nun zunächst der Bau eines 571 Quadratmeter großen Anbaus zur Erweiterung des Gebäudetrakts 1 des Schulkomplexes vorgesehen. Dieses Gebäude könnte dann direkt als vierzügiges Jahrgangshaus genutzt werden, wenn zum Schuljahresbeginn 2022 erstmals mit bis zu 89 Schulanfängern gerechnet wird. Die Kosten hierfür betragen 2,3 Millionen Euro. Über die nachfolgenden Erweiterungsvorhaben in den anderen Jahrgangshäusern soll dann zu gegebener Zeit entschieden werden.

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