Neues Kleid fürs älteste Borgentreicher Gemäuer

Borgentreich. Das Gebäude an der Straße Zur Specke mit dem mächtig steil aufragenden Dach und dem Treppenturm im Norden ist das älteste Haus in der Orgelstadt. Seine Ursprünge gehen auf das regionale klösterliche Leben im Spätmittelalter zurück. Doch sind zwischen den Blöcken des Wesersandsteins die Fugen arg beschädigt, auch einzelnen Steine hat die Witterung zugesetzt. Jetzt soll die Fassade saniert und verputzt werden. 310.000 Euro wird das neue Kleid des alten Gebäudes kosten. Die Hälfte der Kosten übernimmt das Land: &bdquo;Zuschüsse aus dem Denkmal-Förderprogramm des NRW-Heimatministeriums", erklärt Bürgermeister Nicolas Aisch. Erstmals taucht 1313 das Steinerne Haus in einer Urkunde auf Ein traditionsreiches und beliebtes Haus, bemerkt der Rathaus-Chef. Zehntscheune, Wohnsitz, Keller- und Lagerraum, Stadtschule. Zuletzt zog die Landschaftsstation des Kreises ein. Zur Haushistorie sind nur einige Eckpunkte bekannt. Urkunden und weitere Quellen, die detailliert Auskunft geben könnten, fielen den mannigfachen Stadtbränden im Laufe der Jahrhunderte zum Opfer. Das Gebäude wurde im frühen 14. Jahrhundert auf den Resten eines älteren Baus errichtet. Erstmals taucht das Steinerne Haus 1313 in einer Urkunde auf. Denkmalexperten schätzen den Kern aber älter. Der Keller, der älteste profane Gewölbekeller in der Region, datieren sie in das späte 12. Jahrhundert. 1406 fällt der Hof mit dem einzigen Steingebäude im Ort in die Hand der Hardehausener Zisterziensermönche und wird zum Hauptgebäude ihres Klosterhofs in Borgentreich. Im Erdgeschoss wohnte der Verwalter, die oberen Geschosse und der Dachboden dienten als Speicher, in denen Getreide, Obst und Heu gelagert wurden. Das Zehntel der Ernte, das die Bauern in Borgentreich ihnen als Steuer zahlen mussten. Nach dem Erwerb der Zehntrechte kommt auf dem Areal wohl noch eine Zehntscheune hinzu. Auch Äbte wohnten im Haus Später nahmen aber auch Äbte und ehemalige Äbte im Haus ihren Wohnsitz und verlangten mehr Komfort. Davon zeugt ein reich dekorierter Kaminsims, dessen Inschrift auf einen Umbau im Jahr 1603 hinweist, und heute in der Ostfassade über dem Haupteingang aus dem 19. Jahrhundert prangt. Wie bei Klosterhöfen üblich, befand sich dagegen der ursprüngliche Hauseingang auf der Hofseite. Nach einem Brand waren ein gutes Jahrhundert zuvor Holzdecken und Dachkonstruktion erneuert worden. Eine dendrochronologische Datierung weist das Jahr 1504 nach. 1803 übernahm der preußische Staat das Steinerne Haus, 1848 erwarb es die Stadt. Bis 1920 diente es als Lagerhaus, dann wurde bis 1952 aus dem Gebäude die höhere Stadtschule. Die Geschossdecken wurden höher gesetzt und in die Außenwände neue Fenster eingefügt. Später einige Jahre als Wohnung genutzt, stand das Steinerne Haus schließlich bis zur Jahrtausendwende rund drei Jahrzehnte lang leer. "Irgendwann mal verputzt" &bdquo;Fast alle Natursteingebäude waren irgendwann mal verputzt", sagt Warburger Architekt Lothar Beltz, der die Sanierung begleitet. Naturstein sei einst das billigste Baumaterial gewesen. Das wollte man sicht sehen. Der Putz, &bdquo;abgeregnet, abgesandet, verflüchtigte sich im Lauf der Zeiten". Daher der Name Opferputz. In drei Schritten soll er nun wieder neu aufgetragen werden. Der Vorsatz füllt grobe Unregelmäßigkeiten aus, die Oberfläche des eigentlichen Putzes wird nicht geglättet, sondern mit Leinenlappen abgerieben. Diese &bdquo;zweite Hülle", so Beltz, schütze den Stein vor Witterungseinflüssen und Salzen und biete ein Licht-Schatten-Spiel dem Fassenbild folgend. Welche Farbe der alte Putz früher einmal hatte, &bdquo;können wir nur vermuten", sagt Beltz. Dabei käme es auf den Sand an, der verwendet worden sei. &bdquo;Vielleicht entsprechend dem Fugenmörtel." Der neue bis auf die Ecksteine, Tür- und Fenstereinfassungen: &bdquo;Ein helles und kleinbisschen cremiges Grau", sagt Beltz. Im Mai wird eingerüstet Im Mai wird eingerüstet: Vom Gerüst aus sei eine Bestandsaufnahme der Schäden genauer, sagt Beltz. Mit der Ausführung, für die zunächst vier Monate vorgesehen sind, soll auf der Grundlage der ermittelnden Schäden im Sommer begonnen werden. Ausgenommen wird die Westfassade. Sie war vor gut 18 Jahren saniert worden. Die teilweise noch mittelalterlichen Gewände der Fenster waren konservierend behandelt und nur die besonders geschädigte Westseite unter Putz gelegt worden.

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