
Borgentreich. Die Stadt Borgentreich hat den Skatern des Vereins Rollkultur den Flüchtlings-Container an der Keggenriede als neue Räumlichkeit zur Verfügung gestellt. „Vorher hatte sich dessen Nutzung aufgrund der Belegung noch nicht angeboten, jetzt aber glaube ich, dass wir dem Verein damit eine gute Unterbringung geben können", sagt Borgentreichs Bürgermeister Rainer Rauch.
Seitdem sind die Mitglieder von Rollkultur dort fleißig am Bohren, Sägen und Schrauben. Viele packen mit an, damit sie in ihrem neuen Domizil möglichst schnell wieder das machen können, was ihnen am Liebsten ist: Billard spielen, Tisch-Kickern, Siebdrucken, Musik machen und vor allem Skaten.
Der Verein zersplitterte nach Auszug aus der Alten Molkerei
Nachdem der Verein im März 2017 aus dem Gebäude der ehemaligen Molkerei am Heidemühlenweg ausziehen musste, weil das Gebäude baufällig geworden war, suchte er nach einer guten Alternative und auch die Stadt Borgentreich habe laut Rauch die Augen nach einer geeigneten Alternative offen gehalten. Fündig geworden waren sie in der Zwischenzeit aber nur bedingt. Und so musste der Verein ungünstige Abstriche hinnehmen. Die Bands des Vereins hatten ihre Proberäume in den Willebadessener Orten Niesen und Eissen. Die anderen Jugendlichen konnten sich zwar vorübergehend in einer Scheune zum Billard spielen treffen, doch ein geeigneter Platz für eine Indoor-Rampe zum Skaten fehlte.
„Ein Jahr lang hatten wir jetzt nichts", erklärt Dirk Lücke, Mitglied des Vereins und Architekt aus Borgentreich. Die älteren Mitglieder seien in der Zeit auf einen Skaterpark in Kassel ausgewichen, doch für die jüngeren Skater ab sechs Jahren sei das keine geeignete Option gewesen. „Die waren da außen vor, auch wegen der Entfernung. Die Fahrten zu dem Skaterpark waren zudem immer Donnerstagabend und mit An- und Abreise wäre das für diejenigen, die am nächsten Tag Schule gehabt hätten, zu spät geworden." Für den Siebdruck und das Produzieren von Merchandise-Produkten der Bands stellte Lücke einen Raum seines Architekturbüros zur Verfügung.
Rollkultur soll wieder an einem Ort zusammengeführt werden
In dem neuen Vereinsheim an der Keggenriede sollen die derzeit noch zerstreuten Teilbereiche jetzt wieder an einem Ort zusammengeführt werden. Dafür wurden in den vergangenen Wochen bereits Wände, Leitungen und Küchen aus den Flüchtlingszimmern rausgerissen, die Wände wurden gestrichen und eine große Holzrampe eingebaut. Einige Flüchtlinge wohnen noch in dem Container und sind laut Lücke für die Abwechslung und den sozialen Kontakt sehr dankbar. Der eine oder andere, wie Hadj Awad, hilft bei den Baumaßnahmen sogar gerne mit. „Perspektivisch sollen die dort noch wohnenden Flüchtlinge woanders untergebracht werden", sagt Rauch.
Dirk Lücke ist mit der neuen Bleibe sehr zufrieden. „Vorher hatten wir kein fließendes Wasser oder eine Heizung, hier können wir gerade im T-Shirt arbeiten und der Container hat eine super Dämmung", erklärt er. Als nächstes sollen die Küche mit einer Theke, die Billard-Tische und Proberäume folgen. „Jetzt, wo wir wieder feste Vereinsräumlichkeiten haben, können wir außerdem auf finanzielle Mittel aus staatlichen Töpfen hoffen, die wir brauchen."
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