Prominenter Fan aus dem Kreis Höxter arbeitet die OWL-Fußball-Historie auf

Beverungen. Die Tabelle. Sie ist der wöchentliche Faktencheck im Teamsport. Egal, ob Bundesliga oder Kreisliga. Wer ist im Soll, welches Team hat eine Schwächephase, welche Mannschaft hat die wenigsten Niederlagen kassiert? Die Tabelle liefert die quantifizierten Daten, um über den Sieger eines Wettbewerbs zu entscheiden. Das ist heute so – die neue Spielzeit beginnt gerade – und das war vor 100 Jahren so. Doch im Jahr 1925 dauerte es seine Zeit, bis eine Fußballtabelle einer regionalen Liga überhaupt veröffentlicht war. Wenn sie denn überhaupt veröffentlicht wurde. Eine verlässliche Archivierung gab es auch nicht. Diese Ergebnislücke wollte der Beverunger Hubertus Grimm schließen und begann mit einer umfassenden Recherchearbeit. Schnell war er elektrisiert von der Statistiksuche. Er durchstöberte Zeitungsarchiv um Zeitungsarchiv, setzte Ergebnispuzzle für Ergebnispuzzle zusammen und rekonstruierte die Tabellen bis zur untersten Spielklasse. Doch nicht nur das. Die Detektivarbeit ließ ihn nicht mehr los. Denn mit jeder umgeblätterten Seite kamen Anekdoten und Informationen zu den Organisationsstrukturen im Fußball hinzu. So hatte Grimm letztendlich ein umfassendes Bild rekonstruiert, wie sich der Fußball in Ostwestfalen Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte und organisierte. Und so entstand das Buch: &bdquo;Als der Fußball noch in den Kinderschuhen steckte. . . Fußball in OWL zwischen 1918 und 1945“. Fußball spiegelt gesellschaftliche Zerrissenheit wieder Hubertus Grimm nimmt die Leser dabei mit auf eine lebendige Zeitreise in die Weimarer Republik bis in die Jahre des Zweiten Weltkrieges. Das Fußballbuch zeigt exemplarisch, dass das heutige Ostwestfalen in der Weimarer Republik von unterschiedlichen &bdquo;sozialmoralischen Milieus“ geprägt war. &bdquo;Der Fußball spiegelt in dieser Zeit die Zerrissenheit der Bevölkerung wider“, sagt der Fußballfan, der von 1992 bis 2007 Vorsitzender des damaligen VfB Beverungen war. &bdquo;Nicht zuletzt auch durch diese Sportverbände wurde die Spaltung zementiert.“ Lesen Sie auch: &bdquo;Platz zur rechten Zeit freigeben“: Beverungens Bürgermeister kandidiert nicht erneut Es gab ein Verbandswirrwarr, wie es Sportfans heute eher von den Box-Weltverbänden kennen. In der Weimarer Republik ermittelten der Deutsche Fußball-Bund, der Arbeiter-Turn- und Sportbund (1920 bis 1932), der Deutsche Turner-Bund (1925 bis 1930), die Deutsche Jugendkraft (vier Meisterschaften zwischen 1921 und 1932) und die Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit (1931 bis 1932) ihren Deutschen Meister. Ein Verbandsgeflecht was sich schließlich auch bis in die untersten Ligen fortsetzte. Nazis schlossen jüdische Spieler aus Die Nazis vereinheitlichten die Vielfalt der Fußballverbände, indem sie den DFB als alleinigen Verband bestimmten, gleichzeitig sorgten sie durch den Ausschluss der jüdischen Spieler für eine erneute Spaltung, woraufhin diese den Makkabikreis und den Sportverband Schild gründeten. Auch interessant: Geschichte in Beverungen: Der Tag, als Ludwig Decker starb In dem Buch werden auch immer wieder Geschichten am Rande des Fußballs beschrieben, wie beispielsweise ein rauchender Torwart, der nur eine Hand frei hatte, um seine Zigarette zu halten, und dabei zehn Gegentreffer kassierte. Aber es wird auch auf die Erfolgsgeschichte von Arminia Bielefeld eingegangen, die 1923 Westdeutscher Meister wurde und das Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft erreichte und mit Walter Claus-Oehler sogar einen Nationalspieler stellte. Chroniken der Vereine im Kreis Höxter flunkern manchmal Neben den gesellschaftlichen und historischen Aspekten verfolgt dieses Buch vor allem ein Ziel: Den Vereinen in OWL soll eine Möglichkeit eröffnet werden, sich besser mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Die intensive Recherche vermittelt ein lebendiges Bild dieser Pionierzeit des Fußballs in OWL. &bdquo;In vielen Vereinschroniken tauchen Begriffe wie Gauliga, Bezirksliga, Einheitsliga, A-Klasse, erste Klasse, Verbandsliga, Kreisliga oder Aufnahmeklasse auf. Und oft werden diese Ligen dann als höchste Spielklasse tituliert und damit der eigene Verein in Höhen gehoben, die es so nicht gab“, verdeutlicht Grimm, der hauptamtlicher Bürgermeister von Beverungen ist. Während der Corona-Pandemie fing er mit der Arbeit am Buch an. &bdquo;Ich habe nicht meine Arbeit vernachlässigt. Es gab aber über einen langen Zeitraum keine öffentlichen und repräsentativen Termine. So hatte ich abends und am Wochenende Zeit.“ Hubertus Grimm bietet Vereinen Unterstützung an Zudem ging die Recherche nur, weil viele historische Zeitungen in den letzten Jahren digital archiviert wurden. Damit in seinem Buch nicht nur die &bdquo;großen“ Clubs jener Zeit auftauchen, sondern sich möglichst alle Vereine Ostwestfalen-Lippes in dem Werk wiederfinden, gibt es sechs verschiedene Anhänge, die über den Mitzkat-Verlag zusätzlich, allerdings nur zusammen mit dem Buch bestellt werden können: Kreise Bielefeld, Halle, Wiedenbrück; Kreise Paderborn, Büren; Kreise Minden, Lübbecke, Herford; Kreis Höxter; Kreis Warburg; und den Kreis Lippe. &bdquo;Vereine, die ihre Chronik aufarbeiten möchten und Fragen haben, dürfen sich gerne an mich wenden“, bietet Hubertus Grimm an – per E-Mail an: HubertusGrimm@t-online.de.

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