Warum eine Grundschule in Beverungen mehr Geld für Schulsozialarbeit fordert

Beverungen. An der Beverunger Grundschule läuft der Neubau. Das Gebäude wird von Grund auf saniert, teilweise neu errichtet und für den Schulalltag und die Anforderungen an den offenen Ganztag neu strukturiert. Doch nicht nur am Gebäude muss die Stadt Beverungen etwas tun, auch innerhalb des Schullebens gibt es Handlungsbedarf: Es wird dringend Unterstützung in der Schulsozialarbeit gefordert. In Beverungen und am Teilstandort Dalhausen besuchen derzeit etwa 436 Kinder die Grundschule, allein 300 davon am Hauptstandort. Dort ist mit 143 Kindern – also etwa 47 Prozent – der Migrationsanteil besonders hoch, schreibt Schulleiterin Birgit Riepe-Dewender in einem Schreiben an die Stadtverwaltung. Grund dafür sei die durch die Kommune favorisierte Aufnahme von geflüchteten Familien. &bdquo;Diese Kinder bereichern einerseits mit ihrer kulturellen Vielfalt unser Zusammenleben und sorgen für starke Schülerzahlen. Andererseits birgt diese Aufnahme für den Schulbetrieb besondere Herausforderungen“, so die Schulleiterin. Denn bei zugewanderten Familien beginne erst mit der Schulpflicht ab dem sechsten Lebensjahr der Erstkontakt mit der deutschen Sprache, Kultur und Gesellschaft. Viele Aufgaben, die nur Schulsozialarbeiter leisten können &bdquo;Auch Familien, die schon viele Jahre (zum Beispiel seit der Flüchtlingswelle 2015) hier in Beverungen wohnen, behalten ihre Kinder zuhause und geben sie auch nicht in eine vorschulische Einrichtung.“ Auch wenn diese mittlerweile in Deutschland geboren wurden und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. &bdquo;Eine Brücken-Kita wird seitens der Stadt nicht mehr angeboten. Eine soziale Begleitung und Unterstützung dieser Familien in der vorschulischen Phase entfallen damit völlig“, bedauert die Schulleiterin. Passend dazu: Umbau in Beverungen: Grundschüler ziehen für Baumaßnahme um Ein weiteres Problem: Durch ein &bdquo;anregungsarmes Umfeld“ würden Medien die Kinderbetreuung übernehmen, mit der Folge, dass Kinder die Sprache darüber lernen – allerdings kein Deutsch. &bdquo;Im besten Fall haben die Kinder wenigstens eine ausgeprägte Muttersprache. Es besuchen uns aber auch Kinder, die ihre Erstsprache aus dem Fernsehprogramm (zum Beispiel Englisch) übernehmen, obwohl in der Familie diese Sprache keiner spricht“, berichtet Riepe-Dewender im Brief an die Stadt. Neben traumatisierenden Flucht- und Kriegserfahrungen komme diese verhinderte Sozialisation in dem neuen Heimatland als großer Arbeitsbaustein für die Schule täglich neu dazu. &bdquo;Diese Aufgaben können ausschließlich nur von Schulsozialarbeitenden übernommen werden.“ Denn es sei eine &bdquo;intensive Förderung mit westlichen demokratischen Werten sowie auch eine Hilfe und Weitervermittlung an Unterstützersysteme dringend notwendig“. Viele Schüler brauchen mittlerweile mehr Unterstützung Doch nicht nur die Schülerinnen und Schüler mit Migrationsanteil brauchen mehr Unterstützung. Besonders am Hauptstandort spüre man auch &bdquo;die veränderte wirtschaftliche Situation der gesamten Familien“, deren Kinder die Grundschule Beverungen besuchen. &bdquo;Auch hier stellen wir insgesamt eine Veränderung fest hin zu immer mehr Familien mit einem niedrigeren Familieneinkommen. Diese Familien benötigen zusätzliche Unterstützung, die von der Schulsozialarbeit begleitet und vermittelt wird“, erklärt Birgit Riepe-Dewender. Zudem gerieten immer mehr Kinder innerhalb ihrer Familien in Gefährdungssituationen, die eine Begleitung und gegebenenfalls Gefahrenmeldung ans Jugendamt durch die Schulsozialarbeit nötig machten. Auch interessant: Diese Schulen in Höxter bekommen mehr Stellen für die Sozialarbeit &bdquo;Die wirksame Umsetzung eines Schutzkonzeptes erfordert personelle Ressourcen. Lehrkräfte sind für die Begleitung im Lernprozess zuständig. Es ist ihre Aufgabe, den Kindern ein adäquates Lernangebot zu präsentieren“, sagt die Schulleiterin. Die soziale Tätigkeit (Elternberatung, Vermittlung von Therapieangeboten, außerschulische Unterstützungsangebote) gehöre dagegen in diesem Ausmaß nicht zum Tätigkeitsprofil einer Lehrkraft und sei auch &bdquo;nebenbei“ nicht zu leisten, wird sie deutlich. Rat Beverungen entscheidet über mehr Geld für Schulsozialarbeit &bdquo;Daher sind wir für eine gelingende Grundschullaufbahn dieser Kinder auf die Unterstützung im Bereich der Schulsozialarbeit dringend angewiesen. Dadurch können wir direkt mit allen institutionellen Möglichkeiten Unterstützung und Sozialisation anbieten, die dann auch einen leichteren Übergang an die weiterführenden Schulen ermöglicht“, sagt sie. Daher wird eine Anpassung der Schulsozialarbeit um zehn Stunden beantragt. Das sind 21.000 Euro an Mehrkosten, die im Haushalt bereitgestellt werden müssen. Der Hauptausschuss hat bereits seine Zustimmung dazu gegeben. Am Donnerstag, 13. Februar, wird sich der Rat der Stadt ab 19 Uhr während seiner Sitzung im Saal Bever mit der Thematik befassen.

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